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BrügeranträgeStadt Pulheim will keine Stolpersteine

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In Frechen verlegte Günter Demnig die Stolpersteine selber, in Pulheim lehnt man die Verlegung bisher ab.

PULHEIM – Die Verärgerung im Vorfeld ist groß. Siegfried Groddeck vom Netzwerk Buntes Pulheim kann nicht glauben, dass es in Pulheim ernsthaften Widerstand gegen die Kunstaktion „Stolpersteine“ des Kölner Künstlers Gunter Demnig gibt.

Dem Ausschuss für Bildung, Kultur, Sport und Freizeit (BKSF) lagen zwei Bürgeranträge vor. Einer stammt vom Netzwerk Buntes Pulheim, das sich um das Miteinander von Menschen aus unterschiedlichen Kulturkreisen einsetzt, der andere Antrag von der Stommelner Ärztin Dr. Babett Arntz.

Es geht dabei um die grundsätzliche Bereitschaft der Stadt, Stolpersteine auf öffentlichen Wegen zu genehmigen. Konkret geht es in diesem Fall um das Gedenken an Ilse Moses. Sie wurde im Alter von zwölf Jahren von Stommeln nach Riga verschleppt und dort ermordet. Auf dem Gehsteig vor ihrem damaligen Elternhaus in der Nettegasse 1 soll nach Wunsch der Initiative und der Ärztin ein Stein an Ilse Moses erinnern.

Überraschend kommt für alle Befürworter die in der Verwaltungsvorlage zur kommenden Ausschusssitzung am Dienstag, 1. Juni, vorgeschlagene Ablehnung. Siegfried Groddeck stört sich vor allem an der Form der Verwaltungsvorlage. Hier ist als „Antragsteller“ der Künstler Gunter Demnig genannt. Das klinge so, als sei das die persönliche Initiative des Künstlers. Denn vor Jahren lehnte die Stadt bereits den Vorschlag des Künstlers ab. Man verwies dabei auf das überregional bekannte und erfolgreiche Synagogenprojekt. Angelika Schallenberg, Leiterin der Pulheimer Kulturabteilung, schrieb damals an Demnig: „Das Projekt Synagoge Stommeln hängt nicht unwesentlich von der Duldung der Stommelner ab, ich befürchte, dass ein zusätzliches Projekt die Geduld der Bevölkerung überstrapazieren würde.“

Die Stolpersteine, zehn Zentimeter lange quadratische Betonsteine, auf deren Oberseite sich eine individuell beschriftete Messingplatte befindet, sind ein Projekt des Künstlers Gunter Demnig. Mit den kleinen Gedenktafeln soll an das Schicksal der Menschen erinnert werden, die im Nationalsozialismus ermordet, deportiert, vertrieben oder in den Suizid getrieben wurden. Sie werden vor den letzten frei gewählten Wohnorten der NS-Opfer in das Pflaster des Gehweges eingelassen. Heute sind es meist engagierte Städte selbst, die sich beim Künstler melden und ihn bitten, mit diesem Langzeitwerk auch in ihrer Stadt ein Gedenken zu ermöglichen.

22 000 Steine

bereits gesetzt

Probleme mit der Verlegung der Steine gab es auch in der Nachbarstadt Frechen. Dort lehnte die Stadtverwaltung die Initiative ab und überließ die Finanzierung der Stolpersteine dem Geschichtsverein. Auf der anderen Seite protestierten ehemalige jüdische Mitbürger, die heute in den USA leben, gegen die Verlegung der Steine auf dem Gehweg in Frechen. Sie wollten nicht, dass die Erinnerung an Ihre Familienmitglieder „mit Füßen getreten wird“.

Bis April 2010 hat Gunter Demnig bereits über 22 000 Steine in etwa 530 Städten und Gemeinden in Deutschland, den Niederlanden, Belgien, Italien, Österreich, Polen, Tschechien, der Ukraine und Ungarn gesetzt. Erste Stolpersteine sind in diesem Jahr in Norwegen und Dänemark geplant.