Interview„Mit 15 habe ich mich in eine Irin verguckt“
Sie haben Ihre journalistische Laufbahn bei der Bergischen Landeszeitung als freier Mitarbeiter begonnen. Was ist Ihnen aus dieser Zeit besonders in Erinnerung geblieben?
Markus Feldenkirchen: Die Vielfalt der Arbeit: Mal Rathaus, mal Karneval, mal Kaninchenzüchter. An manchen Wochenenden habe ich sechs Termine hintereinander besucht und Sonntagnachmittag alles aufgeschrieben. Es war auch ein schönes Gefühl, den eigenen Namen das erste Mal in der Zeitung zu lesen. Bitter war der Protest von Angehörigen einer Altenheim-Bewohnerin - ich hatte ihren Namen falsch geschrieben und bin da seither besonders vorsichtig.
Wie würden Sie die damalige Bergische Landeszeitung beschreiben?
Feldenkirchen: Ein Blatt, das nah an den Menschen seiner Region war.
Würde Sie sagen, Sie haben Bergisch Gladbach und dem Bergischen etwas zu verdanken?
Feldenkirchen:Ich habe eine fantastische Jugend in Gladbach verbracht. Wenn man mit seiner eigenen Jugend versöhnt ist, strahlt das auch auf den Ort ab.
Sie sind mit Ihrem ersten Roman „Was zusammengehört“ über Erinnerungen an die Zeit der geteilten Länder Deutschland und Irland auf viel positive Resonanz gestoßen. Wie kamen Sie überhaupt auf die Idee, ihn zu schreiben?
Feldenkirchen:Ich wollte schon seit langem die Geschichte einer großen Jugendliebe erzählen, die nicht vergehen will, und die ein Leben prägen kann, auch wenn sie nicht gelebt wurde. Vor vier Jahren haben ich mir dann endlich gesagt: „So, jetzt setzt Du Dich hin und schreibst sie auf.“
Wie haben Sie den Mauerfall in Gladbach erlebt?
Feldenkirchen:Ziemlich distanziert - wir kannten wirklich niemanden, der hinter der Mauer lebte - und ein wenig ungläubig. Ich war gerade 14 und konnte die Euphorie der Menschen, die ich täglich im Fernsehen jubeln sah, nicht wirklich nachvollziehen. Ich hatte das Gefühl: dieses Ereignis hat nichts mit mir zu tun. Die historische Dimension des Mauerfalls wurde mir erst viel später bewusst. Meine Magisterarbeit in Politikwissenschaften habe ich dann sogar über die amerikanische Diplomatie im Jahr 1990 geschrieben.
Gibt es ein Vorbild für Victoria, die große Liebe des Protagonisten?
Feldenkirchen:Ich habe mit 15 an einem Schüleraustausch meiner Schule, dem Albertus-Magnus-Gymnasium, mit einer irischen Partnerschule teilgenommen. Damals habe ich mich auch in eine junge Irin verguckt. Die hieß zwar anders und wurde auch nicht zur großen Liebe meines Lebens. Aber süß war sie schon. Heute ist sie verheiratet und hat fünf Kinder.
Haben Sie schon Gefallen am Leben als Autor, den Rezensionen und Lesungen gefunden? Wird es einen weiteren Roman geben?
Feldenkirchen:Ich liebe es zu schreiben. Daher hat mir vor allem die Arbeit an dem Buch große Freude bereitet. Was ich dieser Tage erfahre ist natürlich sehr schön, aber nicht das Eigentliche, weshalb man Romane schreibt. Ich werde gewiss weitermachen.
Wie haben Sie es überhaupt hinbekommen, als Hauptstadtjournalist einen Roman zu schreiben? Die Kollegen scheinen ja zu denken, sie könnten alle nur Sachbücher...
Feldenkirchen:Ich wollte es eben so. Da sind etliche Urlaube bei draufgegangen. Und auch viel Freizeit.
Mit einem Artikel zu Ulla Schmidts Gesundheitspolitik gewannen Sie einen Journalistenpreis - welche Themen treiben Sie sonst um?
Feldenkirchen:Mich interessiert, was die Politik aus ihren Protagonisten macht. Also schreibe ich bevorzugt Porträts. Ich empfinde es als befriedigend, den Menschen näher zu bringen, wie der politische Betrieb funktioniert, mit all seinen Besonderheiten und Absurditäten.
Angenommen, der Spiegel würde Sie als Korrespondent nach Gladbach schicken: Was würden Sie gern recherchieren?
Feldenkirchen:Mich würde zum Beispiel eine Reportage über das Bensberger Schloss interessieren - als neuem Hort der Reichen und Schönen.