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MedizinErste Beinverlängerung bei Kleinkind

Lesezeit 2 Minuten

Der kleinwüchsige Alessandro (4) und seine Eltern Nicola und Martin Höppner. (Bild: dpa)

MÜNSTER - Bei dem erst vierjährigen Jungen habe es bei den ersten Operationen an Ober- und Unterschenkeln sowie beim Heilungsprozess keine Komplikationen gegeben. Das sagte am Donnerstag der behandelnde Arzt am Universitätsklinikum Münster, Privatdozent Robert Rödl. Bis zum Erwachsenenalter rechnet der Mediziner durch die Behandlung mit einem zusätzlichen Wachstum von 20 bis 30 Zentimetern. Statt prognostizierter 1,47 Meter könnte der Junge etwa 1,67 Metergroß werden. Die Kleinwüchsigkeit bei dem Vierjährigen sei kurz nachder Geburt festgestellt worden, sagte Rödl, stellvertretender Leiterder Allgemeinen Orthopädie an der Uniklinik.

Für den kleinen Alessandro Höppner, der in diesem September zumzweiten Mal nach 2007 operiert worden war, bedeuten diese Zentimeternach Einschätzung von Rödl später einmal ein anderes Leben:"Kleinwüchsige sind nicht behindert, sie werden es durch ihrUmfeld, das an Normalwüchsige angepasst ist. Hier erleichtert daszusätzliche Wachstum viel." Ob Autofahren oder der Gang auföffentliche Toiletten - mit der Knochenverlängerung im Kindesalterkönnten kleinwüchsigen Menschen einige Hindernisse erspart werden.

Die Behandlung, die bei Kleinwüchsigen bisher erst ab einem Altervon 17 Jahren empfohlen wird, beginnt mit einem operativenKnochenbruch. Der gebrochene Knochen wird im Heilungsprozess stärkerdurchblutet und wächst somit schneller als üblich. Während derHeilungsphase werden die Knochen durch ein flexibles Gestell, einensogenannten Fixateur, gehalten. Auf diese Weise wächst der Knochenkontrolliert um einen Millimeter am Tag.

Positive Erwartungen überwiegen

"Wir müssen dann verlängern, wenn der Körper auf Wachstumeingestellt ist", begründete Rödl den Eingriff im Kleinkindalter, derzurzeit in Deutschland nur vom Universitätsklinikum Münstervorgenommen werde. Das starke Wachstum innerhalb weniger Monate könneallerdings auch mit Schmerzen einhergehen, die mit Medikamenten undKrankengymnastik behandelt würden.

Für die Eltern des kleinen Alessandro überwiegen eindeutig diepositiven Erfahrungen mit der Therapie bei ihres Sohns: "Natürlichgibt es schwere Momente, wenn Alessandro Schmerzen hat. Aber wenn erjetzt mit strahlenden Augen Bobbycar fährt, ist das das Tollste fürihn", sagte Mutter Nicola Höppner am Donnerstag. Infolge dererfolgreichen Behandlung des vierjährigen Jungen verzeichnete dasKlinikum nach eigenen Angaben vermehrt Anfragen zu einer möglichenKnochenverlängerung bei Kindern. (dpa)