Das Aus von Giropay steht im Zusammenhang mit der bevorstehenden Einführung von Wero, einer Europäischen Zahlungsinitiative, die noch in diesem Monat starten soll.
Paypal-KonkurrentDem Bezahlsystem Giropay droht das Aus
Die letzte Mitteilung über das Bezahlsystem Giropay stammt vom April. Und sie verkündet einen Erfolg. Man habe den Tankstellenbetreiber Esso gewinnen können – und setze damit den Wachstumskurs fort. Das ist ein gutes Beispiel dafür, dass Wachstum eine relative Angelegenheit ist.
Giropay und die dahinterstehende Gesellschaft Paydirekt hatte zuletzt einen Marktanteil von nur 0,4 Prozent. Das haben die Handelsforscher am EHI-Retail Institut in Köln errechnet. Es ist ein verschwindend geringer Prozentsatz gegenüber dem weitverbreiteten Online-Bezahlsystem Paypal. Denn mit dem aus den USA stammenden Bezahldienst beglichen im vergangenen Jahr 28 Prozent aller deutschen ihre Online-Einkäufe.
„Man muss, wenn man in einen etablierten Markt relativ spät hineingeht, eine geschickte Follower-Strategie im Vergleich zu den Pionieren haben, die den Markt von Anfang an bearbeitet haben“, sagte der Zahlungsexperte des EHI, Horst Rüther, unserer Redaktion. Offenbar hat es Giropay beziehungsweise Paydirekt an dieser Geschicklichkeit gemangelt, genügend Menschen zu finden, die ihnen folgen.
Im Jahr 2015 hatten sich die deutschen Banken und Sparkassen mit ihrem Bezahldienst Paydirekt auf den Weg gemacht, der dann später mit dem System Giropay fusionieren sollte. Nun heißt es aus dem Unternehmen auf Anfrage: „Aktuell gibt es Abstimmungen auf Gesellschafterebene zur Zukunft von Giropay respektive der Paydirekt GmbH als Betreibergesellschaft.“ Man werde informieren, sobald finale Entscheidungen getroffen sind, hießt es weiter. Allerdings berichtete zuerst das Magazin „Finanz-Szene“ aus gut informierten Kreisen, dass das Ende des Online-Bezahlsystem der deutschen Kreditwirtschaft schon in dieser Woche besiegelt werden soll.
Pioniere bestimmten die Online-Bezahlwelt
Das Problem von Alternativen gegenüber etablierten Online-Zahlungsdienstleistern wie Paypal ist zum einen, dass in der Online-Welt der Trend „The winner takes it all“ gilt, dass also die Pioniere sich fest etablieren und so eine starke Anziehungskraft auf weitere Kunden ausüben.
Zum anderen müssen potenzielle Alternativen grundsätzlich etwas besser sein als die etablierte Konkurrenz, wenn sie als App bei Verbrauchern punkten wollen. „Die Verbraucher fragen sich natürlich, warum sie sich nun die nächste App herunterladen sollen, wenn das, was sie brauchen, durch bereits existente Apps abgedeckt ist“, so Sarah Palurovic, Referentin für Digital-Banking beim Digitalverband Bitkom.
Das mutmaßliche Aus für das Bezahlsystem Giropay kommt kurz vor dem Beginn einer Europäischen Zahlungsinitiative (EPI) mit Namen Wero, die 16 europäische Banken und Finanzdienstleister noch in diesem Monat an den Start schicken wollen. Das macht die Annahme umso plausibler, dass Giropay im Gegenzug von deutschen Banken eingestellt wird.
Ob und wie stark sich die europäische Alternative dann etablieren oder gegenüber den Platzhirschen aus den USA durchsetzen kann, wird sich erst zeigen müssen.