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Interview mit Markus Lanz„Eine eigene Hütte in Südtirol“

Lesezeit 5 Minuten

Markus Lanz (Bild: ZDF)

Herr Lanz, im März sind Sie 40 Jahre alt geworden. Ein Ereignis, vor dem Sie, nach eigener Aussage, Muffensausen hatten. War es denn jetzt wirklich so schlimm?

Es war noch schlimmer als befürchtet (lacht). Nein, an dem Tag war alles gut. Mir ging es auch nicht so sehr um den Geburtstag an sich, sondern um die Aussage, die dahinter steckt. Dass viele Wege bereits abgesteckt sind. Aber, um sie zu beruhigen, ich habe es verkraftet (lacht).

Hatten Sie am Tag zuvor noch eine Panikattacke?

Die ganze Woche über (lacht). Nein, im Ernst. Man sollte sich nur allmählich darüber klar werden, dass die Einschläge näher kommen. Und es ist auch gut, dass man das irgendwann kapiert. Ich habe zum Beispiel darüber nachgedacht, mein Leben wieder ein bisschen mehr zu leben. Klingt jetzt kompliziert, ist aber ganz einfach: Ich habe in den letzten Jahren viel Zeit in die Arbeit investiert, weil mir das großen Spaß gemacht hat, aber ich denke, ich muss das ein klein wenig ändern. Ich kann nicht so gut genießen. Das muss ich also üben.

Sie sagten mir einmal, dass Sie sich mit 50 eher als Alm-Öhi denn als Fernsehmoderator sehen würden.

Das ist richtig.

Sie haben sich schon einmal eine eigene Almhütte gekauft?

Nein, das habe ich nicht, wobei es ein schönes Geschenk gewesen wäre (lacht). Aber ich gebe zu, dass ich gerne einmal eine eigene Hütte in Südtirol hätte. Das ist ein Lebenstraum von mir, und darauf arbeite ich auch hin. Es ist nämlich schwer, einen wirklich schönen und idealen Platz zu finden. Ich passe eigentlich nur dahin, wo ich herkomme. Ich komme aus dem Sibirien Südtirols, aus dem Pustertal. Da gibt es wirklich eine Landschaft, die heißt Klein-Sibirien, weil es im Winter entsetzlich kalt wird.

Jetzt wird mir klar, warum Sie Ihre Urlaube in Grönland verbringen. . .

Stimmt, ich bin stets auf der Suche nach der Kälte.

Sie sind mit Ihrem Bruder früher durch die Dörfer getourt und haben Musik gemacht.

Das ist richtig. Gotthard und ich waren als „The W5“ berühmtberüchtigt. Wir waren eine klassische Top-40-Band und haben die Hitparaden rauf und runter gespielt. Der Name kommt übrigens von einem alten schottischen Whisky.

Heute sind Sie ungleich prominenter. Sind Sie misstrauisch geworden?

Ja. Deshalb ist überall da Schluss, wo es meinen Sohn betrifft, wo es Birgit betrifft, wo es meine Lebensgefährtin Angela betrifft, überhaupt Familie im weiteren Sinne.

Sie wirken so offen. Wie ist es, wenn Sie abends ausgehen und Menschen kennen lernen?

Ich gehe selten aus. Auf diese Art und Weise lerne ich also wenig Menschen kennen. Aber ansonsten habe ich die Erfahrung gemacht, dass die Welt deutlich besser ist, als man uns glauben machen möchte. Ich nehme die teuersten Kameras mit nach Afrika, ich schließe mein Auto selten ab. Es passiert nichts. Letztens habe ich ein Laptop am Flughafen in Frankfurt stehen lassen. Nach einer halben Stunde fiel es mir auf, ich rannte zurück. Es stand noch genauso da, es war nichts passiert.

Und wie ist es, wenn Sie privat Menschen kennen lernen?

Was das angeht, bin ich wahrscheinlich kein wirklich soziales Wesen. Ich bin da nicht sehr offen. Die Leute, die ich wirklich an mich ran lasse, kenne ich größtenteils bereits seit Jahrzehnten. Zum Beispiel ist einer meiner ehemaligen Erzieher einer der wichtigsten Menschen in meinem Leben.

Ein Lehrer aus dem Klosterinternat, auf das Sie damals gingen?

Genau. Er war damals noch sehr jung. Gerade mal 20 Jahre, also nur zehn Jahre älter als ich. Er ist nebenbei Tennislehrer, hat gerade meinem Sohn und mir ein bisschen Tennis beigebracht. Und ich finde es sehr interessant zu beobachten, welches Talent Martin, so heißt er, im Umgang mit Menschen hat. Er ist ein Erzieher im besten Sinne.

Ist er ein Mönch?

Nein, er ist verheiratet, hat selber Kinder. Aber er hat ein einzigartiges Talent, mit Menschen umzugehen. Und was bei mir vor dreißig Jahren funktioniert hat, funktioniert heute bei meinem Sohn ganz genauso.

Anderes Thema. Sie reisen sehr viel und in der letzten Zeit hat man sehr oft von Flugzeugabstürzen gehört. Haben Sie Angst vor so etwas?

Ich habe auf jeden Fall Respekt davor. Und ich ärgere mich darüber, wenn mir weisgemacht werden soll, fliegen sei so was wie Bus fahren. Ich fliege viel, und ich kann eines ganz sicher sagen: Fliegen ist überhaupt nicht wie Bus fahren. Es ist auch nicht so sicher, wie man immer tut. Die Statistiken beruhen auf Kilometern, aber welcher Bus fährt schon 6000 Kilometer am Stück?

Haben Sie ein Testament gemacht?

Nein.

Warum nicht?

Wahrscheinlich ist es sinnvoll, sich über solche Dinge Gedanken zu machen. Aber irgendwie verdränge ich so etwas immer. Ich möchte mir einfach über ein baldiges Ende keine Gedanken machen. Ich habe in den letzten Jahren immer mehr die Haltung entwickelt, und das gilt übrigens auch für Kinder, dass man einfach etwas gnädiger mit sich selbst sein muss. Es ist kein guter Ansatz, wenn man immer verkrampft durchs Leben geht. Man kann auch aus Angst vor dem Tod Selbstmord begehen.

Sie machen zurzeit drei Talkshows und eine Kochsendung pro Woche. Wie wird es weitergehen, wenn Kerner das ZDF verlassen hat?

Ich werde weniger machen. Noch ist nichts wirklich fest, aber es wird darauf hinauslaufen, eine Sendung pro Woche zu machen. Immer donnerstags nach Maybrit Illner. Dazu die Kochsendung, „Das will ich wissen“ wird weiterlaufen, „History - das Quiz" ebenfalls und dazu kommen noch ein paar andere Sachen. Ich habe also gut zu tun.