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Magenspülung ist nicht angenehm

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WIPPERFÜRTH Immer wieder greift die Polizei zu Weiberfastnacht am Marktplatz, in den Gassen und am Surgères-Platz Jugendliche auf, die zu viel Alkohol getrunken haben. „Jugendliche, die alkoholisiert auffallen, werden von der Polizei zur Wache in der Lüdenscheider Straße mitgenommen. Dort können sie dann von den Eltern abgeholt werden“, erklärt Klaus Heller von der Wipperfürther Polizeistation.

Auf dem Marktplatz soll wieder eine mobile Wache eingerichtet werden. Polizei, Ordnungsamt und Jugendamt wollen Streife gehen, gegebenenfalls auch die Rucksäcke der Jugendlichen und geparkte Autos auf Flaschen kontrollieren und versteckte Alkoholika in den Büschen und Gassen aufspüren.

Besonders betrunkene Jugendliche sollen vom DRK betreut oder direkt ins St. Josef-Krankenhaus gebracht werden. Dort sollen sie unter Aufsicht des Personals ausnüchtern. In schlimmen Fällen bekommen Betrunkene den Magen ausgepumpt. Das ist nicht so ganz ohne: „So einen dicken Schlauch in den Magen - das hat der Patient naturgemäß überhaupt nicht gerne“, erklärt Krankenpfleger Josef Wickenbrock. „Obwohl der etwa ein Zentimeter dicke Schlauch, der über den Mund vorsichtig eingeführt wird und aus thermolabilem Material besteht, also unter Wärmeeinwirkung noch etwas weicher wird, ist es ein für alle ein unangenehmes Verfahren. Die Betroffenen müssen beim Magenspülen noch eigene Schutzreflexe haben, sonst können wir das nicht machen“, erläutert der Krankenpfleger, der mit der Krankenschwester Gordana Marijic das Magenspülset vorführt. „Wir machen das nur im Extremfall und auch nicht, um den Patienten zu bestrafen, sondern um ihn zu retten“, erklärt der Krankenpfleger, der weiß, dass ein solches, einmal verwendbares Magenspülset mindestens 70 Euro kostet. Meist reiche es, wenn Betrunkene gut überwacht in einem Krankenhausbett ausnüchtern.

Der Magen werde häufig dann ausgepumpt, wenn Betrunkene zusätzlich noch Tabletten oder Drogen eingenommen hätten, erklärt der Chefarzt und ärztliche Direktor des Krankenhauses, Dr. Hermann-Josef Mellage. Es sei nicht die Karnevalszeit, wo das Magenspülset besonders häufig eingesetzt werden müsse.

Am schlimmsten seien Abschlussfeiern an Schulen, da kamen zumindest früher schubweise die stark betrunkenen Schüler ins Krankenhaus, erinnert sich der Krankenpfleger. Und Dr. Mellage sieht neben den Schulabschlussfeiern vor allem die Schützenfeste als Problem, denn vor allem dort erlebten Kinder und Jugendliche oft falsche Toleranz und Gleichgültigkeit der Eltern gegenüber Alkohol, so der Mediziner. Dr. Mellage hat das Gefühl, dass das so genannte „Komasaufen“ in Wipperfürth und Umgebung nachlasse und nicht mehr ganz so häufig die Opfer solcher Zechgelage ins Krankenhaus eingeliefert würden wie noch vor ein paar Jahren. Trotzdem: Sich sinnlos zu betrinken, das so genannte „Binge Drinking“, also das „sich-gezielt-die-Kante-geben“, dafür hat Dr. Mellage kein Verständnis. Er begrüßt Aktionen wie „Keine Kurzen für die Kurzen“. Auch er appelliert an die Verantwortlichen der Verkaufsstellen für alkoholische Getränke, genauer hinzuschauen und nach dem Alter und Ausweis zu fragen.