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Cherno Jobateys Auszeit bei „Zimmer frei”

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Cherno Jobatey bei "Zimmer frei"

Hamburg/Köln - Die Aufzeichnung begann vollkommenunspektakulär: Christine Westermann und Götz Alsmann, die Moderatorender Fernsehshow "Zimmer frei", kündigten den Gast ihrer neuen Ausgabean: "Begrüßen Sie mit uns: Cherno Jobatey". Das Publikum klatschteordnungsgemäß. Der lange Moderator des ZDF-Frühstücksfernsehensbetrat das Studio mit seinen auffallend großen Turnschuhen und nahmPlatz. Auf die Frage von Christine Westermann, was es denn seindürfe, ließ er sich ein Glas Mineralwasser servieren. Die Sendung, die am 7. Februar 1999 aufgezeichnet worden war, istbislang nie ausgestrahlt worden. Und das hatte seinen Grund. Nachwenigen Minuten verließ Cherno Jobatey das Studio des WestdeutschenRundfunks (WDR) in Köln, weil er sich - wie viele meinten - über dasModeratorenduo geärgert hatte. Acht Minuten verharrte der ZDF-Moderator draußen vor der Tür, bevor er in den Saal zurückkehrte. Jetzt, so meint der WDR, sei so viel Gras über die Sachegewachsen, dass die Sendung an diesem Sonntag (23.00 Uhr) im 3.Programm ausgestrahlt werden dürfe - der Grund sei, dass vieleZuschauer danach verlangt hätten. Westermann und Alsmann hatten Jobatey ganz offenbar mit gezieltenProvokationen zum Kochen gebracht. Sie wollten das Publikum anJobateys inzwischen überwundene Lese- und Rechtschreibschwächeerinnern. Sie kredenzten dem Gast Buchstabensuppe ("Kannst Du dieBuchstaben erkennen?"), klebten ihm ein ABC-Pflaster auf die Stirnund begannen mit einem Scrabble-Spiel. Westermann fragte Jobatey, ob er schon einmal in einer WG gelebthabe. Als keine Antwort kam, hakte sie nach: "Stehst Du unterDrogen?" Alsmann, mit Gel-Tolle auf dem Kopf, machte sich über denPferdeschwanz Jobateys lustig: "Wir haben die gleiche Frisur. Du hastDeine bloß falschrum aufgesetzt." Jobatey blieb äußerlich gelassen. Westermann und "Alsmahn" - sowurde der forsche Münsteraner vom Berliner Gast buchstabiert -drehten weiter auf. "Was machst Du eigentlich, wenn ein Gast inDeiner Sendung nichts sagt?", wollte Westermann wissen. Und Alsmannscrabbelte das Wort "Stille" zusammen. Schließlich der "Gau mitChernobyl", wie Westermann es später formulierte: Alsmann wollte dasWort "Kommunalobligation" im Scrabble-Spiel zusammen bauen. Jobateystand auf und raunzte: "Ich schlag mal nach, was das heißt." Raschverschwand er. Wo er blieb, konnte nie eindeutig geklärt werden. Alsmann improvisierte fünf Minuten mit seinem Regieassistenten,dem Aufnahmeleiter und dem Publikum. Dann folgte noch ein Einspieler.Plötzlich kam Cherno zurück und meinte: "Beim Intendanten ist auchkein Duden." Kein Wort über die Auszeit, keine Bemerkung, keineKritik. Die Sendung wurde nahtlos fortgesetzt, als wäre nie etwaspassiert. Jobatey will sich heute nicht mehr zu dem Vorfall äußern,"um keine Werbung für eine andere Sendung auf meine Kosten" zumachen, wie er sagt. Der "Bild"-Zeitung verriet er kürzlich jedoch, dass er sich dieAusgabe am Sonntag mit seiner alten Grundschullehrerin anschauenwerde, bei einer Portion Spaghetti. Die Show konnte er nichtverhindern, denn noch nach der Aufzeichnung habe Jobatey, so der WDRheute, einen Vertrag unterzeichnet, in der er der Ausstrahlungzugestimmt habe.