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Detlev RedingerFluch und Segen: „Hausmeister Krause“

Lesezeit 3 Minuten

Allet für den Dackel, allet für den C-C-Club: Detlev Redinger in seiner Paraderolle. (Fotos: Hanano)

Köln – Der Mann stottert gar nicht. Dabei müsste er jetzt eigentlich: Der Scheitel sitzt, die grüne Schützenjacke auch, und die alte Hornbrille verleiht ihm jenen naiv-doofen Blick, den die Rolle von ihm verlangt. Aber "He-He-Herbert Fink" gibt es nur bei Tom Gerhardt. Dessen Comedy-Serie "Hausmeister Krause" war von 1999 bis 2010 Quoten-Hit bei Sat.1, und über Detlev Redinger lachte ganz Deutschland: Der arbeitslose, über 40-jährige Herbert, der in Krauses Tochter "C-C-Carmen" verliebt ist und mit seinem Dackel Horsti noch bei seiner Mutter wohnt, von der er Taschengeld und ab und an eine Tracht Prügel bekommt. Herbert ist Opfer, muss meistens für Hausmeister Krause den Köder für vermeintliche "Sittenstrolche", Räuber oder Drogendealer spielen.

Bei so viel Schwachsinn verbietet sich die übliche Frage: "Wie viel Detlev Redinger steckt in der Rolle des He-He-Herbert?" Je länger aber das Gespräch in der Klettenberger Gaststätte Mehring dauert, desto mehr fällt auf, dass Detlev Redinger wie "Herbert Fink" ein recht liebenswürdiger Zeitgenosse ist. Einer, der nicht zu viel Privates preisgeben möchte, weil er das seiner Frau versprochen hat. "Familienvater, 62 Jahre, das muss reichen, oder?" Sicher, sicher.

Dafür erzählt Detlev Redinger offen und schonungslos über seinen Beruf, der ihn als kleiner Junge mit Idolen wie Robert Mitchum faszinierte, aber von dem er heute sagt, dass er seinen eigenen Kindern zu etwas anderem raten würde. "Ich war öfter auf dem Arbeitsamt als auf der Bühne", sagt Redinger vor allem über die Anfangsjahre in Köln.

Ende der 80er ziehen Redinger und seine Frau von Dortmund in die Stadt, die sie durch hier wohnende Freunde "kennen und lieben gelernt" haben. Vorher hat der aus Goslar stammende Schauspieler in Bochum, Saarbrücken und Dortmund Theater gespielt. Ausgebildet wurde er an der westfälischen Schauspielschule Bochum, auf die zur damaligen Zeit auch Uwe Ochsenknecht, Richy Müller oder Sabine Postel gingen.

"In Köln hatte ich zunächst eine große Durststrecke", sagt Redinger und erzählt von einer ABM-Stelle im Stadtmuseum. Unter anderem dramatisierte er das Memorialbuch des Ratsherrn Hermann von Weinsberg aus dem 16. Jahrhundert und bot auf dieser Grundlage Führungen an. "Eines Tages, das muss 1997 gewesen sein, klingelte im Stadtmuseum das Telefon", erinnert sich Redinger an die Einladung zu einem Casting, das sein Leben verändern sollte: "Hausmeister Krause".

Selbst mit Sonnenbrille und hochgestelltem Kragen wird Redinger in den Folgejahren in Nord- wie Süddeutschland als "He-He-Herbert" erkannt, was ihn noch heute verwundert: "Ich sehe doch nun wirklich anders aus, oder?" Sicher, sicher.

Hausmeister Krause sei beruflich gesehen "eine der tollsten Zeiten meines Lebens" gewesen. "Die Gage war das Sahnehäubchen." Rückblickend spricht Redinger aber auch von Fluch und Segen zugleich: "Ich war durch die Figur abgestempelt." Erhoffte Folgeangebote blieben aus.

"Man kann durch den Beruf nicht reich werden", betont Redinger, "von 100 Schauspielern schaffen das vielleicht zwei. Dann heißt es immer: ,Ich hab´ dich doch im Tatort gesehen.´ Ja, aber das sind drei Drehtage. Und der Rest des Jahres? Selbst die zwei bis drei Monate ,Hausmeister Krause´ im Jahr - davon kann man nicht wirklich eine Familie ernähren." Redinger schließt mit einem Plädoyer: "Um zu überleben in dem Job, brauchst du Leidenschaft." Redinger hat reichlich davon, das spürt man.

"Man muss nehmen, was einem angeboten wird", sagt Redinger, der gerne mal einen Killer spielen würde und nach "Hausmeister Krause" in der Sketch-Serie "Zack" zu sehen war. Ab morgen wird er wieder stottern, im Dackelclub-Outfit mit Seitenscheitel und Hornbrille: Tom Gerhardt startet im E-Werk seine bundesweite Bühnentournee "Nackt und in Farbe". Und "He-He-Herbert" ist mit von der Partie. "Ich glaube, dass das die Leute wieder sehen wollen, oder?" Sicher, sicher.