Herstatt-Bank endlich am Ende
KÖLN. Mehr als dreißig Jahre hat es gedauert, die Hinterlassenschaft des Kölner Bankhauses Herstatt nach der Pleite 1974 aufzuarbeiten. Nun ist es bald soweit. Die letzte Zahlung an etwa 7000 Gläubiger ist für November / Dezember 2006 geplant. Werner Schaeper, der für die Prüfungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers die Abwicklung leitet, rechnet mit einer Schlussausschüttung von zirka 1,3 Prozent.
Damit wären die Forderungen von Banken und Kommunen zu 73,5 Prozent, die Forderungen privater und sonstiger Gläubiger zu 83,5 Prozent erfüllt. Insgesamt machten die anerkannten Vergleichsverbindlichkeiten, in Euro gerechnet, 881 Millionen aus. Davon waren 311 Millionen Banken und Kommunen, 570 Millionen privaten und sonstigen Gläubigern zuzuordnen.
Der Vergleich von 1974 sah nur Quoten von 45, 55 und 65 Prozent vor. Die Abwickler haben also hohe Überschüsse erzielt. Schaeper sagt, man habe viele Rechtsstreitigkeiten mit einer Erfolgsquote von etwa 90 Prozent beendet und viele positive außergerichtliche Vereinbarungen abgeschlossen. Konstruierte Aufrechnungslagen - Geschäftspartner wollten Verbindlichkeiten gegen Herstatt mit Forderungen zu 100 Prozent verrechnen - seien verhindert worden. Von Herstatt herausgelegte Kredite habe man überwiegend eingetrieben, Immobilien und Beteiligungen gut verwertet.
Ein weiterer wichtiger Punkt war die Behandlung manipulierter und offener Devisentermingeschäfte. Banken, die offene Devisenpositionen anderweitig glattstellten, also einen anderen Partner einspannten, machten dabei Verluste oder Gewinne. Die Verluste mussten die Abwickler als Vergleichsforderungen anerkennen. Auf die Gewinne hatte Herstatt grundsätzlich keinen eindeutigen rechtlichen Anspruch. Dennoch, erklärt Schaeper, habe man aus solchen Gewinnen in- und ausländischer Institute fast 100 Millionen Mark hereingeholt.
Aus Sondervergleichen in den USA stammten 52 Millionen Mark. Weitere rund 90 Millionen Mark Abwicklungsverbesserung ergaben sich aus Vereinbarungen mit den Liquidatoren der rechtlich selbständigen Herstatt-Filiale in Luxemburg. Luxemburg befriedigte die Gläubiger zu 100 Prozent und führte einen Rest aus abgewehrten bestrittenen Forderungen nach Köln ab.
Nicht zu vergessen: Es gab Entlastung von Beginn an. Der Feuerwehrfonds des Bankgewerbes entschädigte 31 000 Gläubiger mit Ansprüchen bis zu 20 000 Mark. Dafür bekam er die Bankenquote von 45 Prozent ohne Nachbesserung. Der Herstatt-Hilfsfonds sorgte mit 270 Millionen Mark dafür, dass überhaupt ein Vergleich zustande kam. Gerling, Mehrheitseigner der Bank, gab 210 Millionen, 60 Millionen kamen von Verbänden des Kreditgewerbes. Aus Überschüssen sind 135 Millionen Mark an den Fonds zurückgeflossen.
Die Abwicklung war erfolgreich, warum hat sie so lange gedauert? Komplexe Probleme waren zu lösen, sicher. Zusätzlich entstanden aber Verzögerungen durch die Prozessierbereitschaft des früheren Herstatt-Devisenhändlers Dany Dattel und durch den Fiskus.
Die Finanzverwaltung wollte, so Schaeper, Ergebnisse der Abwicklung, die über die ursprünglichen Vergleichsquoten hinausgingen, als steuerpflichtigen Gewinn einstufen. Es hat viel Zeit und Mühe gekostet, sie davon abzubringen.