Bayern und BrandenburgHorst Seehofer soll sich um Kornkreise kümmern
Berlin – Sie sind wieder da. In einem Getreidefeld nahe Großziethen bei Berlin sind gleich fünf erschienen: Ein Kornkreis, der wie ein gewaltiges Windrad aussieht oder wie eine Blume. Ganz in der Nähe weitere vier Kreise: einer ähnelt einem Propeller, von dem anderen behaupten die Einheimischen, er ähnele einem Kastanienmännchen. So etwas hat es in Brandenburg noch nicht gegeben – oder man hat es bislang noch nicht entdeckt und an die große Glocke gehängt. „Unsere Landwirte haben so etwas noch nie registriert“, teilt der Bauernverband mit.
Ufo-Experten sicher: Es waren keine Außerirdischen
In Brandenburg sieht man die Sache so knochentrocken wie sich der märkische Boden gerade anfühlt. Jugendliche aus Berlin sollen es gewesen sein, soviel steht fest. Keine Außerirdischen, die Angela Merkel in der nahen Hauptstadt ein Zeichen geben oder ihr bei der schweren Regierungsarbeit helfen wollten. Angebliche Ufo-Experten waren schon vor Ort und meinten enttäuscht, die Kreise seien stümperhaft gemacht, also Menschenwerk.
Ganz anderes trägt sich gerade wieder einmal in Bayern zu, der Heimat der allerschönsten Kornkreise überhaupt. Schon 2014 hatte ein 75 Meter Durchmesser großer Stern bei Raisting zu einer Invasion von Ufo- und anderen Gläubigen, Esoterikern und Menschen geführt, die an eine Botschaft aus dem All glaubten und sich singend und an den Händen fassend im Kornfeld niederließen, einige, um die Ankunft außerirdischer Besucher gleich abzuwarten.
Dieses Jahr ist es noch verrückter: „Wenn ich gewusst hätt’, was das auslöst, wieviel Leut’ hierher pilgern, hätt’ ich keine Anzeige erstattet“, schimpft der Landwirt aus aus dem Allinger Ortsteil Biburg, auf dessen Grund kürzlich ein prächtiger Kornkreis erschienen ist, ein Stern mit acht Zacken, etwa 60 Metern im Durchmesser und akkurat ins Weizenfeld gesetzt. Der Bauer glaubt nicht an Außerirdische, sondern an Innerbayrische und hofft auf die Polizei von Germering. „Das erscheint mir menschengemacht – nicht ungeschickt, aber durchaus nachvollziehbar“, sagt er und hat eine Spendendose neben dem Feld aufgestellt, in die bitteschön alle etwas einzahlen sollen, die ihm die Reste seines Weizenfeldes plattlatschen.
Auf der Suche nach Energiewellen
Der Ansturm ist enorm. Aus ganz Süddeutschland ziehen Menschen los, die das Zeichen verstehen und mögliche Energiewellen verspüren wollen. Die örtliche Polizei kontrolliert und hat Feldwege für Autos und Motorräder gesperrt, um weitere Schäden und Behinderungen der dort arbeitenden Bauern zu verhindern.
Seit bald 40 Jahren taucht das Phänomen der Kornkreise verstärkt auf, vornehmlich in Südengland. Wieso Außerirdische keine Wiesen kunstvoll mähen, um so auf sich aufmerksam zu machen, ist auch noch nicht geklärt. Doug Bower und Dave Chorley, zwei Künstler aus Southhampton, haben 1991 einmal erzählt, wie es mit Korn und Kreis geht. 1978 waren sie in einer Kneipe auf die Idee gekommen. Sie verwendeten nur Bretter und Seile, aber ihre einfachen Muster wurden öffentlich nicht gewürdigt, also machten sie immer kompliziertere. Erst als Bowers Frau ihn wegen nächtlicher Abwesenheit und wegen seines hohen Benzinverbrauchs verdächtigte, er hätte eine Geliebte, legte der Gemahl öffentlich ein Geständnis ab und löste das Kornkreis-Rätsel. Hat aber nichts genützt.
„Liebesgrüße aus dem All für Mutter Erde“
Bernhard Fricke war auch schon in Alling. Der Mann ist Rechtsanwalt und eine Münchner Berühmtheit, er war jahrelang Stadtrat, er gilt als Fachmann für alles Außerirdische. Der Kornkreis von Alling wurde am Sonntag, an seinem 65. Geburtstag, entdeckt, das Oktogramm sei deshalb sein schönstes Geschenk, sagte er einer Lokalzeitung. Für ihn sind solche Kreise „Liebesgrüße aus dem All für Mutter Erde.“ Fricke hat keine Zweifel: „Ich weiß, dass sie nicht von Menschen gemacht wurden. Wir besitzen gar nicht die Werkzeuge, um mit so einer Präzision zu arbeiten. Da bin ich mir ganz sicher. Ich biete jedem 100000 Euro, der mir zeigt, wie man die Kreise herstellt. Diese Wette kann ich eingehen, weil ich weiß: Es wird sich niemand melden.“
Um Klarheit in die Angelegenheit zu bringen, hat Fricke nun Horst Seehofer eingeschaltet, den bayerischen CSU-Ministerpräsidenten, den gerade andere Sorgen plagen. Seehofer soll eine „bayerische Task Force und ein Dokumentationszentrums zur Erforschung außerirdischer Phänomene“ einrichten, so steht es in einem Brief, den Anwalt Fricke ihm geschrieben hat, „Bezugsaktenzeichen: AI5-E14-2478-19“.
„Sehr geehrter Herr Ministerpräsident, lieber Herr Seehofer,“, schreibt der Anwalt, der kürzlich einige Zeit in tiefer Meditation beim Allinger Kornkreis verbracht hat. „Das Oktogramm symbolisiert in allen spirituellen Traditionen die Unendlichkeit, unendliche Weisheit und die Balance zwischen Geben und Nehmen, also eine durch und durch positive Botschaft, die diesem achtstrahligen Stern als eine kosmische MMS zu entnehmen ist.“
Man brauche jetzt eine Task Force, die schnell zu den Kreisen eilen und sie untersuchen kann, bevor andere alles kaputtmachen. „Bayern könnte dabei eine besondere Vorreiterrolle spielen, die für die Entwicklung der Menschheitsgeschichte von großer Bedeutung sein kann“, so Fricke.
Seehofer hat noch nicht geantwortet. Bevor er sich Besuchern aus dem All und ihren Botschaften zuwenden kann, muss er sich wahrscheinlich noch von der Abschaffung der „Herdprämie“ durch das Bundesverfassungsgericht erholen.