„Bei Krimis muss ich immer lachen“
Krimis sehen im Fernsehen Millionen - doch den harten Job des Mordermittlers wollen im normalen Alltagsleben offenbar nur noch wenige Polizisten erlernen. Die Kölner Polizei klagt über enorme Nachwuchsprobleme im Kriminalkommissariat 11. „Die Belastung ist für viele Kollegen zu hoch“, sagt Fred Breitenbach, der neue Chef der Mordkommission, im Gespräch mit der Rundschau.
In den ersten Tagen an seiner neuen Dienststelle hat der 49-Jährige schon erste Gespräche geführt, um das Team zu verstärken. Dabei bekam er deutlich zu hören: „Ich habe Familie. 16 Stunden am Tag arbeiten kann und möchte ich nicht.“
Früher sei das anders gewesen. Damals sei das KK 11 eine Art Elite-Dienststelle gewesen, zu der viele Beamten unbedingt wollten. Eigentlich sind Breitenbach 25 Ermittler zugeteilt, im Moment stehen ihm aber nur 21 Mitarbeiter zur Verfügung: „Für den Großraum Köln ist das nicht gerade viel.“ Die Folge sind „sehr viele“ Überstunden, die kaum noch abgebaut werden können. Andere Großstädte hätten für die Bearbeitung und Aufklärung von Verbrechen wesentlich mehr Ermittler zur Verfügung. In den kommenden Monaten will Breitenbach daran arbeiten, dass die Mordkommission wieder attraktiver wird. Schließlich sei es ein spannender und abwechslungsreicher Beruf.
Das wichtigste Ziel des „Neuen“ ist es aber, die Aufklärungsquote zu erhöhen. Dem 49-Jährigen würde ein Stein vom Herzen fallen, wenn das Attentat von der Keupstraße endlich aufgeklärt wird, auch der Mord im Hilton beschäftigt Breitenbach sehr. Im Moment studiert der frühere Ermittler im Bereich „Organisierte Kriminalität“ Akten und liest sich in die ungeklärten Fälle ein. Ein weiteres, nicht aufgeklärtes Verbrechen lässt ihn auch nach Jahren nicht los. 1991 wurde die 16-jährige Seckin Caglar in Poll vergewaltigt und erwürgt. Breitenbach arbeitete damals in der ermittelnden Kommission: „So etwas vergisst man nicht.“
Hart ins Gericht geht der Top-Ermittler mit den Krimiserien im Fernsehen. „Wenn ich mich amüsieren will, schaue ich die Krimis. Vieles ist reine Realsatire. Da muss ich immer lachen.“ Als „Schwachsinn“ bezeichnet Breitenbach die RTL-Serie „Alarm für Cobra 11“. „Da scheppert und kracht es nur. Das hat mit der wirklichen Polizeiarbeit nichts zu tun.“