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Kardinal Müller irritiert über Umgang des Papstes mit Woelki

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Rom – Kardinal Gerhard Ludwig Müller, der ehemalige Präfekt der römischen Glaubenskongregation, hat den Umgang von Papst Franziskus mit dem Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki kritisiert. „Ich sehe nicht den geringsten Grund, warum Kardinal Woelki zurücktreten müsste”, sagte Müller der Deutschen Presse-Agentur in Rom. Gegen Woelki liege absolut nichts vor, er sei lediglich das Opfer von Diffamierungskampagnen, meinte Müller. Papst Franziskus hatte der dpa am vergangenen Sonntag gesagt, er wolle sich mit seiner Entscheidung in Sachen Woelki Zeit lassen. „Schauen wir mal. So eine Entscheidung trifft man nicht unter Druck”, sagte das 85 Jahre alte Oberhaupt der katholischen Kirche. Im Juni hatte Franziskus in einem Interview gesagt, er habe Woelki dazu aufgefordert, ein Rücktrittsgesuch an ihn zu richten. Dieses liege ihm nun vor, und er könne jederzeit darüber entscheiden. Hintergrund sei die „turbulente Situation” im Erzbistum Köln. Müller kritisierte diesen Schwebezustand scharf. „So wird der Eindruck erweckt, dass die Bischöfe nur Schachfiguren sind, die der Papst nach Belieben versetzen kann. Dabei sind die Bischöfe eigentlich von Christus eingesetzt, dem Papst im Bischofsamt gleichrangig. Der Papst ist nicht der Chef, der Arbeitgeber der Bischöfe. Er kann nur im äußersten Fall einen Bischof entlassen, wenn dieser sich etwa schwere Amtspflichtverletzungen zuschulden kommen lässt.” Papst Franziskus hatte Woelki im vergangenen Jahr „große Fehler” insbesondere in seiner Kommunikation vorgeworfen und ihn in eine fünfmonatige Auszeit geschickt. Zuvor war Woelki unter anderem in die Kritik geraten, weil er ein Gutachten zum Umgang von Bistumsverantwortlichen mit Missbrauchsvorwürfen aufgrund von rechtlichen Bedenken zunächst nicht veröffentlicht hatte.

© dpa-infocom, dpa:220731-99-220284/4 (dpa)