Die Rückkehr der schlesischen Weißwurst
Bockwurst mit Kartoffelsalat an Heiligabend, und am ersten Weihnachtstag geht s ins Restaurant: Da kann mit dem Kochen nichts schief gehen. . . Selbst wer an Weihnachten nicht auf Nummer sicher geht, bevorzugt am heimischen Herd die konservative Küche. „So klassisch wie in diesem Jahr haben die Kölner lange nicht mehr eingekauft“, sagt Herbert Hamacher. Wieso, kann sich der Geschäftsführer der Galeria Kaufhof auch nicht erklären - aber in der Lebensmittelabteilung an der Hohe Straße werden die Gänse knapp. „Wir müssen bei anderen Lieferanten Ware nachordern“, erzählt Hamacher.
Parallel zur Weihnachtsdeko, bei der die Farben Rot und Grün im Kaufhof eine Renaissance erlebten, wird in Kölner Metzgereien dieser Tage eine Wurst wiederentdeckt, die nur noch ältere Semester kennen: die schlesische Weißwurst. Erst in Wasser heiß gemacht und dann in Butter gebraten, ist diese Spezialität unter anderem bei der Metzgerei Jankowski am Eigelstein äußerst beliebt. Vor allem ältere Kölner, die ihre Kindheit in Schlesien verbrachten, lassen mit der Wurst alte Erinnerungen an Weihnachten aufleben, weiß Erika Jankowski. Pute hingegen, einst total in Mode, sei jetzt „out“. Wie am Eigelstein führt auch die Metzgerei Stürmer an der Severinstraße die schlesische Wurst nur in der Weihnachtszeit. Dort gibt es etliche Vorbestellungen für Rinderfilet sowie Steakfleisch aus der Hüfte. „Fondue ist weiterhin sehr beliebt“, sagt eine Verkäuferin.
Keine Experimente gibt s auch bei vielen ausländischen Mitbürgern: Was den Deutschen die Wurst, ist den Portugiesen der Bacalhau: Im Spezialitäten-Geschäft „A Lusitana“ am Ursulaplatz hat Inhaber José Santos etliche Vorbestellungen für Stockfisch entgegengenommen. „Den gibt s traditionell an Heiligabend mit gekochten Kartoffen und Gemüse.“ Selbst wer Weihnachten nicht feiert, setzt über die Feiertage auf Tradition: Li Zhenzi, Verkäuferin in einem Asia-Supermarkt, trifft sich seit Jahren an Heiligabend mit einer Freundin und kocht einen chinesischen Gemüseeintopf.
Natürlich gibt es auch ganz spezielle Vorlieben: So ließ in der Fischabteilung der Galeria Kaufhof ein Kunde Kaiserbarschfilet für 130 Euro das Kilo ordern. Wie Geschäftsführer Martin Schulte-im-Rodde erzählt, gab es weitere exotische Bestellungen, wie etwa Chirimoya-Früchte. Die wachsen nur in Spanien und Südamerika in wilder Natur - und erst ab 1500 Metern Höhe.