Nordrhein-Westfalen ist in Sachen Windenergie-Ausbau Spitzenreiter in Deutschland, trotz abgebauter älterer Anlagen konnte der Bundesstaat einen Nettozuwachs von 626 Megawatt verzeichnen.
Starker ZubauNRW erklimmt bei Windenergie die Spitze in Deutschland
Nordrhein-Westfalen hat beim Windkraftausbau in Deutschland die Spitzenposition übernommen. Nach einer Auswertung der Fachagentur Wind und Solar sind in NRW im vergangenen Jahr 154 Windräder mit einer Leistung von 748 Megawatt (MW) neu in Betrieb genommen worden. Obwohl zeitgleich 117 ältere und kleinere Anlagen stillgelegt wurden, betrug damit der Nettozuwachs insgesamt 626 MW.
Damit lag NRW sogar noch vor den nördlichen „Windländern“ Niedersachsen und Schleswig-Holstein. Zugleich wurden Genehmigungen für rund 680 neue Windenergieanlagen mit über 4000 MW Leistung erteilt. „Das ist definitiv ein Erfolg“, sagte Maximilian Feldes, Geschäftsführer des Landesverbandes für Erneuerbare Energien (LEE). Genehmigungen allein erzeugten zwar „noch keine Kilowattstunden“, aber die Vorzeichen stimmten zuversichtlich. Oft werden Genehmigungen von Anwohnern oder Artenschützern beklagt.
Krischer lobt Kommunen und Kreise
CDU und Grüne im Land hatten in ihrem Koalitionsvertrag 2022 versprochen, innerhalb von fünf Jahren 1000 Windräder „zusätzlich“ in NRW zu schaffen. Obwohl ein Netto-Zubau in dieser Größenordnung von Anfang an unrealistisch erschien, wäre die Branche schon froh, wenn sich annährend 1000 „neue“ leistungsstarke Anlagen bis 2027 realisieren ließen.
NRW-Umweltminister Oliver Krischer (Grüne) lobte die zuständigen Kommunen und Kreise: „Die Genehmigungen sind die Meilensteine beim Ausbau der Windenergie auf dem Weg zur Klimaneutralität.“ Allerdings hatte die Entscheidung der schwarz-grünen Landesregierung, planungsrechtliche Genehmigungen bis zur Einrichtung von NRW-weit konzentrierten „Windvorranggebieten“ zurückzustellen, für erhebliche Turbulenzen gesorgt.
Mit den Vorranggebieten soll ein weiterer Wildwuchs an Windstandorten verhindert werden. Das Oberverwaltungsgericht in Münster kassierte diese Genehmigungsbremse aber wieder, so dass es an einzelnen Standorten zu Verunsicherung kam. Dutzende Windrad-Vorhaben wurden zurückgesellt. Die SPD-Opposition im Landtag spricht von „Planungschaos“.
Der Geschäftsführer des Energieunternehmens Westfalenwind, Andreas Düser, machte am Freitag deutlich, dass die aktuell diskutierten Regionalplanentwürfe für die neuen Windvorranggebiete nachgebessert werden müssten. So dürfe es keine nennenswerten Höhenbegrenzungen für moderne Anlagen geben. Kleinere Windräder rechneten sich nicht mehr, der Trend gehe in Richtung 250-Meter-Windrad, so Düser. Diese würden oft sogar positiver aufgenommen, weil sie sich langsamer drehten.
Im Regierungsbezirk Detmold ist derweil umstritten, dass sich die Windvorranggebiete zu 90 Prozent auf die Kreise Höxter und Paderborn konzentrieren sollen. Und in Ostwestfalen sowie im Regierungsbezirk Arnsberg wolle man „durch die Hintertür“ einen 1000-Meter-Mindestabstand zwischen Windenergieanlagen und Wohnsiedlungen wieder einführen, den der Landtag erst 2023 abgeschafft hatte, klagt der LEE. Für das Münsterland wiederum seien viele ungeeignete Flächen ausgewiesen worden.