Die Tate Gallery of Modern Art in London zeigt in einer großen Ausstellung die vielfältigen Werke Yoko Onos.
Kunst für den FriedenYoko Ono bekommt eine eigene Schau in London
Die ikonischen Szenen sorgten 1969 für Schlagzeilen: Yoko Ono und John Lennon liegen nebeneinander im Bett, umringt von Journalisten, die ihre Kameras auf sie richten. Sie tragen weiße Pyjamas und haben angesichts des Vietnamkriegs eine klare Botschaft: Sie wollten mit „Bed-in for Peace“ für den Frieden eintreten. Der Wunsch nach einer Welt ohne Krieg und einem besseren Miteinander scheint auch mehr als 50 Jahre später aktuell. Er ist und war eines der zentralen Anliegen der Künstlerin und Aktivistin Yoko Ono, der die Tate Gallery of Modern Art in London ab heute, Donnerstag (15. Februar), eine Ausstellung widmet - die größte, die jemals in Großbritannien zu sehen war.
Yoko Ono in London: Faszinierende Vielfalt
Beim Rundgang durch die Räume fasziniert die Vielfalt der rund 200 Stücke, die in den vergangenen 70 Jahren entstanden sind. Onos Werk umfasst neben Performances auch Objekte, Filme, Musik sowie Sounds. Die Schau setzt damit auch ein Gegengewicht zu einer Erzählung, die sich bis heute um die heute 90-jährige Künstlerin rankt. Vielen ist sie als die Frau bekannt, die die Beatles auseinandergebracht haben soll, indem sie Lennon für sich nutzte, und von seinen Bandkollegen entfernte. Die britische Kultband löste sich auf, nachdem Ono und Lennon in den späten 1960-Jahren geheiratet hatten.
Aber Ono, das macht die Ausstellung unmissverständlich klar, ist viel mehr. „Sie ist eine kulturelle Ikone, deren Strategien und Kollaborationen auch bei neuen Generationen von Künstlern und Musikern Anklang finden“, sagt die Direktorin der Tate Modern, Karin Hindsbo, bei der Eröffnung der Ausstellung in London. „Sie war eine Vorreiterin der Konzeptkunst“. Ziel der Schau sei es, zu zeigen, wie radikal ihre Ideen waren. „Und wir hoffen, dass die Menschen darin ermutigt werden, an die Kraft des Geistes zur Schaffung von etwas Positivem zu glauben.“
Ono wurde am 18. Februar 1933 in Tokio geboren. Ihre Mutter war Malerin, ihr Vater Pianist, arbeitete aber im Bankwesen. Ihre Kindheit war geprägt von Luxus, aber auch von Einsamkeit. Während der Kriegsjahre wurden die Kinder aufs Land geschickt, wo Ono für sich und ihre beiden jüngeren Geschwister um Essen betteln musste. Sie habe in den Himmel geschaut und sich Namen und Dinge ausgedacht und beschrieb dies als eines ihrer frühesten Werke, sagt die Kuratorin Juliet Bingham.
Yoko Onos große Tragödie
Vor mehr als 40 Jahren ereignete sich schließlich jene Tragödie im Leben Onos, die die Künstlerin erschütterte und Schockwellen um die Welt sandte. Am 8. Dezember 1980 wurde ihr Mann, der Beatles-Musiker John Lennon, von einem geistig verwirrten Täter vor seiner New Yorker Wohnung erschossen, in welcher er seit den frühen 70er-Jahren gemeinsam mit Ono lebte. Sie trauerte tief, lebte aber weiterhin im Dakota Building und zog erst im vergangenen Jahr nach 43 Jahren aufs Land.
Onos Leben drehte sich um ihre Kunst und so lässt auch die Ausstellung ihren Werken viel Raum. Fast alle Bilder und Installationen sind in Schwarz-Weiß gestaltet und folgen ihrem Schaffen in einer losen Chronologie, von ihren Anfängen in Tokio, zu ihrer Zeit in der Kunstszene New Yorks und in London. Die Besucher können sich bei einem anonymen Händedruck begegnen, Nägel in eine Leinwand schlagen oder eine Partie Schach spielen, bei dem alle Spielfiguren weiß sind. Sie können ihre Hoffnungen, Träume und Wünsche teilen und sich Dinge vorstellen.
Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen Installationen, die sie während ihres mehrjährigen Aufenthalts in London ab 1966 schuf. Gezeigt werden Werke, die in der Indica und der Lisson Gallery, ausgestellt wurden, darunter „Apple“, ein grüner Apfel auf einem durchsichtigen Sockel und die Installation „Half-A-Room“, bei dem sie ein weiß lackiertes Bett, einen Stuhl und eine Kommode halbiert hat, um zu zeigen, dass sich Menschen und Dinge in ständigem Wandel befinden. Es war eine solche Ausstellung, bei der sich Ono und Lennon zum ersten Mal trafen, eine schicksalhafte Begegnung.
Sie wurden schnell ein Paar und heirateten im Jahr 1969. Es war eine intensive, aber schwierige Liebesgeschichte. Sie nutzen ihre Bekanntheit, um für den Frieden zu werben. In ihrer Kunst setzen sie dabei PR-Strategien und politische Propaganda ein und verknüpfen sie mit Massenmedien. Werke wie „War is over„, bei dem die Botschaft in schwarzen Lettern auf weißem Grund steht, wurden auf Postern und durch Zeitungen weltweit verbreitet und können in der Tate Modern gekauft werden können.
Ono selbst werde für die Ausstellung nicht aus den USA anreisen, sagt Bingham dieser Zeitung, und vielleicht ist das auch gar nicht nötig. Schließlich stehen ihre Arbeiten für sich. Am Ende der Ausstellung befindet sich eine neue Version von Onos Installation „My Mommy Is Beautiful“ („Meine Mami ist schön“) aus dem Jahr 2004, bei der die Gäste auf Leinwänden ihren Müttern eine persönliche Botschaft hinterlassen können. Ono, die einen gemeinsamen Sohn mit Lennon hat, wurde immer wieder als kühle und distanzierte Frau beschrieben, ihre Werke jedenfalls sind es nicht.