AuswandererWolfsforscher Bloch zieht nach Kanada

Auge in Auge: Günter Bloch mit dem treusten Begleiter des Menschen, dem Hund. Künftig wird der Mahlberger in Kanada Freilandforschung mit Wölfen betreiben. (Foto: Ulla Bergob)
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MAHLBERG – Seine Forschungsarbeiten im Banff-Nationalpark in der Nähe von Calgary haben weltweit Beachtung gefunden. So hat Günter Bloch etwa festgestellt, dass Wolfsrudel und Rabenschwärme gemeinsam jagen. Doch die Bad Münstereifeler und die deutschen Hunde- und Wolfsfreunde werden schon bald auf den 56-jährigen mit dem Vollbart verzichten müssen.
Bloch und seine Ehefrau Karin ziehen in wenigen Wochen ins kanadische Canmore, eine Ortschaft 100 Kilometer westlich von Calgary. „Wir verlegen unseren ersten Wohnsitz nach Kanada, behalten aber unseren Zweitwohnsitz und die Hundefarm Eifel in Mahlberg. Deren Leitung haben wir an Angelika Lanzerath und Daniela Sommerfeld übergeben“, kündigt Bloch an, der künftig verstärkt Forschung betreiben will.
Bloch hat gemeinsam mit seiner Kollegin Elli H. Radinger weit verbreitete Theorien über Dominanz, Rudelverhalten und Hund-Mensch-Beziehung unter die Lupe genommen. Und zwar in einem 912 Seiten starken Buch mit dem Titel „Wölfisch für Hundehalter“.
Während Bloch in Kanada Wolfsrudel beobachtet, ist die gebürtige Hessin Radinger seit 1995 im Yellowstone Nationalpark aktiv. „Es geht darum, anhand der Ergebnisse der Freilandforschung populäre Irrtümer auszuräumen“, sagt Bloch. So werde etwa behauptet, das Alpha-Tier laufe immer vorne, weil es ranghoch sei und zwinge alle Mitglieder einer Gruppe, hinter ihm zu bleiben. Bloch: „Das ist Quatsch. Die Führung der Wolfsfamilien obliegt nicht einem speziellen Tier. Je nach Lebenssituation und Fähigkeiten können auch andere Tiere die Gruppe anführen. Im heimischen Revier können sogar Jungtiere das Rudel anführen. Damit bricht dem Leitwolf kein Zacken aus der Krone.“
Bloch räumt auch mit dem Irrtum auf, jeder Wolf oder auch jeder Hund wolle AlphaTier werden. „Das Verhalten der Leittiere anderen Familienmitgliedern gegenüber ist sehr viel friedfertiger, als man gemeinhin denkt. Familienoberhäupter sind stark am sozialen Geschehen und der Harmonie in der Gruppe interessiert. Weil die Position des Leittiers mehr Pflichten als Rechte beinhaltet, ist der Job für manche Tiere nicht unbedingt begehrenswert.“
Gemeinsam mit Radinger hat Bloch zudem die Erziehung, das territoriale Verhalten oder das Jagdverhalten im neuen Buch thematisiert. Die in der so genannten Expertenwelt verbreiteten Irrtümer und Trugschlüsse widerlegen Bloch und Elli Radinger anhand eigener Beobachtungen von Wolfsrudeln im Banff Nationalpark in Kanada sowie im Yellowstone Park in den USA. Daraus leiten sie auch neue Erkenntnisse für den Hundehalter ab.
„Wölfisch für Hundehalter - Von Alpha, Dominanz und anderen Irrtümern“, Günther Bloch, Elli K. Radinger, ist im Kosmos-Verlag erschienen. ISBN 978-3-440-12264-8. 19,95 Euro.