AboAbonnieren

Viele Fragezeichen nach tödlicher MesserstechereiJugendlicher stirbt nach Attacke auf Dorffest im Süden Frankreichs

Lesezeit 3 Minuten
Menschen versammeln sich zu einem Trauermarsch und halten ein Banner mit einem Bild des verstorbenen Jugendlichen.

In der Heimatstadt des getöteten Jugendlichen versammelten sich Menschen zu einem Trauermarsch.

Noch bevor es klare Erkenntnisse über die Täter gab, sprach Marion Maréchal, Enkelin des Rechtsextremen Jean-Marie Le Pen, von „Rassismus gegen Weiße“ als Motiv.

Wie konnte ein ausgelassenes Dorffest in der südostfranzösischen Region Drôme am Samstagabend in einem Blutbad enden? Im Örtchen Crépol in der Nähe von Valence herrschen Tage nach dem brutalen Ende einer Feier und einem Todesopfer noch immer Entsetzen und Fassungslosigkeit.

Am späten Abend war eine Gruppe von ungefähr zehn Männern erschienen. Es kam zu einer Auseinandersetzung eines Mannes mit einem Sicherheitsmann, dieser wurde verletzt, Besucher eilten ihm zu Hilfe. In der Folge eskalierte die Situation, es kam laut Staatsanwalt zu einer „Schlägerei“. Die Angreifer waren mit Messern bewaffnet und sollen auch mit Steinen geworfen haben.

Sie töteten einen 16-Jährigen und verletzten acht weitere Personen, darunter zwei schwer. Zeugen sprachen von einem „Gemetzel“. Der DJ hatte gerade im Festsaal das Ende des Abends angekündigt, die Menschen strömten zu den Ausgängen – und stießen draußen auf erschütternde Szenen. Staatsanwalt Laurent de Caigny sprach von einem „geplanten Ausflug“ der Angreifer, ohne ein klares Motiv zu nennen. „Sie sind mit dem Ziel zu töten gekommen“, sagte Rentnerin Josette Place, Mitglied des Organisationskomitees der Feier, der Nachrichtenagentur AFP.

Tatverdächtige wurden in der Nähe von Toulouse aufgegriffen

Innenminister Gérald Darmanin, der zunächst wegen seines Schweigens zu den Vorfällen kritisiert worden war, erklärte in der Nationalversammlung, dass sieben Tatverdächtige in der Nähe von Toulouse aufgegriffen wurden. Die Verantwortlichen würden für ihre „verabscheuenswerten Taten bestraft“, versprach Darmanin. Zwei weitere Personen wurden in Romans-sur-Isère, knapp 20 Kilometer von Crépol entfernt, festgenommen.

Es war auch der Heimatort des 16-jährigen Thomas, dessen Hinterbliebene am Mittwoch einen Schweigemarsch für ihn organisierten. Der Jugendliche war noch in der Samstagnacht auf dem Weg ins Krankenhaus von Lyon seinen schweren Verletzungen erlegen. Die Route des Marsches führte von seinem Gymnasium bis zum Stadion der örtlichen Rugby-Mannschaft, deren Kapitän er war. „Diese Zusammenkunft soll aus Respekt für die Familie unpolitisch sein“, hieß es bei der Einladung. In den vorangegangenen Tagen war der tragische Tod des Jugendlichen von mehreren Rechtsextremen für politische Zwecke ausgeschlachtet worden.

Enkelin von Jean-Marie Le Pen spricht von „Rassismus gegen Weiße“

Noch bevor es klare Erkenntnisse über die Täter gab, sprach Marion Maréchal, Enkelin des Rechtsextremen Jean-Marie Le Pen, von „Rassismus gegen Weiße“ als Motiv. Sie zieht als Spitzenkandidatin für die ultrarechte Partei Reconquête in den EU-Wahlkampf. Deren Hauptthema ist die Warnung vor einem bevorstehenden „Zivilkrieg“ in Frankreich zwischen „ursprünglichen“ Franzosen und Eingewanderten. Pierre-Romain Thionnet, Chef der Jugend-Organisation des rechtsextremen Rassemblement National, beklagte die „Verwilderung“ eines Frankreichs, das auf den Schutz seiner „besonderen Zivilisation“ verzichte, weil es Ausländer aufnehme, die nicht zur „Beherrschung ihrer Triebe“ in der Lage seien.

In den sozialen Netzwerken zirkulierten ungesicherte Informationen über die angeblichen Täter, die demnach aus dem Sozialbauviertel „La Monnaie“ in Romans-sur-Isère stammten. Es ist wegen Rauschgifthandel und hoher Kriminalität berüchtigt. Diesen Behauptungen widersprach Staatsanwalt de Caigny: Es sei nicht zutreffend, dass alle Verdächtigen aus derselben Stadt und demselben Viertel kämen. Bei dem mutmaßlichen Haupttäter, der dem 16-jährigen Thomas den tödlichen Messerstich verpasst haben soll, handele es sich um einen 20-jährigen Franzosen aus dem Zentrum von Romans-sur-Isère.