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Warnung vor PutinNawalnys Witwe rührt EU-Parlamentarier zu Tränen

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„Das Böse wird fallen“: Julia Nawalnaja bekam nach ihrer Rede im Europaparlament stehenden Applaus.

„Das Böse wird fallen“: Julia Nawalnaja bekam nach ihrer Rede im Europaparlament stehenden Applaus.

Bei einer Rede in Straßburg warnte Nawalnys Witwe vord em„Monster“ und „blutigen Mafioso“ Wladimir Putin. Doch sie machte auch Mut.

Am Ende haben Hunderte Politiker Tränen in den Augen nach dieser Rede von Julia Nawalnaja, die vor ihnen im Europäischen Parlament in Straßburg steht und vor Russland warnt und vom „Monster“ sowie „blutigen Mafioso“ Wladimir Putin spricht. Die Witwe des Kremlkritikers Alexej Nawalny muss immer wieder tief durchatmen. „Ich werde alles dafür tun, Alexejs Traum wahr werden zu lassen“, sagt sie auf Englisch und meint den oppositionellen Kampf in Russland. „Das Böse wird fallen und die schöne Zukunft wird kommen.“ Es folgen tosender Applaus und Ovationen, mehr als eine Minute lang, als Zeichen des Mitgefühls und des Respekts für Nawalny. Und für dessen Frau, die mit Mut und Verzweiflung sein Erbe fortführen will, aber am Freitag erst einmal ihren Mann beerdigen muss.

„Viele Illusionen sind zerstört“

Julia Nawalnaja nickt zum Dank, es ist ein emotionaler Moment an diesem Mittwochmittag im Hohen Haus Europas. Und er unterstreicht die Worte, die kurz zuvor EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen vor den Abgeordneten wählte. In den vergangenen Jahren seien „viele europäische Illusionen zerstört worden“, sagte die Deutsche, etwa jene, „dass Frieden von Dauer ist“ oder „dass der wirtschaftliche Wohlstand für Putin wichtiger sein könnte als die Zerstörung einer freien und demokratischen Ukraine“.

Es sei klar, „dass es keinen Raum mehr für Illusionen gibt“, so von der Leyen. Die Welt sei „so gefährlich wie seit Generationen nicht mehr“. Deshalb müsse die europäische Rüstungsindustrie ihrer Ansicht nach deutlich ausgebaut werden. „Europa muss mehr Geld in die Hand nehmen und es besser ausgeben, europäisch ausgeben“, sagte sie.

In den kommenden Wochen will die Brüsseler Behörde Vorschläge in Form einer ersten Strategie für eine europäische Verteidigungsindustrie vorlegen. Das Ziel: der gemeinsamen Beschaffung im Verteidigungsbereich Vorrang zu geben, wie die EU es bereits beim Einkauf von Impfstoffen während der Pandemie oder bei Erdgas getan hat. Die Idee dahinter ist, dass man gemeinsam bessere Preise aushandeln kann. Zudem, so von der Leyen, werde sie prüfen, wie durch Garantien feste Abnahmeverträge erleichtert werden könnten. So könne die Rüstungsbranche langfristig auf stabile Aufträge bauen und hätte mehr Planungssicherheit. „Die Kapazitäten unserer Verteidigungsindustrie müssen innerhalb der nächsten fünf Jahre massiv hochgefahren werden“, forderte sie.

Unterstützung erhielt die Kommissionschefin aus ihrer Fraktion, der Europäischen Volkspartei. „Wir würden Milliarden europäischer Steuergelder einsparen, wenn wir die Beschaffung, die Investitionen und die Innovation gemeinsam durchführen würden“, sagte EVP-Chef Manfred Weber (CSU). Deshalb sei dies „ein großartiger erster Schritt“.

Von der Leyen betonte abermals, dass sie in der nächsten Legislaturperiode – sollte die Christdemokratin nach den Europawahlen im Juni abermals an der Spitze der Behörde stehen – einen EU-Kommissar für Verteidigungsfragen installieren will. Eine solche Berufung sei „dringend notwendig, um die Koordinierung der gemeinsamen Beschaffung militärischer Güter zu verbessern und Ressourcen innerhalb der EU effizient zu nutzen“, sagte der CDU-Europaabgeordnete Daniel Caspary.

Der Tag, er war dennoch geprägt von Nawalnajas berührendem Auftritt. In ihrem Sinne verlangte der Grünen-Europaparlamentarier Sergey Lagodinsky mehr Unterstützung von Seiten der EU für russische Oppositionelle. Die Mitgliedstaaten müssten sich verstärkt für die Freilassung der politischen Gefangenen einsetzen. So sollte etwa die Gemeinschaft dafür sorgen, dass humanitäre Visa für Oppositionelle im Exil reibungslos vergeben werden. „Wir haben die Pflicht, all jene, die für Demokratie und Freiheit kämpfen, zu unterstützen“, sagte Lagodinsky.

Nawalnaja will ihren Part beitragen. „Wie kann ich Ihnen helfen?“, hatte sie sich während ihrer Rede an die Volksvertreter Europas gewandt. Das sei jetzt unaufhörlich ihre Frage – und ihre Aufgabe.