AboAbonnieren

Gefechte im Roten MeerBraucht der Kampf gegen die Huthi eine neue Strategie?

Lesezeit 4 Minuten
24.02.2024, Jemen, Sanaa: Rauch steigt nach den von den USA geführten Luftangriffen auf Ziele im Jemen auf. Die Streitkräfte der USA und Großbritanniens haben erneut Stellungen der Huthi-Miliz im Jemen angegriffen.

Rauch und Feuerschein über der jemenitischen Hauptstadt Sanaa nach den Angriffen der Britisch-amerikanischen Koalition.

Die Huthi-Rebellen attackieren trotz des Einsatzes von westlichen Kriegsschiffen und Luftschlägen auf ihre Stützpunkte den Schiffsverkehr.

Die Gefechte im Roten Meer eskalieren. Wenige Stunden nach dem jüngsten Huthi-Angriff auf ein Handelsschiff folgte in der Nacht zum Sonntag eine neue Welle amerikanisch-britischer Luftangriffe auf Stützpunkte der Rebellen im Jemen. Ein Sprecher der Huthis kündigte weitere Angriffe auf Schiffe im Roten Meer an.

Die Rebellen wollen damit drei Monate nach dem Beginn ihrer Angriffe auf den Schiffsverkehr zeigen, dass sie dem militärischen Druck des Westens dauerhaft widerstehen können. Die US-Regierung räumte ein, dass die Huthis mit den Luftschlägen nicht zu besiegen sind. Konservative in den USA fordern deshalb, Washington solle die Regierung des Jemen für den Kampf gegen die Huthis bewaffnen.

Die Huthis stören den Seeverkehr im Roten Meer seit Mitte November mit Raketen- und Drohnenangriffen auf Frachter und Tanker. Die vom Iran ausgerüsteten Rebellen, die große Teile des Jemen unter Kontrolle haben, bezeichnen die Angriffe als Unterstützung für die Palästinensergruppe Hamas im Gaza-Krieg gegen Israel. Das US-Verteidigungsministerium zählte bisher fast 50 solche Angriffe.

Amerikanisch-britische Luftangriffe auf Huthi-Stützpunkte

Die USA und andere westliche Länder haben Kriegsschiffe ins Rote Meer geschickt, um die Huthis zu stoppen – bisher vergeblich. Seit Freitag ist auch die deutsche Fregatte „Hessen“ mit einem EU-Marineverband in der Region im Einsatz. Nach Angaben des US-Verteidigungsministeriums beschießen die Huthis immer mehr Schiffe; vorige Woche gerieten Handelsschiffe fast jeden Tag unter Beschuss der Rebellen.

Amerikanische und britische Kampfjets starteten in der Nacht zum Sonntag zu ihrer vierten gemeinsamen Angriffswelle auf Huthi-Stützpunkte im Jemen. 18 Ziele seien bei dem Einsatz attackiert worden. Dazu gehörten unterirdische Waffenlager, Raketen und Drohnen sowie Flugabwehrsysteme und Radaranlagen. Kurz zuvor hatte die „USS Mason“ eine Rakete der Huthis abgefangen, die auf den amerikanischen Öltanker „Torm Thor“ zielte. „Weder die „USS Mason“ noch die „MV Torm Thor“ wurden beschädigt und es gab keine Verletzten“, hieß es in einer Mitteilung des US-Militärs.

Attacken der Huthi auch auf mehrere US-Kriegsschiffe

Die USA greifen Stellungen der Huthis nicht nur mit Großbritannien zusammen an, sondern auch mit Luftschlägen in eigener Regie. In den vergangenen Wochen hatte es aber bereits mehrere gemeinsame britisch-amerikanische Militärschläge gegen die Miliz gegeben. Erklärtes Ziel der Koalition ist es, die militärischen Fähigkeiten der militant-islamistischen Huthi zu schwächen und die wichtige Schifffahrtsroute so zu schützen.

Die Angriffe der Huthi seien eine internationale Herausforderung, hieß es in einer gemeinsamen Erklärung. Huthi-Sprecher Yahya Sarie erklärte laut jemenitischen Medien, die Rebellen hätten neben der „Torm Thor“ auch mehrere US-Kriegsschiffe im Roten Meer angegriffen; die USA äußerten sich dazu nicht. Die Huthis wollen nach Saries Worten „der amerikanisch-britischen Eskalation mit weiteren wirksamen militärischen Operationen“ begegnen.

Die Angriffe würden weitergehen, bis der israelische Feldzug gegen die Hamas in Gaza beendet sei und die Blockade des Küstenstreifens durch Israel aufgehoben werde, kündigte der Sprecher zu den weiteren Zielen der Rebellen an. Dabei spielt den Huthis die Unterstützung durch den Iran in die Hände: Pentagon-Sprecherin Sabrina Singh hatte vorige Woche erklärt, die Huthis verfügten weiterhin über ein großes Waffenarsenal. Darunter seien moderne Waffen, die nach wie vor vom Iran nach Jemen geliefert würden.

Die US-Regierung habe nie behauptet, alle militärischen Fähigkeiten der Huthis mit den bisherigen Luftschlägen zerstört zu haben, sagte Singh. Die neuen Luftangriffe in der Nacht zum Sonntag dürften nicht die letzten gewesen sein. Die USA haben Flugzeugträger und Zerstörer in der Region stationiert; britische Kampfjets fliegen ihre Angriffe auf die Huthis von einem Stützpunkt in Zypern aus.

Auch die deutsche Regierung stellt sich offenbar auf einen längeren Militäreinsatz im Roten Meer ein: Im April soll die „Hessen“ laut Medienberichten im Einsatzgebiet von der Fregatte „Hamburg“ abgelöst werden. Um die Huthis zum Einlenken zu bewegen, sei mehr nötig als der Einsatz internationaler Luftwaffen- und Marineverbände, sagen Experten der einflussreichen konservativen US-Denkfabrik AEI.

Kenneth Pollack, ein ehemaliger Nahost-Berater des US-Sicherheitsrats, und die Antiterror-Expertin Katherine Zimmerman fordern in einer neuen Analyse, die USA sollten Soldaten der jemenitischen Regierung ausbilden und ausrüsten. Die Regierung des Jemen wurde im Krieg gegen die Huthis in den vergangenen Jahren von Saudi-Arabien unterstützt, konnte die Rebellen aber nicht besiegen. Jetzt solle Washington der jemenitischen Regierung helfen, Gebiete von den Huthis zurückzuerobern, fordern Pollak und Zimmerman.

Präsident Joe Biden wird diesem Ratschlag wahrscheinlich nicht folgen: Er will die USA nicht noch tiefer in den Konflikt im Nahen Osten verstricken. Ohne eine Waffenruhe in Gaza dürften die Gefechte zwischen den Huthis und dem Westen im Roten Meer deshalb weitergehen. (mit dpa)