BenimmregelnDer Husten-Schnupfen-Knigge

So macht man es richtig: Wenn man niesen muss, sollte man dies in ein Taschentuch tun. (Bild: dpa)
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Beim Husten sind wir alle kleine Jumbojets. Mit einer Geschwindigkeit von 900 Kilometern pro Stunde schleudern wir dabei Luft aus dem Rachen. Sind wir erkältet, schnellen Viren also genauso explosionsartig wie ein Airbus A 380 in unsere nächste Umgebung. Und bleiben an Türklinken, Händen oder Karnevalskostümen haften, wo sie nach kurzem Zwischenstopp dann ein anderer abholt. Wenn viele Menschen sich wie im Kneipenkarneval auf engstem Raum versammeln, ist das wie eine Beförderungsgarantie für Erkältungserreger. Nicht nur, um höflich zu sein, sollte man beim Niesen und Husten ein paar Benimmregeln beachten. Hier sind die wichtigen Antworten zur Erkältungs-Etikette:
Hand vor den Mund oder frei heraus?
Kinder bekamen früher oft zu hören: "Hand vor den Mund beim Husten!" Heute gilt dieser Satz schon fast als Anstiftung zur Ansteckung. Denn auf diese Weise nimmt man Erkältungsviren quasi an die Hand - und befördert sie so bequem weiter. Frei heraus prusten ist aber auch keine Alternative, weil sich die mikroskopisch kleinen Erreger dabei ebenso schnell verbreiten. Mediziner empfehlen stattdessen, das Gesicht abzuwenden und in die Armbeuge zu husten oder zu niesen. Noch besser: schnell ein Taschentuch vor Nase und Mund halten.
Hochziehen oder gründliches Schnäuzen?
Das Hochziehen von Nasensekret hat hierzulande keinen guten Ruf. Und es ist ja auch nervtötend, wenn der Sitznachbar in der U-Bahn alle 30 Sekunden geräuschvoll durch die triefende Nase einatmet. Die Alternative Naseputzen ist in der Öffentlichkeit aber - etwa in Asien - Tabu. Zudem ist Hochziehen sogar gesünder als gründliches Schnäuzen. Denn beim kräftigen Auspusten entsteht ein hoher Druck, der das Sekret in die Nasennebenhöhlen pressen kann. Im schlimmsten Fall entsteht so eine schmerzhafte Nebenhöhlenentzündung. Nie lautstark durch beide Löcher gleichzeitig, sondern erst durch das eine, dann durchs andere schnäuzen. So wird die Gefahr entzündeter Nebenhöhlen vermindert.
"Gesundheit" wünschen oder schweigen?
Der Brauch, nach einem Niesen "Gesundheit" zu rufen, stammt aus Zeiten, in denen in Europa noch die Pest wütete. Er bezieht sich ursprünglich auf den Wunsch des Angeniesten, doch bitte gesundzubleiben. Heute wünschen viele Menschen stattdessen dem Niesenden Gesundheit - und fragen sich insgeheim, ob das eigentlich noch höflich ist. Die Deutsche Knigge-Gesellschaft hat diese Frage 2009 beantwortet: Entgegen anderslautender Gerüchte ist es okay, sich "Gesundheit" zu wünschen - manche Menschen erwarten das sogar. Andere Benimm-Experten raten dennoch ab: Durch den Wunsch werde die Krankheit zu sehr in den Mittelpunkt gerückt. Die Lösung liegt hier wohl in der goldenen Mitte: Schätzen Sie ab, wer ein "Gesundheit" erwartet - und sparen Sie es sich bei den anderen. Übrigens: Auf die Entschuldigung nach einem Niesen sollte man in jedem Fall verzichten.
Begrüßung per Händedruck oder nicht?
Der Händedruck gilt gemeinhin als höfliche Begrüßung. In Zeiten herumfliegender Grippeerreger ist diese Knigge-Regel jedoch außer Kraft gesetzt. Schließlich gelten die Hände als Virenüberträger Nummer eins, über die Finger gelangen die Parasiten am schnellsten von einem zum anderen. Weil ein verweigerter Handschlag bei manchen Begegnungen aber für Verstimmungen sorgen kann, sollte ein kurzer erklärender Satz die Situation entschärfen. Schließlich will man ja der eigenen Gesundheit und der des Gegenübers etwas Gutes tun und niemanden beleidigen. Greift man doch einmal zu, ist es ratsam, sich anschließend nicht ins Gesicht zu fassen - und sich baldmöglichst die Hände waschen.
Niesen unterdrücken oder einfach losprusten?
Jeder kennt sie, die "Hmmpf"-Nieser. Meist sind sie weiblich und empfinden sich als besonders höflich, weshalb sie ihr Niesen unterdrücken, so dass nur ein leiser Knacklaut zu hören ist. Medizinisch gesehen tut diese Zurückhaltung dem Körper nichts Gutes. Denn Niesen ist ein Schutzreflex der Atemwege, bei dem Fremdstoffe wie Staub, Pollen und eben Krankheitserreger hinauskatapultiert werden. Doch auch wer den Niesreiz nur durch die Nase herauslässt, niest falsch. Denn dabei baut sich ein Druck auf, der die Schadstoffe bis in die Nebenhöhlen presst. Besser: Ruhig frei heraus und mit offenem Mund niesen - natürlich in die Armbeuge oder ein Taschentuch.