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GerichtsverhandlungUrteil mit Rabatt für den Tankstellenräuber

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Rhein-Sieg – Mitten in das Urteil platzten drei junge Männer in den Gerichtssaal. Schnell war klar: Es waren drei ehemalige Komplizen des Angeklagten, Mittäter einer Tankstellenbande, die im Januar 2009 in Bonn und in der Region Angst und Schrecken verbreitet hatten: Elf Tankstellenüberfälle in zwölf Tagen. Tatorte waren Bonn, Bornheim, Swisttal, Königswinter und Siegburg; die Beute rund 7000 Euro. Die drei Besucher jedenfalls waren nicht besonders gut auf den Angeklagten zu sprechen. Der 23-Jährige, der in dem Quartett stets der Chauffeur des Fluchtautos gewesen war, hatte ein Geständnis abgelegt und die Ex-Kumpel „verpfiffen“.

Das Bonner Landgericht hat dem 23-jährigen gestern wegen gemeinschaftlicher schwerer räuberischer Erpressung in elf Fällen (davon ein versuchter Raubüberfall) zu milden zwei Jahren und neun Monaten Haft verurteilt. Bei dem extremen Rabatt spielten, so die Vorsitzende Richterin Steffi Johann to Settel, zwei Aspekte eine Rolle: Dass der Angeklagte, die bis dahin unbekannten Täter genannt hat (Kronzeugen-Paragraf) und dass er als Täter-Opfer-Ausgleich 6500 Euro gespart hat. Vier der elf Opfer haben eine Entschädigung von je 500 Euro angenommen.

Dennoch kam eine Bewährungsstrafe wegen des „schweren Unrechts“ nicht in Frage. Immerhin seien vier eingespielte Täter „eine professionelle Sache“ und „allein an einem Tag vier Überfälle durchzuziehen, spreche für eine ziemliche Abgebrühtheit“. Die Staatsanwältin hatte fünf Jahre Haft gefordert.

Die Überfälle liefen alle nach demselben Muster ab: Ein Frontmann, 20 Jahre alt, führte die Raubüberfälle mit einer Softairpistole durch; je zwei standen Schmiere und der Chauffeur wartete in der Nähe. Der 20-Jährige wurde bereits vom Jugendschöffengericht zu vier Jahren Jugendstrafe verurteilt; er hatte über die Komplizen geschwiegen.

Der Angeklagte hatte bereits kurz nach seiner Verhaftung alles getan, um aus der „kriminellen Nummer“ wieder rauszukommen. Im Prozess hatte er erzählt, dass er sich um eine Ausbildung gekümmert und eine Stelle habe. Er spiele Fußball und trainiere eine Jugendmannschaft.

Mit dem Besuch der Ex-Kumpels stand die Vergangenheit bedrohlich wieder vor ihm. Und demnächst muss der 23-Jährige noch als Zeuge gegen das Trio aussagen.