Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

KursWenn das Baby nicht atmet

Lesezeit 3 Minuten

Erste Hilfe fürs Baby: Dr. Salem El-Hamid und Dr. Angela Hoffmann bauen Hemmschwellen durch Übungen mit der Puppe ab. (Bild: Krempin)

GUMMERSBACH – Der Säugling liegt blass im Bettchen. Atemstillstand - ein Horror-Szenario für Eltern. Was tun?

Im Kurs „Neugeborenen-Reanimation“ der Kinderklinik am Kreiskrankenhaus Gummersbach werden Eltern auf diesen Ernstfall vorbereitet. Sie lernen, wie man einen Säugling beatmet und wie das kleine Herz massiert wird. Chefarzt Dr. Salem El-Hamid ist überzeugt: „Wer vorbereitet ist, reagiert richtig und gerät nicht so schnell in Panik.“

Darum wird der Kurs regelmäßig und kostenlos im Kreiskrankenhaus angeboten. Dieses Mal sind 17 Teilnehmer dabei, Männer und Frauen. Auch Schwangere sind darunter. Oberärztin Dr. Angela Hoffmann begleitet sie durch den Kurs. „Sie merken es, wenn mit Ihrem Kind etwas nicht stimmt“, so die erfahrene Kinderärztin.

Wenn der Säugling im Schlaf nicht rosig aussieht, sondern blass oder bläulich, muss man ihn sofort hochnehmen. „Wecken Sie das Kind. Kneten Sie seine Fußsohle, klopfen Sie ihm auf den Rücken.“ Meist setzt mit dem Erwachen die Atmung wieder ein. Dennoch sei eine ärztliche Nachuntersuchung wichtig, so Dr. Hoffmann.

Atmet das Kind nicht, muss man es hinlegen. Die Kursteilnehmer üben mit Babypuppen. Bei der Beatmung umschließt der Erwachsene mit dem Mund die Nase und den Mund des Kindes und atmet aus.

Dann folgt die Herzdruckmassage. Der ideale Druckpunkt befindet sich zwischen den Brustwarzen. 15 bis 30 Mal wird das Herz massiert. Zweimal pro Sekunde wird der Brustkorb bis zu vier Zentimeter tief eingedrückt.

Ein junges Paar, bei dem die Frau beatmet und der Mann die Herzmassage übernommen hat, stellt fest, dass es umgekehrt besser geht. „Ich trau mich nicht, fest zuzudrücken“, räumt der Mann ein, „meine Frau ist beherzter.“

Zwei Mal beatmen, 15 bis 30 Mal Herzmassage. Schon nach kurzer Zeit geraten die Kursteilnehmer außer Atem. Wie verständigt man dabei gleichzeitig auch noch den Notarzt? Dr. Angela Hoffmann empfiehlt: Eltern sollten einen Notfallplan erarbeiten: „Weihen Sie Mitbewohner und Nachbarn ein. Die können den Notruf übernehmen und dem Notarzt die Tür öffnen.“

Auch vorbeugend können Eltern dem Kindstod ein Schnippchen schlagen, so Chefarzt Dr. El-Hamid: „Rauchen Sie nicht, betten Sie Ihr Kind immer in Rückenlage, am besten in einem Baby-Schlafsack ohne zusätzliche Decke und im separaten Kinderbett.“ Mit simplen Maßnahmen wurden die Todesfälle in den letzten 20 Jahren von bundesweit jährlich 1,5 auf 0,3 Prozent reduziert.

Besonders gefährdete Säuglinge werden an Monitore angeschlossen, die Herz und Atmung überwachen. Thomas Gläser, Anwendungsberater für Monitore, sagt: „Den Eltern die Monitore mit nach Hause zu geben, ist nur in wenigen Fällen vonnöten.“ Kürzlich haben ihn Eltern angerufen: „Das Gerät sei kaputt. Es würde piepen. Ich fuhr hin. Das Gerät war okay, aber das Kind hatte extreme Atemaussetzer.“ Er alarmierte den Notarzt, das Baby wurde gerettet.

Reanimationskurse der Kinderklinik im Kreiskrankenhaus Gummersbach gibt's am 19. Juli, 13. September und 22. November. Anmeldung unter (0 22 61) 17 15 65.