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KönigsforstPilzsammler wüten wie Axt im Walde

Lesezeit 2 Minuten

Ein Pilzsammler in Aktion (Bild: dpa)

RHEIN-BERG – Revierförster Joachim Cohnen hat in diesem Herbst mehr Arbeit als üblich: Immer wieder trifft er im Königsforst auf Spaziergänger mit kleinen Körbchen. Es sind Pilzsammler, die wohlschmeckende Hallimasch, Pfifferlinge oder Steinpilze gesammelt haben. Cohnen, der die beliebtesten „Pilzstellen“ im Forst natürlich kennt, muss dann einschreiten: Pilze sammeln ist im Königsforst ausdrücklich verboten.

„Viele Bürger sind einfach falsch informiert“, sagt Cohnen. Der Königsforst ist ein Flora-Fauna-HabitatSchutzgebiet (FFH), in dem die Natur nicht gestört werden soll. Pilzesammeln gilt als Störung der Natur, ebenso das Verlassen der Wanderwege. Dass das zuständige Regionalforstamt Rhein-Sieg-Erft an vielen Zugangswegen, wie am Wanderparkplatz Bethanien in Refrath, Hinweisschilder zum Pilzsammelverbot aufgestellt habe, helfe nur wenig: „Was derzeit im Wald abgeht, ist unvorstellbar. Die Leute fallen in Scharen ein und nehmen die Pilze in rauen Mengen mit.“

Cohnen und sein Revierförsterkollege Jürgen Greisner versuchten, immer freundlich auf die FFH-Bestimmungen hinzuweisen. „Aber die Leute kümmern sich überhaupt nicht darum.“ Mitunter stoße er am nächsten Tag erneut auf die gleichen Leute. „Beim zehnten Treffen im Wald ist das nicht mehr lustig.“ Für die Wahner Heide sei das Sammelverbot für Pilze seit vielen Jahren bekannt, im Königsforst habe es sich noch nicht herumgesprochen.

„Das ist ein großes Problem“, sagt Cohnen. Bei ganz resistenten Pilzsammlern könne er noch an Ort und Stelle im Wald ein Ordnungsgeld verhängen. „50 Euro sind dann fällig.“ Die Ertappten könnten dann wahlweise in bar oder mit EC-Karte bezahlen. Im Normalfall komme es aber nur zu einer freundlichen, aber ernsten Ermahnung.

Was Cohnen so verärgert, sind die Auswirkungen auf die Natur. Der Waldboden abseits der Wanderwege werde durch die Pilzsammler plattgetrampelt und die Pilze komplett mit Stiel ausgerupft.

„Es gibt Orte im Wald, da sieht man nur noch Schnittstellen, aber keine Pilze mehr“, bedauert er. Durch die Sammler sei mittlerweise der Bestand der Pilze gefährdet. Außerdem werde das Wild aufgeschreckt und laufe über die Landstraßen. „Auf diese Weise passieren viele Wildunfälle.“ Gerade Sonntag morgens sei eine Häufung der Wildunfälle festzustellen. „An diesem Tag sind die Sammler unterwegs. Da besteht ein Zusammenhang“, glaubt der Förster.