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Badespaß im eiskalten Klärbecken

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NIEDERKASSEL. Nun ist es endgültig geklärt: Man kann in einem Belebtschlammbecken einer Kläranlage schwimmen, obwohl das Wasser maximal mit Luftbläschen gesättigt ist. „Es hält sich ja sehr hartnäckig dieses Gerücht, dass das Wasser aufgrund des hohen Luftgehaltes nicht trage und man wie ein Stein zu Boden sinke“, bestätigte Dr. Andrea Deininger und zeigte auf drei Mitarbeiter der städtischen Abwasserwerke: Uwe Nolting, Sebastian Ludiga und Marcus Killart schwammen mit Frank Schlösser vom Ingenieurbüro Artemis im dritten belüfteten Belebtschlammbecken der Kläranlage putzmunter ihre Bahnen. Bei gemessenen 13,5 Grad Wassertemperatur zollten die Kollegen am Beckenrand den mutigen Schwimmern Respekt. „Als Frank Schlösser und ich vor zwei Wochen bereits in einem anderen Becken geschwommen sind, hatte das Wasser wenigstens noch 16,5 Grad“, erinnert sich Dr. Andrea Deininger an ihren Ausflug in Niederkassels größten Whirlpool. Freilich war das Belebungsbecken noch nicht mit Fäkalien gefüllt. Mit großen Mengen Luft und Mikroorganismen wird in den drei Becken das Schmutzwasser biologisch gereinigt.

Anlass für den Sprung ins kalte Wasser war die offizielle Inbetriebnahme der in einem Neubau untergebrachten moderneren Lüftungsanlage der Belebungsbecken. Sechs stromsparende Hochleistungsgebläse pumpen fortan in die Becken große Mengen Luft, deren Sauerstoff für den Reinigungsprozess benötigt wird.

Der 1,3 Millionen Euro teuren Investition zur Optimierung der Wasserströme waren bereits mehrere Umbaumaßnahmen vorangegangen. So wurden zuletzt die Rücklaufschlammpumpen sowie deren Steuerung für 115 000 Euro und der Einlauf der Nachklärbecken für 190 000 Euro modernisiert. Durch die Optimierung der Wasserströme seien der Betriebsablauf bereits deutlich stabilisiert und die Betriebssicherheit erhöht worden, bestätigte Betriebsleiter Helmut Esch. Zusätzlich werde erwartet, dass die Phosphatmenge im Auslauf der Kläranlage um 20 Prozent reduziert und die Kläranlage somit für weitere Gewerbebetriebe und einen Bevölkerungsanstieg von derzeit 31 000 auf 41 000 Einwohner gerüstet werde.

„Die Schmutzstoffe im Abwasser werden physikalisch, biologisch und chemisch bis zu 96 Prozent entfernt, bevor das Wasser in den Rhein eingeleitet wird“, betonte der Betriebsleiter und hofft, dass dank der besseren Klärleistung und Reduzierung der Phosphatmenge eine teilweise Rückverrechnung der Investitionen mit der Abwasserabgabe möglich werde. Zudem kündigte er weitere Kosteneinsparungen an: Bereits jetzt wird das aus dem Klärschlamm entstehende Methangas aufgefangen und in drei Blockheizkraftwerken zur Energie- und Wärmegewinnung verwendet. Rund 40 Prozent des eigenen Strombedarfs sowie 85 Prozent des Wärmebedarfs könnten durch die Anlagen gedeckt werden. Derzeit verhandele man, ob man den Strom gegen eine Vergütung in das Stromnetz einspeisen könne.