Von der Hassfigur zur Königin: Einst als Rottweiler beschimpft, wird Camilla inzwischen von den Briten an der Seite von Charles III. akzeptiert.
Das Gesicht der RoyalsWarum Camilla in der Gunst der Briten so hoch steht
Es war ein ungewöhnliches Bild, zumindest in diesen Tagen: Am Ostersonntag nahm König Charles III. trotz seiner Krebserkrankung am traditionellen Gottesdienst auf Schloss Windsor teil. Während er in der St George's Chapel zum Schutz seiner Gesundheit isoliert vom Rest der Familie Platz nahm, zeigte er sich beim Fußvolk deutlich nahbarer. Er lächelte, scherzte und schüttelte sogar die Hände von royalen Fans. Immer an seiner Seite war dabei Königin Camilla, jene Frau, „deren private und öffentliche Unterstützung für den Monarchen wichtiger denn je ist“, so die Königshaus-Expertin Rhiannon Mills.
Tatsächlich reist Camilla seit Bekanntwerden der Erkrankung des britischen Staatsoberhauptes als dessen Vertretung von Termin zu Termin durch das Königreich. Sie eröffnet Schulen, besucht Krankenhäuser und macht auf die Arbeit von Hilfsorganisationen aufmerksam. In den Monaten dieses Jahres nahm sie zahlreiche wichtige Verpflichtungen für ihren Mann wahr, zusätzlich zu ihren eigenen. Da auch Prinzessin Catherine an Krebs leidet, liegt es neben Charles' Schwester Anne und Prinz William nun vor allem an Camilla, den royalen Betrieb am Laufen zu halten. Und: Die Königin, so betonen britische Medien, leiste „hervorragende Arbeit„.
Camilla: Einst als kalter „Rottweiler“ verschrien
Es sind bemerkenswert warme Worte, warf der Boulevard auf der Insel in den 1990er-Jahren doch ein kaltes, ja eisiges Licht auf die heute 76-Jährige. Camilla galt als „verhassteste Frau des Landes“, als Anti-Heldin, als negativer Gegenentwurf zu Diana, der „Prinzessin der Herzen„. Sie war diejenige, die ein Märchen zerstört, eine romantische Liebe torpediert hatte, hieß es. In Umfragen gaben damals zwei Drittel der Befragten an, dass der Prinz von Wales nicht König werden sollte, wenn er Camilla heiratet.
Dass sich die Meinung der Öffentlichkeit im Laufe der Jahre geändert hat, sie akzeptiert wird, ist unter anderem der Beharrlichkeit des Paares geschuldet. Charles und Camilla haben sich nicht beirren lassen. Im Jahr 1999 wurden sie offiziell ein Paar, 2005 folgte die Hochzeit, der Königin Elizabeth II. zwar nicht beiwohnte, aber zugestimmt hatte.
Danach arbeiteten Berater unermüdlich daran, das Image der beiden aufzupolieren. Die Strategie ging auf: Laut Umfragen wird die Königin zuletzt vor allem von der Babyboomer-Generation geschätzt. Viele loben ihre direkte und humorvolle Art. Tatsächlich gibt sich Camilla auch dieser Tage stets positiv und tapfer und wird damit den professionellen Palast-Standards gerecht. Besorgten Briten versichert sie geduldig und freundlich immer wieder, dass es dem König den Umständen entsprechend gut gehe. Sie führt damit ein weithin bekanntes Motto der Royals fort, das sich unter Queen Elizabeth II. etabliert hat: „Keep calm and carry on“, „Ruhe bewahren und weitermachen“.
Krebs von König Charles: Dennoch Grund zum Feiern
Bei aller Sorge um die Gesundheit des Monarchen hat das Paar in dieser Woche auch einen Grund zum Feiern. Am heutigen Dienstag begehen Charles und Camilla ihren 19. Hochzeitstag. Der ehemalige Butler der Royals, Grant Harrold, vermutet, dass dies angesichts der aktuellen Herausforderungen ein besonders „bewegender“ Moment wird. „Ich bin sicher, dass sie ein romantisches Abendessen zu zweit haben werden“, sagte er; und nächstes Jahr, so erwartet er, wird es dann eine größere Feier geben.
Die Liebesgeschichte von Charles und Camilla begann indes vor mehr als 50 Jahren. Die Autorin Penny Junor beschreibt in ihrem Buch „The Duchess: The untold Story„ (Die Herzogin: Die unerzählte Geschichte), was der König schon damals an ihr schätzte. Sie sei nie eingeschüchtert gewesen, habe ihn nicht angehimmelt. Die Ehe beschreibt die Autorin und Journalistin Catherine Mayer gegenüber dieser Zeitung als „sehr glücklich“. In der Gegenwart des Paares spüre man, welch „wichtige Stütze“ sie für ihn ist.
Ein Erfolgsgeheimnis der neuen Königin sei zudem, dass sie zwar im Mittelpunkt stehe, ihren Mann aber nicht in den Schatten stelle, so Pauline Maclaran von der Royal Holloway University of London. Sie sei zurückhaltend und vermeide Kontroversen und unterscheide sich damit von Prinzessin Diana oder zuletzt Herzogin Meghan: „Frauen, die sich in den Vordergrund drängen, haben es in der königlichen Familie schwer.“
Gleichzeitig habe Camilla aber auch an ihrem Stil gearbeitet, betonte die Expertin. Früher habe sie als altmodisch gegolten, heute achte sie sehr auf ihre Frisur und ihre Kleidung. So lobte die britische Boulevardzeitung „Daily Mail“ ihr Outfit, bestehend aus einem grünen Kleid und einem dazu passenden Hut, das die Königin beim Ostergottesdienst auf Schloss Windsor trug. Sie habe „sehr elegant“ ausgesehen. Die rüden Rottweiler-Zeiten, sie sind damit endgültig vorbei.