Missbrauchsstudie: Bischof von Münster äußert sich
Münster – Nach der Vorstellung einer unabhängigen Studie der Uni Münster zu sexuellem Missbrauch durch Kleriker im Bistum Münster äußert sich Bischof Felix Genn am Freitag (10.30 Uhr) erstmals ausführlich bei einer Pressekonferenz. Genn hatte das Ergebnis einer über zweijährigen Forschungsarbeit von Historikern und Soziologen am Montag entgegengenommen und will jetzt nach dem Studium der Ergebnisse über die notwendigen Konsequenzen berichten.
In der Zeit von 1945 bis 2020 gab es nach den Untersuchungen des fünfköpfigen Forscherteams mindestens 196 Kleriker als Täter und 610 minderjährige Opfer von sexuellem Missbrauch. Damit sind 4,17 Prozent der Priester betroffen. Die Dunkelziffer aber ist erheblich höher. Die Forscher gehen von 5000 bis 6000 Opfern aus. Damit ist die Zahl der bekannten Fälle jetzt deutlich höher als bislang angenommen. Münster zählt nach dem Erzbistum Köln neben Freiburg und Stuttgart gemessen an der Zahl der Katholiken zu den größten Bistümern in Deutschland. Zum Bistum zählen auch Teile des Oldenburger Münsterlandes in Niedersachsen.
Nachweisen konnten die Forscher jahrzehntelanges Versagen in der Bistumsleitung, Vertuschen und Strafvereitelung durch Personalverantwortliche in verschiedenen Fällen. Dem aktuellen Bischof Genn werfen die Forscher vor, in den vergangenen Jahren gegenüber Tätern nicht die nötige Strenge als Vorgesetzter gezeigt zu haben, wenn diese Reue geäußert hätten.
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