Interview mit Wincent Weiss, Musiker und „The Voice Kids“-Coach, spricht über seine Bekanntheit und Hassnachrichten.
„The Voice Kids“Wincent Weiss über seine Prominenz und warum er nicht mehr an Stars glaubt
Der Musiker und Coach Wincent Weiss erklärt unter anderem, wie sehr er auf seine Zahlen schaut – und warum er glaubt, dass es nicht ewig so weitergehen kann.
Wincent, du hast mehrere goldene Schallplatten gewonnen, Millionen Follower auf Instagram und Youtube, spielst Konzerte vor Tausenden: Musst du dich überhaupt noch vorstellen oder kennt dich mittlerweile jeder?
Wincent Weiss: Ich finde, selbst wenn einen alle kennen, sollte man immer davon ausgehen, dass es nicht so ist. Ich stelle mich immer vor, selbst wenn ich eingeladen bin und die Leute eigentlich wissen, wer ich bin. Das sollte man nicht aufgeben, finde ich. Egal, wie bekannt man ist.
Bist du vielleicht auch nur in deiner Blase berühmt?
Ja total! Ich habe mich aber auch nie wirklich „berühmt“ gefühlt. Ich habe vielleicht viele Follower, aber die meisten Menschen kennen einen ja trotzdem nicht. Wenn man sich beispielsweise wie ich in der Deutschpop-Szene bewegt, kennt mich die Rapszene oder die Schlagerszene deswegen noch nicht. Ich bin einfach nicht so bekannt. Ich würde aber meinen persönlichen Erfolg nicht daran definieren, ob mich jeder Mensch in Deutschland kennt oder eben nicht.
Spielt es für dich denn eine Rolle, wie viele Leute zuhören?
Ich würde am liebsten sagen, dass es mir total egal ist. Aber natürlich sind Zahlen wichtig, da schaue ich schon drauf. Bislang läuft es sehr gut und ich freue mich riesig darüber, dass meine Musik so gut ankommt. Aber wie wichtig einem der Erfolg ist, merkt man erst, wenn er nicht mehr da ist. Ich hoffe, dass das für mich nicht so wichtig wird.
Du gehst also davon aus, dass es nicht ewig so weitergeht?
Ja, total, damit habe ich schon nach dem ersten Album gerechnet. Damit sollte man, glaube ich, als Musiker auch immer rechnen und jede Erfolgsphase genießen und dankbar dafür sein, dass man das so machen darf.
Warum das?
Ich glaube, dass die Zeit der Stars, die ganze Generationen prägen, langsam vorbei ist. Es gibt eine Masse an neuen Künstlern und die Gesellschaft möchte auch wechselnde Künstler haben. Früher wurden die Charts wochenlang gespielt, heutzutage wechselt sich das beinahe täglich ab. Früher hatte man nach einem Album zwei Jahre Zeit, um ein neues zu machen. Heute schreiben mir die Fans nach drei Wochen und fragen schon gespannt, wann das nächste kommt. Das sind rasante Zeiten, in denen wir leben. Ich glaube, dass der Erfolg deshalb nicht mehr so eine lange Halbwertszeit hat wie früher.
Was ist da das Gegenmittel?
Ich glaube, meinen Erfolg macht die Authentizität aus. Ich habe immer einfach erzählt, was so aus mir herauskam – auf der Bühne genauso wie in Interviews oder Talkshows. Das ist es, was die Leute an mir mögen. Ich bin keine Kunstfigur und spiele keinen Charakter, sondern bin einfach ich. Und diejenigen, denen es gefällt, kommen zum Konzert. Und die, denen es nicht gefällt, dürfen meine Musik auch blöd finden. Musikauswahl ist immer Geschmackssache! Schade finde ich nur, dass es auf Social Media eine Tendenz dazu gibt, Hate-Nachrichten zu verschicken, wenn etwas nicht dem eigenen Geschmack entspricht.
Kann man die Hassnachrichten wirklich ignorieren?
Auch da würde ich gerne sagen, dass mich das nicht interessiert. Aber es ist nur menschlich, dass es einen trifft, wenn man etwas Negatives über sich liest. Solche Kommentare wirken oft lauter, als gute Kommentare. Es ist also auch schon vorgekommen, dass ich mich über hundert positive Kommentare gefreut habe und zwei negative abends mit ins Bett genommen habe. Ich sage immer allen gerne „Gebt nicht zu viel Wert auf die negativen Kommentare“, aber tue es selbst noch. Das wird wahrscheinlich auch nie so ganz aufhören.
Hast du Ziele mit deiner Musik, die du noch erreichen willst?
Früher hatte ich sehr erfolgsgetriebene Ziele. Ich wollte zum Beispiel mal eine goldene Schallplatte bekommen und in den Hamburger Docks spielen. Das hat bereits geklappt! Jetzt mache ich einfach nur Musik über die Dinge, die mich selbst bewegen. Das ist für mich auch immer Selbsttherapie. Schon im Studio, aber dann auch auf der Bühne. Wenn ich da meine Geschichten erzähle, berühre ich damit Menschen und erreiche sie auch. Jetzt geht es nur noch darum, das zu machen, was mir Spaß macht.