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Portopreise in EuropaWeihnachtspost mit starken Preisunterschieden – Vorschlag auf Vereinheitlichung

Lesezeit 3 Minuten
08.12.2023, Großbritannien, London: Prinzessin Charlotte (l-r), Prinz Louis und Prinz George von Wales werfen vor dem Gottesdienst «Royal Carols - Together At Christmas» in der Westminster Abbey Briefe in einen Postkasten ein.

Ein britischer Brauch: Prinzessin Charlotte (l-r), Prinz Louis und Prinz George von Wales werfen vor dem Gottesdienst Weihnachts-Briefe in einen Postkasten ein.

Der durchschnittliche Preis für einen Brief liegt bei 1,63 Euro, allerdings zahlen Dänen fast fünf Euro, während Litauer nur 81 Cent bezahlen.

Es ist die Zeit der Weihnachtspost. Und auch im digitalen Zeitalter verschicken die Europäer noch gerne Weihnachtskarten. Doch die Preise dafür unterscheiden sich in den Mitgliedstaaten stark. Je nachdem, von wo man seine europaweite Weihnachtspost verschickt, kostet das Porto unterschiedlich. Aus dem EU-Parlament kam nun der Wunsch, den Flickenteppich auf dem europäischen Postmarkt zu harmonisieren.

Natürlich stammt der Brauch der Weihnachtspost von den Briten. Im Vereinigten Königreich gibt es eine Karte zu allem und zu nichts, die Insulaner sind grußkartenverrückt. 1843 soll ein gewisser John Calcott Horsley die erste Karte für Sir Henry Cole entworfen haben. Um die Jahrhundertwende schwappte die Tradition dann auf den Kontinent und wird auch im digitalen Zeitalter hochgehalten, wenn auch seltener und gerne adaptiert an die Ära der Selbstdarstellung. Immerhin, wer freut sich nicht über eine schöne Weihnachtskarte im Briefkasten?

Weihnachtspost ist mancherorts ein teures Vergnügen

Das Problem: Es kann teuer werden. Je nachdem, von wo aus Bürger ihre Feiertagspost an Freunde und die Familie verschicken, kostet das Briefporto unterschiedlich viel. Der europäische Durchschnitt lag für einen Brief, der bis zu 20 Gramm wiegt, im Jahr 2021 bei 1,63 Euro, aber die Lage variiert deutlich von einem zum anderen Mitgliedstaat. Während die Dänen sogar für eine Postkarte ins Ausland schon fast fünf Euro bezahlen müssen und auch die Italiener laut EU-Kommission 3,50 Euro und die Portugiesen 3,25 Euro hinzulegen haben, liegt der Standardbrief Europa in Litauen lediglich bei 81 Cent, in Zypern bei 64 Cent und in Malta gar bei 59 Cent. Deutschland belegte in jenem Jahr den Angaben zufolge mit 1,10 Euro einen Platz im unteren Mittelfeld.

Der CSU-Europaparlamentarier Markus Ferber beklagt „einen Flickenteppich auf dem europäischen Postmarkt“, der zulasten der Verbraucher gehe. „Einer derartigen Preisdiskriminierung sollten wir einen Riegel vorschieben“, fordert er. In einem Schreiben an die EU-Kommission verlangte Ferber deshalb eine Harmonisierung. Bis zu den Feiertagen 2024 müsse dieses Thema europaweit adressiert werden. „Ansonsten wird die europäische Weihnachtspost bald zum Wettlauf um die tiefsten Taschen.“

EU-Kommission: Unterschiede sind nicht zu groß

Allzu groß stehen die Chancen, dass sich in naher Zukunft etwas ändert, aber nicht. Auch wenn die Postdienste laut des für das Thema zuständigen EU-Kommissars Thierry Breton „eine unverzichtbare Rolle bei der Förderung des Binnenmarktes“ einnehmen, „erscheinen die Preisunterschiede für Universaldienstbriefe in der EU nicht unverhältnismäßig“, schrieb er in seiner Antwort an den Parlamentarier, die dieser Zeitung exklusiv vorliegt.

Die Brüsseler Behörde überwacht die Höhe und Entwicklung der Preise im Rahmen der jährlichen EU-Postumfrage. Die Mitgliedstaaten müssten dabei die Grundsätze der Erschwinglichkeit, Kostenorientierung, Transparenz und Nichtdiskriminierung beachten. Die zugrunde liegende EU-Richtlinie gewährleiste „einen offenen und wettbewerbsfähigen Markt sowie ein Mindestmaß an Universalpostdiensten“, so Breton. Ferber dagegen sieht „erheblichen Nachholbedarf“. So sei man „von einer tiefen Integration des Binnenmarktes bei Postdienstleistungen meilenweit entfernt“.

Dass sich die Preise so unterscheiden, liegt laut Kommission unter anderem an geografischen Gegebenheiten und am Level sowie der Qualität des angebotenen Services, der wiederum mit dem digitalen Wandel und dem unterschiedlichen Briefaufkommen in den Mitgliedstaaten zusammenhängt. Breton zufolge reicht dieses „von 230 Briefen bis zu vier Briefen pro Bürger und Jahr“. So verzeichnete das teure Dänemark den stärksten Rückgang. Mittlerweile sparen die Menschen von Kopenhagen bis Aarhus offenbar drastisch an den Weihnachtskarten. Um 60 Prozent sank das Briefvolumen in den vergangenen zehn Jahren.