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Britische RoyalsShowdown zwischen Prinz Harry und der Boulevard-Presse

Lesezeit 3 Minuten
Medienvertreter beobachten, wie Anwälte und ihre Mitarbeiter am High Court eintreffen zu Prinz Harrys Zivilklage gegen den Verlag der britischen Boulevardzeitung „The Sun“.

Medienvertreter beobachten, wie Anwälte und ihre Mitarbeiter am High Court eintreffen zu Prinz Harrys Zivilklage gegen den Verlag der britischen Boulevardzeitung „The Sun“.

David gegen Goliath: Der Royal klagt gegen britische Zeitungsgruppe NGN von Medien-Mogul Rupert Murdoch.

Es ist der scheinbar ungleiche Kampf eines Einzelnen gegen eine übermächtige Institution: Prinz Harry als moderner David, der sich mit seiner Schleuder mutig gegen den Goliath der britischen Boulevardpresse stellt. So jedenfalls möchte der Royal selbst die Situation verstanden wissen, wie er im vergangenen Sommer in einer Dokumentation des Senders ITV bekräftigte. Jetzt nimmt es der 40-Jährige mit einem ganz Großen der Zeitungsbranche auf. Gemeinsam mit dem früheren Labour-Politiker Tom Watson klagt der Prinz gegen die News Group Newspapers (NGN). Der Vorwurf: Zeitungen der NGN wie die Sun sollen sie durch das Abhören von Sprachnachrichten und den Einsatz von Privatdetektiven in den Jahren zwischen 1996 und 2011 ausspioniert haben. Die Kläger wollen dies anhand von veröffentlichten Artikeln beweisen.

Am Dienstag begann die Verhandlung zu Prinz Harrys Zivilklage gegen die britische Zeitungsgruppe von Medien-Mogul Rupert Murdoch vor dem High Court in London, bislang jedoch ohne den Royal. Der Sohn von König Charles III. wird in dem auf mehrere Wochen angesetzten Prozess im Februar im Zeugenstand erwartet. „Für Prinz Harry ist dies ein zutiefst persönlicher Kampf“, kommentierte die BBC den Zivil-Prozess am Dienstag. NGN beteuert indes, dass bei der Sun keine derartigen Methoden genutzt wurden. Zudem habe es in den Führungsetagen keinerlei Wissen über illegale Aktivitäten gegeben.

Britische Royals: Abhörskandal mit Folgen

Unbestritten ist jedoch, dass britische Boulevardzeitungen in den 1990er- und 2000er-Jahren Praktiken wie das Abhören von Sprachnachrichten nutzten. Die Wochenzeitung „News of the World“, ebenfalls Teil von NGN, wurde als Folge eines Abhörskandals im Jahr 2011 eingestellt. Der Verlag sprach eine öffentliche Entschuldigung aus, einzelne Journalisten der Zeitung wurden verurteilt. Nun muss sich NGN gegen Anschuldigungen verteidigen, wonach Journalisten und Führungskräfte der gesamten Organisation in unrechtmäßige Recherchemethoden verwickelt waren oder davon wussten.

07.06.2023, Großbritannien, London: Prinz Harry (M) und sein Anwalt David Sherborne (r) verlassen den High Court nach ihrer Zeugenaussage.

07.06.2023, Großbritannien, London: Prinz Harry (M) und sein Anwalt David Sherborne (r) verlassen den High Court nach ihrer Zeugenaussage.

Harry sagte im Vorfeld des Prozesses, er wolle die Wahrheit ans Licht bringen, nachdem Dutzende andere Kläger, darunter der Schauspieler Hugh Grant, ihre Fälle beigelegt hätten, um das Risiko von Anwaltskosten in Millionenhöhe zu vermeiden, die ihnen selbst bei einem Sieg vor Gericht hätten entstehen können. „Sie haben sich geeinigt, weil sie sich einigen mussten“, sagte er kürzlich. Er fechte das nun stellvertretend für alle aus.

Sein Kampf gegen die Boulevardpresse begann schon, bevor er mit seiner Frau Meghan und seinen beiden Kindern in die USA übersiedelte und sich damit von der königlichen Familie zurückzog. Die Verfolgung durch Kameras, die skrupellose Jagd nach intimen Details haben sein Leben seit seiner Kindheit geprägt. Seine Mutter, Prinzessin Diana, starb im August 1997 bei einem Autounfall in einem Tunnel in Paris, nachdem sie von Paparazzi verfolgt wurde. Doch was lange wie ein stilles Erdulden wirkte, hat sich in den letzten Jahren zu einem offenen Schlagabtausch gewandelt – mit Klagen, Interviews und Dokumentationen.

Teilsieg für den Prinzen Harry

Ende des Jahres 2023 errang Harry einen wichtigen Teilsieg. Ein Londoner Gericht entschied, dass sein Telefon im Auftrag der „Mirror Group Newspapers“ (MGN) gehackt wurde. Ihm wurde ein Schadenersatz von umgerechnet über 160000 Euro zugesprochen. In dem Prozess warf Harry unter anderem der Zeitung „The Mirror“ vor, sich für Storys über ihn in sein Telefon gehackt, Sprachnachrichten abgehört und ihn beschattet zu haben. 15 der 33 Artikel, die im Rahmen der Klage verhandelt wurden, seien das Ergebnis von Telefon-Hacking oder anderen rechtswidrigen Informationsbeschaffungen gewesen, urteilte das Gericht. Darunter war auch ein Artikel mit dem Titel „Harry nahm Drogen“, in dem es darum ging, dass der Prinz mit Freunden in einem Pub Haschisch geraucht haben soll. Im Verlauf des Verfahrens hatte Harry selbst im Zeugenstand gesessen, als erster Royal seit 130 Jahren. Jetzt folgt der Prozess gegen NGN, den britische Medien als „Showdown“ bezeichneten.