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„Es ist Zeit aufzuwachen“Spanien leidet unter einer historischen Trockenheit

Lesezeit 3 Minuten
Risse sind auf einem Feld, auf dem Zuckerrüben angebaut werden, zu sehen. Die trockene Witterung bereitet Landwirten weiterhin große Probleme. 

Spanien leidet unter großer Trockenheit (Symbolbild)

Andalusien und Katalonien sind besonders betroffen. Muss das Wasser bald in Tankschiffen geliefert werden?

Die Menschen an der südspanischen Costa del Sol, der berühmten touristischen Sonnenküste, hoffen inständig auf Regen. Aber nicht nur auf ein paar kurze Schauer, sondern auf wochenlangen Dauerregen, der endlich wieder die Talsperren und unterirdischen Grundwasserspeicher auffüllt. Die Ferienregion in Andalusien erlebt gerade die schlimmste Dürreperiode, an die sich die Bewohner erinnern können – und das mitten im Winter.

„Es ist Zeit aufzuwachen“, warnte Juanma Moreno, der regionale Regierungschef Andalusiens nach einer Krisensitzung. Moreno forderte die Bürger auf, den Wassernotstand ernst zu nehmen und äußerst sparsam mit dem Verbrauch umzugehen. „Wenn es bis zum Sommer nicht regnet, werden wir erhebliche Versorgungsprobleme haben. Mit den entsprechenden Auswirkungen für die Bevölkerung, aber auch für die Landwirtschaft, die Industrie und den Tourismus.“

Die Wasserspeicher Andalusiens, wo Zehntausende Europäer ihren Zweitwohnsitz haben, sind leer. In Dutzenden Städten und Dörfern an der Costa del Sol gibt es bereits Einschränkungen. Überall werden Notfallszenarien vorbereitet. Zu den geplanten Schritten gehört, die Wasserversorgung stundenweise einzustellen. Und das Trinkwasser mit Schiffen und Tanklastwagen in die Region zu bringen.

Talsperre nahezu ausgetrocknet

In der nahezu ausgetrockneten Talsperre La Viñuela, dem größten Stausee im Hinterland der Costa del Sol, können die Besucher inzwischen spazieren gehen. Der riesige See ist zu einer Pfütze geschrumpft und nur noch zu sieben Prozent gefüllt. Die Landwirte, die den Stausee zur Beregnung ihrer Plantagen voller Mangos, Avocados und Oliven nutzten, bekommen schon länger kein Wasser mehr.

„Schon 2023 war das schlechteste Jahr der Geschichte“, erklärt der Agrarverband UPA in seiner Jahresbilanz. Die Trockenheit habe den Landwirten schwere Verluste zugefügt. Beim Olivenanbau, wo Spanien Weltmarktführer ist, sei die Erntemenge in der vergangenen Saison um 50 Prozent geschrumpft. Das bekamen auch die europäischen Verbraucher zu spüren. Der Preis für  Olivenöl in Supermärkten stieg in schwindelerregende Höhe.

„Der Klimawandel und seine Auswirkungen, wie etwa die Dürre, die wir gerade durchmachen, ist zur größten Herausforderung für die nächsten Jahre geworden“, sagt Andalusiens Ministerpräsident Moreno. Das andalusische Territorium ist mit 8,5 Millionen Einwohnern die bevölkerungsreichste Region des Landes, in der auch die vielbesuchten Städte Sevilla, Córdoba und Granada liegen.

Abnehmende Niederschläge seit Jahren

Andalusien leide bereits seit acht Jahren an abnehmenden Niederschlägen, erläutert der Meteorologe Juan de Dios del Pino vom staatlichen Wetteramt Aemet. Es handele sich um die längste Dürreperiode in der Region seit Beginn der Aufzeichnungen. Und es sei nicht zu erwarten, dass es demnächst zu den ersehnten dauerhaften Regenfällen komme. Die Hoteliers fürchten, dass die Wasserkrise die Touristen abschrecken könnte. Leere Swimmingpools, nur noch tröpfelnde Duschen – keine attraktive Vorstellung.

In der nordöstlich liegenden spanischen Mittelmeerregion Katalonien, zu der die Tourismushochburgen Barcelona und die Costa Brava gehören, sieht es nicht besser aus. Auch dort wurde Wasseralarm ausgelöst, weil es seit Jahren immer weniger regnet. Der Stausee Sau, der den Großraum Barcelona versorgt, hat nur noch fünf Prozent Wasser. „Die Bäume Barcelonas sterben am Durst“, titelte die Zeitung „La Vanguardia“.

Ohne mehrere Entsalzungsanlagen, die auf Hochtouren laufen, könnte die Millionenstadt Barcelona nicht mehr versorgt werden. Doch dies allein reicht für die 7,5 Millionen Bewohner Kataloniens nicht aus. Deswegen wurden nun in Katalonien drastische Sparpläne beschlossen: Die Pools in Hotelanlagen, auf Campingplätzen und auf Privatgrundstücken dürfen nicht mehr gefüllt werden – es sei denn, es wird salziges Meerwasser benutzt.