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Ärger in HellenthalStreit im Wildgehege eskaliert öffentlich

Lesezeit 4 Minuten

Im Wildgehege gibt es Ärger. (Bild: dpa)

HellenthalÄrger in Hellenthal: Wildgehege und Greifvogelstation streiten sich ums Geld. Der erfolgreiche Besuchermagnet scheint in Gefahr zu sein. Neue Kasse verwirrt Besucher.

HELLENTHAL. Früh am Morgen machte sich gestern Familie Schmidt aus Niederkrüchten auf zu einem Familienausflug. Ihr Ziel: das Hellenthaler Wildgehege. Das Gehege hat sich mittlerweile weit über die Kreisgrenzen hinaus einen Namen gemacht. Ein Beleg dafür sind rund 115 000 Besucher im letzten Jahr.

Dort angekommen, wandelte sich die Vorfreude der Schmidts auf Rehe, Ziegen, Esel und Co. schnell in Verwirrung. Ein neues Schild mit dem Hinweis „Eingang“ führte die junge Familie zu einem Kassenhäuschen. Vier Euro kostet hier der Eintritt für Erwachsene. Wenige Meter weiter: eine zweite Kasse. Hier kostet der Eintritt sechs Euro. Das Verwirrspiel ist perfekt.

Was Familie Schmidt aus dem fernen Niederkrüchten nicht ahnen kann: Die zwei getrennte Kassen sind das traurige Ergebnis eines langen Streits zwischen dem Gehegechef Wolfgang Fischer und Karl Fischer von der Greifvogelstation. Beide sind weder verwandt noch verschwägert.

Nun ist der Streit auch öffentlich eskaliert: Am zweiten Weihnachtstag hat Karl Fischer ein eigenes Kassenhäuschen errichtet. Um zu der Flugshow der Greifvogelstation zu gelangen, schlendern die Besucher aber an den Tiergehegen vorbei. „Die Greifvogelstation kassiert jetzt den Eintritt und die Besucher können meine Attraktionen sehen“, ist Wildgehegechef Wolfgang Fischer darüber empört.

„Ein schönes Häuschen, aber eine traurige Tatsache, dass wir uns nach 40 Jahren gezwungen sehen, eine eigene Kasse aufzumachen“, sagte Karl Fischer gestern Mittag, während die meisten Besucher instinktiv zum „neuen“ Eingang liefen. Grund des Streits ist das Geld: Die Gehegebesitzer, Wolfgang und Marie-Theres Fischer, wollten nach Aussage von Karl Fischer eine Eintrittspreiserhöhung erzwingen. Dies habe er, Karl Fischer, abgelehnt. Daraufhin habe das Wildgehege-Paar den Eintritt im Alleingang erhöht.

Und noch ein Grund kommt hinzu: Der Eintrittserlös werde in der Regel aufgeteilt. Wie Karl Fischer berichtete, hätten die Besitzer des Geheges nun einen Teil einbehalten. Ein von Karl Fischer beauftragter Anwalt habe die Gehegebesitzer aufgefordert, das Geld wieder auszuzahlen. Dies sei nicht geschehen, so Karl Fischer, weshalb er die zweite Kasse aufgestellt habe.

Der „Vater des Wildgeheges“, Horst Niesters, hat gemeinsam mit Karl Fischer ein Schreiben formuliert, in dem behauptet wird, dass Marie-Theres und Wolfgang Fischer „unrechtmäßig den uns zustehenden Anteil an den kassierten Eintrittsgeldern“ einbehalten haben. Man führe nun „das Inkasso der Eintrittsgelder für die Greifvogelstation“ selbständig durch. „Wir setzen Sie demnach in Kenntnis, dass Sie ab dem 26. Dezember 2008 keine Eintrittsgelder für die Greifvogelstation Hellenthal mehr zu kassieren haben“, heißt es weiter. Wildgehege-Besitzer Wolfgang Fischer begründete die Preiserhöhung unter anderem mit einem Anstieg der Betriebskosten. Das Hellenthaler Wildfreigehege sei ein gemeinsamer Betrieb mit zwei Firmen. Die Preiserhöhung liege bereits seit einem Jahr auf dem Tisch, so Wolfgang Fischer. Er habe noch die Hoffnung gehabt, dass man sich wegen der Preiserhöhung von sieben auf acht Euro für Erwachsene mit der Greifvogelstation einigen könne. Das Vorhaben landete allerdings beim Landgericht Aachen.

Wolfgang Fischer bestätigte, dass es wegen des Geldes bereits seit drei Jahren Streitigkeiten gebe. So habe sich die Greifvogelstation geweigert, unter anderem eine Summe für eine gemeinsame Prospektverteilung zu zahlen. Den fehlenden Betrag habe er am Ende von den der Greifvogelstation zustehenden Eintrittsgeldern abgezogen. Gehegechef Wolfgang Fischer kündigte nun gegen die „Trotzreaktion der Greifvogelstation“ juristische Schritte an.

Gehege-Gründer Horst Niesters hofft auf Vernunft: „Beide Parteien sollten sich zügig an einen Tisch setzen, für Klarheit sorgen und eine vernünftige Trennung anstreben.“ Für Niesters, der sein Lebenswerk in Gefahr sieht, ist die derzeitige Situation katastrophal. Die Auseinandersetzung zwischen Fischer und Fischer sei verkraftbar.

Schlimmer treffe es die treuen Besucher, die damit konfrontiert werden. Niesters habe pausenlos versucht, zwischen den Streithähnen zu vermitteln - ohne Ergebnis. Nun fordert der 72-Jährige: „Eine Einigung im Sinne der Besucher.“