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Brennpunkt Peter-Simon-StrasseEs muss was geschehen

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Euskirchen – „Sozialer Brennpunkt“ - das Wort wollte den Mitgliedern des Euskirchener Sozialausschusses nicht so leicht über die Lippen gehen. Schließlich enthalte es eine gewisse Stigmatisierung. Dennoch, da waren sich alle einig: In dem Gebiet rund um die Peter-Simon-Straße bestehe Handlungsbedarf.

Doch was zeichnet das Areal im Norden der Kreisstadt aus? „Das Gebiet ist wenig homogen“, stellte SPD-Fraktionschefin Martina Grundler fest. In der Tat: Es hält unansehnliche Wohnblocks wie gemütliche Eigenheime vor. Gepflegte Vorgärten spiegeln sich im Kontrast heruntergekommener Spielplätze.

„Da gibt es Häuser, die nicht zu einem Sozialen Brennpunkt gehören“, warnt CDU-Sozialexpertin Sandra Eisermann davor, „das gesamte Gebiet abzustempeln.“ Schon mutmaßten SPD und Grüne, die CDU ginge nur halbherzig an die Sache heran, was Grünen-Sprecherin Dorothee Kroll gar zu der Äußerung veranlasste: Die CDU bremse „nur, weil einige verrückte Bürger bei ihr angerufen haben, weil die Angst haben, stigmatisiert zu werden.“

Eine Äußerung die Heinz-Ulrich Kahlenborn (FDP) so nicht stehen lassen wollte: Dennoch, so Kahlenborn, müsse man mit den besorgten Leuten reden und sie davon überzeugen, dass durch eine stadtplanerische und soziale Aufwertung des Gebietes auch die Eigentums-Immobilien an Wert gewinnen würden.

Hohe Sozialgeld-Quote

Dass es da zurzeit nicht so rosig aussieht, wusste SPD-Ratsherr Josef Schleser zu berichten: Seit vier Jahren versuche ein Bürger dort sein Haus zu verkaufen - erfolglos, weil es niemanden dort hinziehe. „Dort leben überwiegend Menschen, die eine größere soziale Hilfe brauchen als in anderen Stadtgebieten“, begründete Schleser den Handlungsbedarf in dem Gebiet, in dem er selber wohne.

Der Bedarf ergibt sich auch aus den Zahlen, die die Verwaltung vorlegte: Während in ganz Euskirchen 22 Prozent der Menschen Migrationshintergrund hätten, seien es im Bereich rund um die Peter-Simon-Straße 35 Prozent. Dort bekämen dreimal mehr Bürger Wohngeld als in der gesamten Stadt und doppelt so viele lebten von Transferleistungen wie Hartz IV, so die Stadtverwaltung. „Wir wollen die Menschen nicht stigmatisieren“, stellte Martina Grundler klar, „wir wollen ihnen helfen.“

Frische Farbe gegen graue Tristesse

Aber wie? Geschehen sei ja schon etwas, meinte Sozialfachbereichsleiter Alfred Jaax: die Sprachförderung in den Kindertagesstätten, der Aufbau eines Netzwerkes zur Integration junger Migranten sowie der Einsatz eines Streetworkers. Manches ließe sich schon mit einem Eimer Farbe verschönern, um der teils vorhandenen „Tristesse in Grau“ (Grundler) entgegenzuwirken, doch um die Probleme umfassend zu lösen, bedarf es weitaus größerer Schritte. Die Stadtverwaltung schlägt daher vor, beim Landesprojekt „Soziale Stadt NRW“ anzuklopfen, um Geld aus den Fördertöpfen für planerische und soziale Maßnahmen zu bekommen. „Das Land unterstützt mit diesem Programm die Städte bei ihrem Bestreben, Stadtteile aufzuwerten, in denen sich ökonomische, gesellschaftliche, städtebauliche und ökologische Probleme konzentrieren“, erklärte Jaax.

Ein entsprechender Ratsbeschluss muss zwar erst bis November des kommenden Jahres gefasst werden. Doch ein Förderantrag will gut begründet sein, wozu Gutachten nötig sind, die wiederum Geld kosten. Daher werden die Pläne auch Bestandteil der in Kürze anstehenden Haushaltsberatungen sein. Etwa 50.000 Euro, so die Verwaltung, würden für einen ersten Schritt gebraucht.

Auch der Planungsausschuss soll sich bald mit dem Vorhaben beschäftigen, denn die Aufgabe sei nur fachübergreifend zu bewältigen, meinten alle Fraktionen.