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Die Wohnung als Filmkulisse vermieten

Lesezeit 3 Minuten

Erinnerungsfoto für den Vermieter? - Wer seine Wohnung für Dreharbeiten zur Verfügung stellt, darf nicht damit rechnen, dass die Schauspieler am Set für das Familienalbum posieren.

Hamburg/Berlin - Mit Veronica Ferres gemütlich beimKaffeeklatsch sitzen oder mit Götz George beim Small Talk in derKüche stehen: Wer seine Wohnung oder sein Haus als Kulisse fürFilmaufnahmen vermieten will, mag davon träumen, einen Hauch dergroßen Kino- und Fernsehwelt in die eigenen vier Wände zu bekommen.Doch die Realität sieht anders aus: Filmaufnahmen für Kino undFernsehen sind harte Arbeit und verlangen auch von denen, die nur dieKulisse stellen, viel Geduld, gute Nerven - und erst einmal Wohnraum,der überhaupt zum Drehort taugt. "Viele Privatleute machen sich das nicht klar, was es bedeutet,wenn 30 bis 50 Leute durch ihre Wohnung gehen", sagt AlexandraLuetkens vom Location Büro der Filmförderung Hamburg. So vielePersonen aber zählt eine Filmcrew in der Regel. "Da muss es schoneine 80 bis 100 Quadratmeter große Wohnung sein", so die Expertin vonder Filmförderung, die eigentlich nur öffentliche Gebäude und Flächenverwaltet, aber oft private Bewerbungen bekommt. Für Isabelle Defferrard, Chefin von Elb-Location in Hamburg,können die Drehorte nicht groß genug sein: "Ich suche Riesenhäuser,die exklusiv ausgestattet sind." Als "Location Scout" hat sie sichauf Objekte mit Blick auf die Elbe spezialisiert. Bei Silvia Eisenhut, Motivsucherin in Berlin und Brandenburg,zählen neben der Größe manchmal auch architektonische Besonderheiten:"Da muss es dann eine Wohnung mit Wendeltreppe sein, eine mit Kaminoder eine mit gekacheltem Fußboden." Wer die eigenen vier Wände bei den Motivsuchern erfolgreich alsDrehort angepriesen hat, muss über die Miete verhandeln. Seit dieKonjunkturkrise auch die Filmbranche erwischt hat, gebe es keinenRichtwert mehr, erklärt Luetkens: "Früher wurde eine monatlicheNetto-Kaltmiete pro Drehtag gezahlt. Das ist vorbei. Heute ist allesVerhandlungssache." Rückt die Filmcrew an, ist "der Alltag nicht mehr der, der ersonst war", macht Silvia Eisenhut klar. Nur ins Ausnahmefällen werdendie Wohnungsinhaber in Hotels einquartiert. Die meisten gingen wiegewohnt zur Arbeit und kehrten erst am Abend, wenn wegen desfehlenden Lichts nicht mehr gedreht werden kann, zurück. Sorgen, dass die teure Vase, die kostbare Kommode oder das weißeSofa bei den Dreharbeiten Schaden nimmt und keine Entschädigung dafürgeleistet wird, müssen die Vermieter von Filmkulissen nicht haben."Das ist alles gut versichert", betont Isabelle Defferrard. Wer seine Mietwohnung als Filmkulisse anbieten möchte, sollte vorDrehbeginn auf jeden Fall seinen Vermieter darüber informieren. "Beieinem Mehrfamilienhaus kann man das nur nach Rücksprache mit demVermieter machen", sagt Hermann-Josef Wüstefeld vom DeutschenMieterbund in Berlin. Wer aber glaubt, bei Dreharbeiten im eigenen Zuhause den Starswirklich näher kommen zu können, muss enttäuscht werden. Zu sehenbekomme man die Schauspieler schon. Doch ein richtiges Kennenlernensei nicht möglich, dämpft Alexandra Luetkens alle Hoffnungen. "Diehaben Proben, die sitzen in der Maske oder haben Besprechungen mitdem Regisseur", sagt sie. "Da bleibt kaum Freiraum." (dpa)