AboAbonnieren

Kölner DomDreikönigenschrein im Keller versteckt

Lesezeit 3 Minuten

Um die Sicherung der Fenster im Dom gab es heftige Auseinandersetzungen. (Foto: Dombauarchiv)

KölnIm Verlag Kölner Dom ist kürzlich das Buch „Der Kölner Dom im Zweiten Weltkrieg“ von Niklas Möring erschienen. In loser Artikelfolge berichten wir daraus.

Der Krieg verlangte Eile. Angesichts der Bombenangriffe galt es nicht nur die wertvollen Kunstschätze aus dem Dom zu schaffen und sie an diversen Auslagerungsorten in Sicherheit zu bringen, sondern auch, Gebäudeteile des Doms zu schützen. Wie, darüber gab es auch widerstreitende Meinungen, wie Möring in seinem Buch schildert, das von der Bauwens Unternehmensgruppe finanziert worden ist. Streit gab es laut Möring etwa darüber, ob die mittelalterlichen Fenster des Doms ausgebaut oder vor Ort geschützt werden sollten.

Bereits im Ersten Weltkrieg hatte man den Ausbau versucht, dabei aber einige Fenster zerstört oder beschädigt. Das hatte der damalige Dombaumeister Hans Güldenpfennig vor Augen, als er den Ausbau zu Kriegsbeginn für unnötig hielt und sich weigerte, ihn durchzuführen. Stattdessen wollte er auf Holzverschalungen gegen Splitter und Luftdruck bei Bombenexplosionen setzen.

Übrigens war dem Dombaumeister - wie vielen Kunsthistorikern und Denkmalschützern seiner Zeit - nur der Schutz der mittelalterlichen und der Fenster des 19. Jahrhunderts wichtig, so Möring. Anders als Güldenpfennig erklärte der Reichsminister für die kirchlichen Angelegenheiten aber eindringlich, dass nur der Ausbau der Fenster akzeptabel sei. Unter Protest gab der Dombaumeister nach. Auch die Dombaukommission mahnte ihn im Februar 1940 den Ausbau „unverzüglich fortzusetzen“. Tatsächlich meldete Güldenpfennig am 30. Oktober 1940, dass alle mittelalterlichen Fenster ausgebaut seien. In 300 Kisten verpackt, wurden sie im Keller des Erzbischöflichen Palais verstaut, und als dieses zerstört wurde, im Bunker südlich des Doms zwischengelagert. „Alle Scheiben, die drinblieben, wurden durch den Luftdruck der Explosionen zerstört“, so Dombaumeisterin Professor Barbara Schock-Werner.

Möring erzählt auch die abenteuerliche Geschichte über die Auslagerung des Dreikönigenschreins und des Altars der Stadtpatrone. Im Juli 1942 beschloss das Metropolitankapitel, die wertvollen Stücke in die Nähe von Bamberg (Pommersfelden) zu schaffen. Gemeinsam mit dem Altar der Stadtpatrone und 60 Gemälden des Wallraf-Richartz-Museums wurde die wertvolle Fracht im Keller des Barockschlosses Weißenstein in Sicherheit gebracht.

Schon im August 1943 hatte die NSDAP die Beschlagnahmung des Schlosses ins Auge gefasst. Dass Kölns Schätze weiterhin sicher waren, dafür sorgte laut Domvikar Max Loosen die Schlossherrin. Die schaffte es nämlich dank ihres diplomatischen Geschicks und ihrer guten Verbindungen, dass in den Wirtschaftsgebäuden des Schlosses eine Polizeischule mit Feuerwehrabteilung untergebracht wurde und dass das Gebäude damit der Belegung durch die NSDAP-Kreisleitung entging.

Aber die Gefahr war nicht gebannt. Eines Tages, Dombaumeister und Domvikar hielten sich in Pommersfelden auf, da tauchten - unangemeldet - einige SS-Vertreter auf. Die Polizeioffiziere wollten öffentliche Kunstschätze begutachten. Die Schlossherrin - eine Italienerin - kredenzte den Polizeioffizieren ein opulentes Mahl und sorgte währenddessen dafür, dass die Kisten mit der wertvollen Fracht aus Köln mit Aufklebern „Ihre Durchlaucht der Frau Reichsgräfin Ernestine von Schönborn-Wiesentheid“ versehen wurden. So entgingen sie der befürchteten Beschlagnahmung. Dombaumeisterin Schock-Werner berichtete, die Enkelin der Schlossherrin habe ihr empört erzählt, dass die Gräfin später wegen Kollaboration angezeigt worden ist.