Geliebtes ScheusalVor 50 Jahren starb Clark Gable

Eine Szene aus der Verfilmung von "Vom Winde verweht" von 1939 mit Vivien Leigh und Clark Gable. (Foto: dpa)
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NEW YORK - Kaum einer sonst behandelte die Frauen soschlecht - und kaum einer wurde so von ihnen vergöttert. Clark Gableschlug, benutzte, betrog, verließ und vergewaltigte Frauen in seinenFilmen, und doch war er zeitlebens ein Frauenschwarm. Eine Frau,nämlich Marilyn Monroe, habe ihn dafür aber auch mit ihren Allürendas Leben gekostet, sagen manche. Als Clark Gable vor 50 Jahren (16.November) starb, brach das weltweit die Frauenherzen.
Ausgerechnet der Frauenheld war 1901 auf seiner Geburtsurkunde einMädchen. Doch das wurde geändert, ebenso später der Nachname: Dasdeutsche "Goebel" passte nicht im Ersten Weltkrieg. Als William ClarkGable aus dem ländlichen Ohio mit 17 ein Theaterstück sah, beschlosser, Schauspieler zu werden. Später lernte er die TheatermanagerinJosephine Dillon kennen - 17 Jahre älter, aber mit den richtigenVerbindungen. Die Ehe mit ihr öffnete ihm die Türen in Hollywood.
Und dort war der Aufstieg rasant. Im Jahr des Durchbruchs, 1931,spielte er in neun Filmen und wurde einer der erfolgreichsten Starsder Traumfabrik. Aber was für Unsympathen spielt Gable, was fürWiderlinge und Scheusale. Barbara Stanwyck schlägt er ins Gesicht,Norma Shearer misshandelt er. Und doch liegt ihm die Frauenwelt zuFüßen! Nach den Schlägen gegen Shearer wird Metro-Goldwyn-Mayer mitBriefen bombardiert. Keine Proteste, die Fans wollen sich freiwilligvon Gable schlagen lassen.
Als er Rhett Butler in "Vom Winde verweht" spielt, ist aus demStar schon eine Legende geworden. Bis heute schmachten Frauen unterseinem spöttischen Blick. Und das, obwohl sein letzter Satz gegenüberder ihr Herz ausschüttenden Scarlett ist: "Frankly, my dear, I don'tgive a damn", "Ehrlich gesagt ist mir das gleichgültig".
Fünfmal war Gable verheiratet. Die Ehe mit Dillon hielt sechsJahre, die zweite neun. Als die dritte Ehefrau, die SchauspielerinCarole Lombard, 1942 bei einem Flugzeugabsturz ums Leben kam, meldetesich Gable zur Front. Die Army machte mit dem Star zwar lieberWerbefilme. Doch fünfmal flog Bordschütze Gable in einer B-17Angriffe mit, einmal kam der Bomber übel zusammengeschossen zurück.Dabei hatte Gable in Berlin einen mächtigen Fan: Adolf Hitler liebtedie Filme des Amerikaners.
Nach dem Krieg - die Entlassungsurkunde von Major Gable hatte einOffizier namens Ronald Reagan unterschrieben - blieb der Erfolgvorerst aus. Dann kam 1960 "Misfits - Nicht gesellschaftsfähig" mitMonroe und Gable - für beide der letzte und nach Auffassung vielerauch jeweils beste Film. Es ist ein Psychodrama nach Monroes EhemannArthur Miller und ein Psychodrama war auch der Dreh.
Monroe war unzuverlässig und ihre ständige Verspätung reizte Gablebis aufs Blut. Alle waren auf den Erfolg oder auf Monroeeifersüchtig, zudem standen alle - Monroe, Gable, Montgomery Clift,Eli Wallach und Autor Miller - unter Erfolgsdruck. Freunde hattenGable vor der nervenaufreibenden Arbeit mit der Monroe gewarnt, dochdie Gage von 750 000 Dollar - im Schnitt verdiente ein Amerikanerdamals gute 5000 Dollar im Jahr - lockte ihn.
Es sei gut, dass die Dreharbeiten sich dem Ende näherten, sagteder 59-Jährige, die Monroe habe ihn "an den Rand eines Herzinfarktsgebracht". Kurz darauf, am 16. November 1960, starb Clark Gable - aneinem Herzinfarkt. Die Premiere von "Misfits" erlebte er nicht mehrmit, ebenso wenig die Geburt seines einzigen Sohnes im März 1961. DieMonroe war's, sagen seine (weiblichen) Fans. Skeptiker sehen es etwasnüchterner: Jahrelang drei Schachteln Zigaretten am Tag und dazu nochZigarren zum Whiskey fordern auch von einem Hollywoodstar ihrenTribut.(dpa)