Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Lommerzheim starb im Urlaub

Lesezeit 2 Minuten

Lange konnte Hans Lommerzheim seinen Ruhestand nicht genießen. An Silvester 2004 schloss er seine berühmte Kneipe in Deutz, gestern, nicht einmal ein halbes Jahr später, starb er am frühen Morgen während seines Urlaubs, den er wie immer mit seiner Frau Annemie in Dorf Tirol verbrachte. Er erlag wohl einem Herzinfarkt.

Mit „Lommis“ Tod endet eine einzigartige gastronomische Institution. Die trostlos gammelige Fassade an der Siegesstraße 18 schreckte alle Kölsch-Freunde ab, die ihr Frischgezapftes am liebsten in eleganter Atmosphäre genießen. Die gab es bei Lommerzheim nicht. Aber dort traf man Gleichgesinnte, die viererlei suchten: Kontakt mit den anderen angenehmen Gästen, die legendären Produkte der Küche zu sagenhaft niedrigen Preisen, das Päffgen-Kölsch und den wortkargen Gastwirt, der all dies in seiner immer vollbesetzten Kneipe garantierte. „Andere haben ein Wohnzimmer - wir haben Lommerzheim“, dichtete einer im Internet über Lommi.

Bei ihm verkehrten auch Promis, Udo Lattek etwa und andere, die ihren Bekannten einmal etwas ganz und gar Einmaliges vorführen wollten, die verräucherte Gaststube, die verfallene Häuserfront, die Riesenkoteletts und Mammuthämmchen, die Cola-Kästen als Notsitz - und eben den Hans. Der, Jahrgang 1930, ein ehemaliger Päffgen-Kellner, machte sich 1959 mit der Gaststätte selbstständig und erwarb sich ein überaus treues Stammpublikum, das weit über Köln hinausreichte. Das Volk stand nachmittags ohne zu murren eine Dreiviertelstunde vor dem Einlass an.

Viel geredet hat Lommerzheim nie, ein klein wenig gelächelt aber schon, wenn er mit seinem Bierkranz um die Tische kurvte und dem, der mit Kölsch dran war, eins auf den Deckel gab. Bestellen konnte man keins. Verdurstet ist all die Jahre aber auch niemand. Der Quell seiner Übersicht war, wie Lommi auf Anfrage knapp mitteilte, „Training“.

Was mit der weiterhin geschlossenen Kneipe geschieht, steht noch nicht fest. Eine Idee ist, sie abzutragen und im Freilichtmuseum Kommern originalgetreu wieder aufzurichten. Viele Lommi-Fans würden sicher mit Begeisterung dorthin pilgern.