Mountainbiker Andrè HauschkeDer Höhenweltrekord ist geschafft
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EUSKIRCHEN – „Es war einfach fantastisch. Wir haben den Weltrekord geschafft.“ Die Begeisterung spricht Andrè Hauschke aus jeder Silbe und das Strahlen weicht nicht mehr von seinem Gesicht. Am 1. April hat er den Höhenweltrekord mit dem Mountainbike geschafft. In fünf Stunden bezwang er ganz allein die letzten rund 250 Höhenmeter und war in 6085 Metern am Ziel seiner Expedition angelangt.
Rund viereinhalb Wochen hielt sich Andrè Hauschke für die Expedition in Chile auf - meist weit über 4000 Metern Höhe. Zusammen mit dem Sportwissenschaftler Dr. Frank Hülsemann und dem Höhenphysiologen Dr. Markus Marees von der Sporthochschule Köln wollte der Extremsportler Hauschke einen neuen Höhenweltrekord mit dem Mountainbike aufstellen. Aber die Expedition diente auch wissenschaftlichen Untersuchungen.
Während sich die drei Mountainbiker den März über auf Höhen um 4000 Metern akklimatisierten - und da so „nebenbei“ einen Vulkan an der bolivianischen Grenzen von 5684 Metern per Rad erklommen (wir berichteten), verlief die Expedition ohne weitere Zwischenfälle. Allen Expeditions-Teilnehmern ging es hervorragend und auch das Material machte keine Probleme.
Ende März ging es in das eigentliche Zielgebiet, zum 6893 Meter hohen „Ojos del Salado“, dem höchsten Vulkan der Erde. Auf 4500 Metern wurde am „Salar Maricunga“ das Basislager errichtet. Dr. Marees blieb wegen gesundheitlicher Probleme dort, während Dr. Frank Hülsemann und Andrè Hauschke den ersten Höhenweltrekord in 5965 Metern aufstellten.
„Meines Wissens hatte zuvor ein Italiener den Weltrekord mit 5847 Höhenmetern aufgestellt“, berichtet Hauschke. Nach diesem ersten Rekord begaben sich die Mountainbiker wieder auf 5800 Meter, um dort in einer kleine Hütte, Tejoenannt, ihr Nachtlager aufzuschlagen. Am nächsten Morgen sollte es dann auf 6050 Meter gehen.
Doch nach nur drei Stunden war für die beiden Mountainbiker die Nachtruhe vorbei. „Frank war es gar nicht gut, er hatte Atemnot und einen trockenen Husten“, berichtet Hauschke. Für ihn, den erfahrenen Bergsteiger, war dies das absolute Warnsignal: Frank Hülsemann hatte alle Anzeichen eines Höhenlungenödems. „Das einzige, was hilft, ist so schnell als möglich auf eine geringere Höhe zu kommen“, erklärt Hauschke.
Das war selbst für den durchtrainierten Extremsportler ein schwieriges Unterfangen. „Frank war total erschöpft, sein ganzer Körper schrie nach Ruhe. Immer wieder sagte er unterwegs, er wolle nur schlafen. Aber es war wichtig, dass er aktiv blieb. In Ruhe hätte sich der Körper ganz schnell darauf eingestellt, einzig und allein nur noch die Lunge mit Sauerstoff zu versorgen“, weiß Hauschke.
Elf Stunden, also die ganze Nacht hindurch, stiegen die beiden Männer ins Lager ab, und das bei Temperaturen bis minus 20 Grad. Dort in den Morgenstunden angekommen, hatte sich der Zustand Frank Hülsemanns schon verbessert. Doch zur Sicherheit fuhr er noch einige Höhenmeter mit dem Jeep weiter hinab.
Andrè Hauschke aber ließ sich, sobald er seinen Freund gut versorgt hatte, von Beto, einem der Peruaner, die die Gruppe begleitet hatte, zum Übernachtungspunkt zurückfahren. „Als ich mit Frank im Lager ankam, spürte ich überhaupt keine Müdigkeit. Im Gegenteil, mir ging es richtig gut. Mein Adrenalinspiegel war offensichtlich so hoch, dass an Ausruhen gar kein Denken war“, berichtet Andrè Hauschke.
Jetzt die
grüne Eifel genießen
So erreichte er am Nachmittag des 1. April seine Rekordmarke von 6050 Höhenmetern. „Als Bergsteiger habe ich einen Augenblick daran gedacht, zu Fuß noch auf den Gipfel des Vulkans zu gehen, weil ich ja eigentlich kurz davor war. Aber das habe ich dann schnell verworfen. Und ich hätte es auch nicht mehr geschafft nach den Anstrengungen der vorherigen Nacht. Ziel war es außerdem, den Höhenweltrekord per Mountainbike aufzustellen. Und das hatte ich erreicht“, so Hauschke.
Auch wenn er die letzte Etappe alleine bewältigte, legt Andrè Hauschke Wert darauf festzustellen, dass sie diesen Höhenweltrekord zu Dritt aufgestellt haben. Und sein nächstes Ziel? Hauschke schmunzelt: „Arbeiten, arbeiten, arbeiten. Und mit dem Mountainbike die grüne Eifel genießen.“