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Der Nierenspieß als Medizin

Lesezeit 2 Minuten

Abends, da bekommt Helga Opkamp Hunger. Dann isst sie schon mal eine halbe Wurst. Mehr will nicht reingehen, denn wenn der Feierabend näher rückt, hat sich 60-jährige Imbissverkäuferin längst satt gesehen. Täglich von 11 bis 21 Uhr steht Helga Opkamp in der Bude auf dem Weihnachtsmarkt am Wiener Platz und verkauft zum „Hieressen“ oder Mitnehmen. Dann sieht sie dutzende Würstchen langsam vor sich hin brutzeln, während ihr die rotbraune Currysauce in die Nase steigt und goldgelbe Pommes im Frittenfett zischen.

Bei den Besuchern am meisten gefragt ist aber eine andere Spezialität. Sieht aus wie Schaschlik, ist es aber nicht: „Nierenspieß“, sagt Helga Opkamp und hebt mit der Geflügelschere einen aus der Soße. Karl-Heinz Rath freut sich schon; für ihn ist es bereits der zweite Nierenspieß an diesem Tag. „Der ist unschlagbar, einfach lecker“, sagt der 61-jährige Mülheimer. Für ihn sind die gekochten Innereien mit Zwiebeln die Hauptattraktion des Weihnachtsmarktes. Und wie Medizin: „Als mein Mann war krank war“, erzählt Margarete Rath, „schickte er mich hierher, um einen Nierenspieß zu holen. Das hat ihn wieder auf die Beine gebracht!“ Der Wiedergenesene nickt und schlürft genüsslich den letzten Rest Soße aus dem Pappteller. Das macht Helga Opkamp stolz.

Seit mittlerweile 18 Jahren steht sie für die Firma Vosen hinter der Theke, auf Weihnachtsmärkten, auf der Deutzer Osterkirmes und auch im Karneval. Dazwischen ist die Kölnerin Hausfrau. Mit ihrem Mann und Hund „Sherry“ wohnt die 60-Jährige am Neumarkt. Wenn Helga Opkamp spät abends nach Hause kommt, hat der Gang unter die Dusche noch Zeit. Der Spaziergang mit dem Hund hat Vorrang. „Da schalte ich ab, das ist Erholung für mich.“ Und so wie „Frauchen“ dann noch duftet, ist es auch für „Sherry“ besonders schön.