Auf Kölsch reimt es sich leichter
BERGHEIM. Die Ahl ess esch jot, meinte ein 14-jähriges Mädchen bei Elfi Steickmanns erster Mundartlesung. Eigentlich war der Teenager ja nur auf Drängen des Vaters mit zu der uncoolen Veranstaltung gekommen, dann aber hatten die kölschen Geschichten und Gedichte doch in das Herz des Mädchens getroffen.
Damals war ich erst 49, meint die Mundart-Schriftstellerin acht Jahre später: Das ist fürs Schreiben auf Kölsch sogar noch jung. Heute steht das Telefon nicht mehr still in Elfi Steickmanns Haus in Glessen. Aus Köln melden sich die frühere Szenelokalwirtin Ma Braungart bei dem jecken Weib oder Heribert Hilgers, der Vorsitzende des Heimatvereins Alt-Köln. Mit dem daraus hervorgegangenen Theaterensemble Kumede wird Elfi Steickmann am 31. Oktober in der Premiere des neuesten Stücks Ottekolong vum Aldermaat auf der Bühne stehen, als Blumenverkäuferin.
Auf der schäl Sick von Köln ist die Mundartautorin aufgewachsen. Kölsch wurde zwar zu Hause nicht gesprochen, das galt damals in Familien, die auf Bildung Wert legten, als verpönt. Doch die Mutter sang mit Elfi und ihrer Schwester all die alten kölschen Lieder und sprach ihnen Gedichte vor.
Die Eltern stammten aus dem Severinsviertel. Ich wuchs in der Zeit auf, in der Pullover aus immer wieder aufgeribbelter kratziger Wolle bestanden und an Tellerröcke drangestrickt wurde, wenn wir Mädchen wuchsen, erinnert sich Elfi Steickmann an eine karge Nachkriegskindheit.
Mit steigendem Wohlstand zog es zuerst die vier Jahre ältere Schwester hinaus ins Eigenheim auf dem Land, 1977 kamen Elfi Steickmann und ihr Mann nach. Doch die Umstellung fiel ihr anfangs schwer: Ich wollte mich scheiden lassen und nach Köln zurückgehen. Wenn es sie heute in die Großstadt zurückzieht, dann für ihre Auftritte, Verlagsbesuche und ihre Mitwirkung im Literarischen Komitee des Festkomitee Kölner Karneval.
Zum Schreiben kam Elfi Steickmann durch die Geburt ihres Sohnes. Wie viele Mütter bekam sie das Tagebuch Die ersten Jahres meines Kindes geschenkt und begann nun, fleißig Protokoll über die Fortschritte ihres Filius zu führen. Bald genügten ihr die Notizen nicht mehr. Sie fasste ihre Beobachtungen in kleine Geschichten, allerdings auf Hochdeutsch, die sie auch erfolgreich Zeitungen anbot.
Als sie Jahre später einen missglückten Schuhkauf am Kölner Friesenplatz mit ihrem Sohn in Gedichtform niederschreiben wollte, merkte sie, dass die Reime auf Hochdeutsch klapperten, auf Kölsch aber flüssig aus der Feder rannen. E Paar janz einfache Schohn floss ebenso in Elfi Steickmanns erstes Buch Erlebniskonfetti ein wie Verzällcher aus der Nohberschaff oder von der Suche nach einer Putzfrau.
Ich schreibe nur Wahres, beteuert Elfi Steickmann, manchmal entwickeln sich die Geschichten aus Sätzen, die ich irgendwo aufgeschnappt habe.
Wahr wurde für sie selbst der Traum, der jedem echten kölschen Mädchen nachgesagt wird: Ich wollte einmal im Leben einen Prinzen bützen. Diesen Kuss durfte sie 1997 dem Karnevalsprinzen Kurt Görgens geben, den sie bei einem Dreigestirns-Abendessen traf, zu dem eine Freundin sie mitgenommen hatte.
Meddem us em Levve ist das vierte und jüngste Buch in Mundart von Elfi Steickmann. Es erschien in diesem März im Greven-Verlag. Beim 1. Horremer Mundartfestival am 15. Oktober wird die kölsche Schriftstellerin einen ihrer seltenen Auftritte im Rhein-Erft-Kreis haben.