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Damit setzte sich der Trend der letzten Jahre fort. Denn seit 2016 ist die Helmtragequote bei Fahrradfahrern von damals 17 Prozent auf inzwischen fast 32 Prozent gestiegen. Eine sichere Entwicklung.
Denn Helme können wirksam vor schweren Kopfverletzungen schützen. Allerdings könnte der Helm leichtsinniger machen: „Stichwort Risikokompensation - man fühlt sich durch seinen Helm geschützt, drängelt wie ein Harakiri-Fahrer durch die Stadt und hebt so die Schutzwirkung gewissermaßen wieder auf”, sagt René Filippek vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC). Es sei also generell gut und wichtig, einen Helm zu tragen. Dieser schütze aber nicht vor allem.
Passen muss er - und am besten überzeugt er in Tests
In Deutschland müssen alle Helme Mindeststandards erfüllen. Das tun sie, wenn sie ein CE-Kennzeichen tragen und nach der Norm „DIN EM 1078” getestet wurden. Wie gut ein Fahrradhelm wirklich ist, lässt sich von Laien aber schwer beurteilen, sagt Filippek. Er schlägt vor, sich mit Tests wie denen der Stiftung Warentest zu beschäftigen. Auch der ADAC hat schon verschiedene Fahrradhelme geprüft.
Beim Kauf sollte man vor allem darauf achten, dass der Helm gut sitzt, erklärt der Experte. „Wenn man mit dem Kopf wackelt, sollte der Helm an Ort und Stelle bleiben”, sagt Filippek. Dies könne man am leichtesten sicherstellen, wenn man im Fachhandel vor Ort kaufe.
Auch weil man sich nicht darauf verlassen kann, dass eine bestimmte Größe auf jeden Fall passt. Die Hersteller hätten alle ihre eigene Philosophie, wenn es um die Gestaltung der Schale gehe. „Daher kann mir eine Größe bei dem einen Hersteller richtig gut und bei dem anderen gar nicht passen”, sagt er.
Mehr Geld, mehr Komfort
Laut Filippek bedeutet ein höherer Preis bei Fahrradhelmen vor allem eines: mehr Komfort. In den höheren Preisklassen sei es leichter, einen Helm mit guter Passform zu finden. Außerdem gelte: Je teurer der Helm desto, leichter und besser belüftet ist er.
Außerdem gebe es in den höheren Preissegmenten auch technische Entwicklungen, die für mehr Sicherheit sorgen. So zum Beispiel das Mips-System. Hier ist an der Innenseite des Helms eine Schale aus Kunststoff angebracht. Diese kann sich unabhängig von der Außenschale bewegen. So sollen Rotationskräfte abgefangen werden, die während eines Aufpralls aufs Gehirn wirken.
Wer mit seinem Helm einmal gestürzt ist, sollte ihn auf jeden Fall austauschen, sagt Thomas Geisler vom Pressedienst-Fahrrad (pd-f): „Selbst, wenn er nicht klar gebrochen ist, können kleine Risse im Helm sein”. Aber auch wer unfallfrei bleibt, sollte sich nach einer gewissen Zeit einen neuen Helm zulegen. Um genau zu sein: Nach fünf Jahren, das empfehlen die meisten Hersteller.
Airbag für den Kopf - und moderne Helme
Es gibt einen Helm, der ist gar keiner. Der Hövding aus Schweden wird als Kragen um den Hals getragen. Bei einem Unfall löst der Airbag im Kragen aus und schützt Kopf und Hals. Laut Hersteller ist der Hövding auch nur für den Straßenverkehr geeignet. Das liegt daran, dass im Gelände Äste oder Steine durch den Airbag stoßen könnten, so Geisler. Mit etwa 300 Euro ist der Hövding nichts für kleine Geldbeutel. Und natürlich muss er nach einem Unfall erneuert werden.
Inzwischen gibt es Helme mit Blinker, Freisprechanlagen, Möglichkeiten, sich beim Radeln gegenseitig anzufunken und so weiter.
Einige dieser Features sind wirklich praktisch, findet Thomas Geißler: „Vor Kurzem hat mir ein älterer Herr erzählt, dass er den Funk im Fahrradhelm nutzt, um mit seiner Frau zu kommunizieren, wenn sie sich zu weit voneinander entfernt haben”.
Und ein Blinker am Helm sei im Stadtverkehr noch eine zusätzliche Möglichkeit, gesehen zu werden - vor allem dann, wenn die Sicht auf das Fahrrad selbst von anderen Autos verdeckt wird.
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