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Der „Spinnenmann“ von Mechernich

Lesezeit 4 Minuten

Bis vor eineinhalb Jahren litt Mike Jansen an Arachnophobie, der panischen Angst vor Spinnen. Bis er auf die Idee kam, sich selbst zu therapieren. An Halloween fuhr der 17-Jährige gemeinsam mit seiner Freundin Petra Olschewski - die auch keine Krabbeltiere mag - in den Kölner Zoo. „Hier bekämpfst du deine Angst“, war sich der Mechernicher Schüler sicher, der sich selber als sehr willensstark bezeichnet. Ohne lange zu überlegen, fragte er einen Mitarbeiter im Insektarium, ob er einmal eine Spinne in die Hand nehmen dürfe.

Sofort sei der Funke übergesprungen, gesteht Mike Jansen. Das war der Tag, an dem er seine Liebe zu exotischen Krabbeltieren entdeckte. Und von da wollte der Schüler selber Insekten zu Hause haben. Inzwischen hat er seine ganze Familie mit dem „Virus“ angesteckt. „Hätte mir vor eineinhalb Jahren jemand gesagt, dass wir Spinnen und andere kleine Tierchen bei uns zu Hause haben, hätte ich den für verrückt erklärt“, erzählt die Mutter Meta Jansen .

Bei dickem Hinterleib

ist die Spinne satt

Auch sie habe bisher Angst vor Spinnen gehabt. Doch die Therapie ihres Sohnes, also eine direkte Konfrontation mit dem „Feind“, habe auch bei ihr gewirkt. Immer wieder habe sie sich die Spinnen angeschaut. Jetzt sei ihre Spinnenangst wie verflogen.

Im Zimmer des Schülers vom Mechernicher Turmhof-Gymnasium leben inzwischen eine Vielzahl exotischer „Haustiere“. Sieben verschiedene Vogelspinnenarten wohnen in den von Jansen liebevoll gestalteten Terrarien - zudem einige Skorpione, Stabschrecken, Gespenstschrecken und Samtschrecken.

Selbst das Familienwohnzimmer hat der Sohn in Beschlag genommen und hier Platz für zwei junge Kornnattern geschaffen. Neben seinem Bett steht ein Terrarium mit knallgrünen Chinesische Rotbachunken.

In einem großen Regal stehen mehrere Terrarien in denen jeweils seine Spinnen, Skorpione und Insekten untergebracht sind. Zu seinen lieb gewonnenen Haustieren gehört die „Brachypelma vagans“, eine fünf Zentimeter große Vogelspinne aus Mexiko. Übersehen kann man leicht die winzig kleinen, drei Monate alten Minivogelspinnen („Euathlus spec fire“), die in durchsichtigen Filmdosen ausreichend Platz haben. Größer als drei Zentimeter würden die Spinnen nicht werden, erklärte der junge Fachmann. Geschenkt bekam er die Minivogelspinnen von einem Züchter, bei denen er alle seine Krabbeltiere erwirbt.

„Ich kaufe nur bei Züchtern und nicht in einer Tierhandlung. Denn hier werden oft Wildfänge verkauft.“ Und Tierimporte will er auf gar keinen Fall unterstützen. Zudem hat der Gymnasiast bereits schlechte Erfahrungen gemacht: Er kaufte - wie er dachte - einen männlichen schwarzen Thai-Skorpion für 40 Euro. „Acht bis neun Monate später hatte mein Skorpion 18 Junge geboren“, erzählt Jansen lächelnd. Zudem besitzt der Pennäler einige Wüstenskorpione aus Afrika.

Prachtexemplar und zugleich die teuerste Vogelspinne in seinem Zimmer, die so genannte „Blauzahn Vogelspinne“, schenkten ihm seine Eltern am Nikolaustag. Der hohe Preis lasse sich durch die seltene Färbung des Tieres - der Hinterleib leuchte grünlich - erklären, weiß Jansen. Ein einfacher durchsichtiger Cornflakes-Behälter ist Wohnort der Röhrenbewohnerin, in den Jansen mit dem Lötkolben einige Luftlöcher einbrannte. Stolz ist Jansen auf ein ganz seltenes Exemplar namens „Psalmopoeus langenbucheri“. Eine Vogelspinnenart, die nur fünf Menschen in ganz Europa besitzen.

„Und einer in Australien“, fügt Jansen lachend hinzu. Gefüttert werden seinen Achtbeiner nur alle paar Wochen, und zwar mit Heimchen.

Das Schwierige: Die kleinen Krabbler dürften nicht zu oft, aber auch nicht zu wenig gefüttert werden. „Am Hinterleib erkennt man, wann sie Futter brauchen“, so der junge Spinnenexperte.

Ein dicker Hinterleib sei ein Zeichen dafür, dass die Spinne satt sei. Die Terrarien, die Jansen der natürlichen Lebensumgebung der Tiere anpasst, müssen einmal im Jahr komplett gereinigt werden. Als Nächstes möchte der Mechernicher seine Vogelspinnen paaren. Wichtig sei dabei, die Arten nicht miteinander zu kreuzen. „Die Arten sollen rein bleiben, dass ist ein ungeschriebenes Gesetz von Züchtern.“ Während männliche Spinnen etwa zwei bis drei Jahre alt werden, könnten Weibchen ganz locker bis zu 25 Jahre alt werden. „Also habe ich von meinen Haustieren noch lange etwas“, freut sich der 17-Jährige.