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„99,9 Prozent identisch“Spanisches Reproduktionslabor will Haustiere klonen

Lesezeit 3 Minuten
Ein Siberian-Husky-Welpe,umgeben von Artgenossen, heult. 

Hunde und Katzen sind beliebte Gefährten des Menschen (Symbolbild).

Ein Unternehmen im spanischen Marbella ermöglicht das Klonen von Haustieren wie Hunden und Katzen – die Nachfrage steigt weiter. Doch es gibt starke ethische Bedenken gegen das Klonen.

Weil die gesetzlichen Hürden für künstliche Befruchtung in Spanien relativ niedrig sind, lassen sich viele Frauen und Paare ihren Kinderwunsch dort erfüllen. Am Mittelmeer gibt es Hunderte Reproduktionskliniken. Aber nicht nur der „Baby-Tourismus“ blüht. Eines dieser Reproduktions-Labors bietet nun einen neuen Dienst an: das kommerzielle Klonen von Hunden und Katzen.

Dieses reproduktive Klonen wurde Hunde- und Katzenfreunden bisher nur von Kliniken in den USA, China und Südkorea offeriert. Jetzt will das spanische Labor Ovoclone mit Sitz in Marbella in Europa mit dieser Biotechnologie zum Vorreiter werden. „Unser Ziel ist es, unsere Kunden glücklich zu machen“, wirbt Ovoclone. „Wir wollen Ihnen den Traum vom treuen Freund fürs ganze Leben ermöglichen.“

Schaf „Dolly“ als Vorreiter

Wenn das geliebte Haustier einmal ableben sollte, könne Ovoclone für Ersatz sorgen, der „zu 99,9 Prozent“ genetisch identisch sei, verspricht das Unternehmen. Deswegen sollten Tierhalter vorsorgen und Genmaterial ihres Vierbeiners einfrieren lassen. Dass Wissenschaftler mit dem Klonen von Tieren experimentieren, weiß man spätestens, seit 1996 das Schaf „Dolly“ in einem schottischen Forschungsinstitut geboren wurde.

Seitdem gab es in Europa vereinzelte Versuche mit anderen Tierarten, wie etwa in Spanien mit dem vom Aussterben bedrohten Pyrenäen-Steinbock. Auch werden in Deutschland und anderen Ländern genetisch veränderte Schweine geklont, die eines Tages als Organspender dienen sollen.

Kommerziell wird das Klonen in Europa seit zwei Jahrzehnten vor allem bei Elitepferden eingesetzt. Besitzer von Renn-, Spring- und Polopferden versuchen so, die außerordentlichen Eigenschaften ihrer Top-Sportpferde für künftige Generationen zu sichern. Spitzenpferde können Marktpreise von vielen Millionen Euro erreichen.

Ein geklonter Hund kostet 55.000 Euro, eine Katze 50.000 Euro

Bei Hunden und Katzen gehe es hingegen um emotionale Werte, sagt Ovoclone-Chef Enrique Criado. Nicht wenige Tierhalter würden eine enge Beziehung zu ihren Vierbeinern entwickeln und diese wie ihre eigenen Kinder lieben. „Bei Ovoclone verstehen wir, wie verheerend es sein kann, deinen geliebten Hund zu verlieren“, heißt es dazu auf der Firmenwebseite.

Außerhalb Europas hat sich das Klonen von Haustieren bereits zu einem Geschäft entwickelt. So berichtete die US-Sängerin Barbara Streisand, dass sie ihren weißen Schoßhund der Rasse Coton de Tuléar klonen ließ. Auch Argentiniens Präsident Javier Milei soll seinen verstorbenen Mastiff namens Conan geklont haben – mit dem Ergebnis, dass Milei heute vier mit Conan identische Mastiff-Hunde besitzt. Ovoclone-Gründer Criado berichtet, dass mit den Schlagzeilen um die geklonten Milei-Hunde die Anfragen zunahmen.

Vor allem sei die Zahl jener Kunden gewachsen, die genetisches Zellmaterial ihrer Vierbeiner einfrieren ließen. Dies ist bei Ovoclone ab 2800 Euro möglich. Will man jedoch aus dem Genmaterial ein Klon-Tier erschaffen, wird ein Vielfaches fällig: Ein geklonter Hund kostet 55.000 Euro, eine Katze 50.000 Euro.

Forscher haben ethische Bedenken

Das Klonen geschieht über ein Verfahren, das die Wissenschaftler als „Zellkerntransplantation“ beschreiben. Bei diesem Zellkerntransfer wird der genetische Inhalt einer Zelle des zu klonenden Tieres entnommen und in eine zuvor kernlos gemachte Eizelle eines Spendertiers übertragen. Aus dieser Eizelle entwickelt sich dann der Embryo, der einem anderen weiblichen Tier eingepflanzt und von dieser „Leihmutter“ ausgetragen wird.

Obwohl das Klonen von Haustieren in Spanien legal ist, gibt es in der Wissenschaft erhebliche Kritik an diesem Reproduktionsgeschäft. Auch deswegen, weil sich, abgesehen von ethischen Bedenken, die Klontechnik bisher als relativ ineffizient erwies. Zahlreiche Embryonen sterben, nicht wenige Klone leiden unter Missbildungen. Der spanische Zellforscher Salvador Macip zweifelt zudem an der Nützlichkeit der Klonierung von Haustieren und warnt potenzielle Kunden vor zu großer Illusion. „Die Tiere werden niemals total identisch sein“, sagte er.

Zudem muss das Verhalten des Klons nicht unbedingt dem des Originals gleichen, weil das geklonte Tier andere Erfahrungen durchlebe. Nach Macips Meinung ist das Klonen von Hunden und Katzen eher ein lohnendes Geschäft für die Kliniken und weniger für die Kunden.