„Dalli Dalli“„Sie sind der Meinung: Das war spitze!“

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Das Team der ZDF-Quizsendung "Dalli Dalli" (l-r) Assistentin Monika Sundermann, Jury-Mitglied Ekkehard Fritsch, Quizmaster Hans Rosenthal, Jury-Mitglied Mady Riehl und Regisseur Hartmut Schottler (undatierte Aufnahme: dpa).

Das waren noch Zeiten im Fernsehen: Die Bühne mit der Bienenwaben-Optik! Die Schnellrate-Runde! Das Klick-Spiel! Der eingefrorene Luftsprung des Moderators! Und natürlich der Spruch „Sie sind der Meinung: Das war spitze!“ Die Rateshow „Dalli Dalli“ ist ein Klassiker der TV-Unterhaltung. An diesem Freitag vor 40 Jahren hat das ZDF die erste Ausgabe mit Quizmaster Hans Rosenthal gesendet, am 11. September vor 25 Jahren seine letzte. Meistens waren mehr als zehn, oft auch mehr als 15 Millionen Zuschauer dabei.

„Dalli Dalli war Pflichttermin. Meine Eltern, mein Bruder und ich haben die Show jede Woche zusammen angesehen, dabei belegte Brote gegessen und mitgeraten“, zitierte die Zeitung «Bild am Sonntag» den Moderator Kai Pflaume (43). Pflaume soll die Show noch 2011 im NDR Fernsehen wiederbeleben. „Dalli Dalli“, das war das „Quiz für Schnelldenker“. Die Show ist der Inbegriff für Familienfreundlichkeit im Fernsehen - ein Stück TV-Geschichte aus der goldenen Ära der Öffentlich-Rechtlichen,. Das erspielte Geld ging an einen guten Zweck, an Familien in Not. Wie bei heutigen Castingshows gab es auch bei „Hänschen“ Rosenthal, wie die Nation den schmächtigen Showmaster nannte, eine so genannte Jury. Doch diese Jury verbreitete gute Laune statt böser Sprüche und ließ quasi alles gelten, was die Kandidaten vorführten. Unvergessen auch: Die Ohrwurm-Titelmusik und das Orchester von Heinrich Riethmüller, die herzliche Begrüßung „Guten Abend, liebe Dalli-Dalli-Freunde!“, der Schnell-Zeichner Oskar, der die Promis auf Papier bannte, die Aktionsspiele, bei denen es um Geschicklichkeit und körperlichen Einsatz ging wie Luftballons in einer Schubkarre kutschieren. Im Gedächtnis blieb außerdem das Spiel „Dalli Klick“, bei dem Fotos erst nach und nach freigelegt wurden und zu erraten waren.

Jeweils acht Promis waren in der Show dabei, in Rosenthals 15 Jahren waren es mehr als 1200. In der ersten Show waren beispielsweise die Schauspieler Lieselotte Pulver und Fritz Eckhardt zu Gast, Cornelia Froboess trat als Sängerin auf. Später spielten auch Promis wie Maria Schell, Paul Breitner oder Alice und Ellen Kessler mit. Die Kandidaten wurden immer in Gruppen eingeteilt, zum Beispiel „Theater gegen Tatkraft“ (zwei Schauspieler gegen zwei Berufstätige mit außergewöhnlichem Job).

Jeweils zwei Teams bekamen die gleichen Aufgaben, die sie in wenigen Sekunden, lösen mussten. „Sie haben die Chance, Napoleon zu interviewen. Was werden Sie ihn fragen?“, stellte Rosenthal mal dem Team Thomas Gottschalk und Mike Krüger als Aufgabe. Der legendäre Luftsprung kam auf Wunsch des Saalpublikums zustande, das Kandidaten per Knopfdruck mit Extra-Punkten belohnen konnte. Wenn die Mehrheit drückte, ertönte eine Sirene. Rosenthal rief: „Sie sind der Meinung: Das war spitze!“ Beim Wort «spitze» stimmten alle ein. Rosenthal sprang hoch.

Wer über „Dalli Dalli“ schreibt, darf Hans Rosenthal nicht nur als lustigen kleinen Unterhalter sehen. Der Sohn eines jüdischen Bankbeamten hatte im ersten Teil seiner „Zwei Leben in Deutschland“, wie er seine Autobiografie 1980 nannte, wenig zu lachen. Nach dem frühen Tod seiner Eltern wurde er von Heim zu Heim geschoben, seinen Bruder töteten die Nazis im KZ. Hans überlebte wie durch ein Wunder und mit Hilfe von zwei Frauen bis Kriegsende in einem Versteck in einer Berliner Kleingartenanlage.

Hans Rosenthal wurde nur 61 Jahre alt

Danach hat sein „zweites Leben“ begonnen, eine beispiellose Karriere in Funk und Fernsehen. 30 Jahre gehörte er dem Berliner Sender RIAS an, später war er ein ZDF-Star und engagierte sich stark in jüdischen Glaubensorganisationen. Am 11. September 1986 moderierte Rosenthal noch „Dalli Dalli“, die Oktober-Sendung fiel wegen der Magenkrebs-Diagnose des Moderators aus. Er lag im Krankenhaus. Am 10. Februar 1987 starb Rosenthal. Er wurde nur 61 Jahre alt. Am Schluss seiner Autobiografie schrieb Rosenthal: „Wenn mir die Kinder der Nachbarschaft ,Dalli Dalli nachrufen, dann denke ich: Ja, ich habe mich eigentlich immer beeilt in meinem Leben. Nicht um dem Glück nachzulaufen, sondern um dem Unglück zu entgehen. Und dabei bin ich dann dem Glück begegnet.“

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