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Hanf im Futter fördert die Sangeskunst

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ERFTSTADT. Sie sind temperamentvoll wie Spanier, die Timbrado-Kanarienvögel. Sie heißen Julio und José. Und sie singen, was das Zeug hält. Da können sich Vögel der deutschen Rasse Harzer Roller, die Hänschen oder Toni heißen, eine Scheibe von abschneiden. Am Wochenende stellten die Timbrados, eine spanische Unterart aller Kanarienvögel, vor Preisrichtern und Publikum ihr Können unter Beweis.

In vier übereinander gestapelten Käfigen hockten die Vögel und zwitscherten in den Stimmlagen „Classico Floreados“, „Intermedio“ und „Discontinuo“. Alle drei Gesangsrassen bildeten einen Chor, dessen Harmonie verzückte.

Nach Abschluss der Gesangswettbewerbe im Herriger Schützenhaus, bei denen drei Preisträger gekürt wurden, gab es am Samstag noch einen besonderen Höhepunkt für Kanarienfreunde: ein Konzert mit dem Schwarzwälder Musiker Helmut Moßmann. Wenn er eines seiner vielen selbst gebauten Instrumente wie mittelalterliche Leiern, Hackbretter oder Dudelsäcke erklingen ließ, stimmten die Vögel augenblicklich mit ein in die Musik. Gemeinsam mit dem Musiker wurde gezwischert, geflötet und gesungen. Ob zu mittelalterlichen Liedern oder Melodien aus der Schwarzwälder Heimat des Musikers - immer schienen die Vögel künstlerisch hoch motiviert zu sein.

Nur die Hähne

erheben die Stimme

Wie könnte es bei den stolzen Spaniern anders sein: Nur die männlichen Vögel singen. „Es gibt zwar auch ein paar Weibchen, die so singen können“, erklärt Karl Heinz Eibel, Preisrichter und jahrelang Vorsitzender der Interessengemeinschaft der Timbrado-Gesangskanarien. „Aber von Natur aus singen nur die Kanarienhähne.“

Vor 15 Jahren brachte der Vogelfreund die Timbrado-Kanarien nach Deutschland und begeisterte seither viele Züchter. Äußerlich sind die Trimbrados eher unscheinbar. Eindeutig geht es bei der Züchtung um die besten Stimmen, nicht um einzigartige Schönheit. Etwa 50 Mitglieder hat die Timbrado-Gemeinschaft. Zum Vergleich: Der deutsche Kanarienzüchterbund zählt über 10 000 Mitglieder.

Allein 30 der Trimbrado-Züchter gaben sich am Wochenende ein Stelldichein in Herrig. Auch der Maschinenbauingenieur Karl Heinz Eibel aus Kerpen war mit drei Vogel-Teams angetreten und belegte hinter dem jungen Züchter Marius Popiolek aus Hausach den zweiten Platz. Es sei eben eine besondere Kunst, die Vögel auf ein Zeichen hin ans Singen zu bekommen.

Motiviert werden die gefiederten Sänger durch Wärme, Licht und Stimmen. „Wenn ich zu Hause telefoniere, legen sie sofort los“, berichtet Eibel. Auch eine besondere Futtermischung begünstige das Singverhalten. Neben der Kanariensaat beinhaltet das Futter für die Gesangskünstler auch fünf Prozent Hanf. Und noch einen Unterschied gibt es zu den deutschen Verwandten: Die Timbrados singen mit offenem Schnabel. Auch das muss etwas mit dem spanischen Temperament zu tun haben.