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Nach TodesfallDebatte über Einsatz von Tasern in NRW geht weiter

Lesezeit 2 Minuten
Ein Polizeibeamter hält einen Taser 7 in der Hand.

Ein Polizeibeamter hält einen Taser 7 in der Hand.

Nach dem Polizeieinsatz mit Todesfolge am Wochenende in einem Mülheimer Flüchtlingsheim nimmt die Diskussion über die Gefährlichkeit von Tasern Fahrt auf.

Wie das NRW-Innenministerium mitteilte, kam es landesweit von Januar bis einschließlich November 2023 insgesamt zu 1245 Einsätzen des Distanzelektroimpulsgeräts (DEIG) im Wachdienst. In 1003 Fällen sei es bei der Androhung geblieben. Von 237 betroffenen Personen mussten 81 ambulant und 18 stationär medizinisch versorgt werden.

Obwohl damit mehr als 40 Prozent der Taser-Opfer behandlungsbedürftig gewesen wären, trat das Ministerium dem Eindruck übermäßiger Gesundheitsgefahren entgegen. „Bei jedem Abschuss wird durch die Polizei medizinische Versorgung gewährleistet“, so ein Sprecher von Innenminister Herbert Reul (CDU). Zudem müsse die medizinische Versorgung nicht immer durch den Gebrauch des Tasers ausgelöst worden sein. Es könne auch um andere Einsatzfolgen wie Stürze oder vorherige Gewaltanwendung gehen.

Am Wochenende war ein 26-jähriger Guineer nach einem Polizeieinsatz mit Taser gestorben. Der geflüchtete Westafrikaner stand ersten Ermittlungen zufolge erheblich unter Drogen und wies gesundheitliche Vorschädigungen auf.

Der Taser ist umstritten. Für Menschen mit unerkannten Herzproblemen kann der Elektroschock tödlich sein. Zuletzt war es in NRW wiederholt zu dramatischen Vorfällen gekommen. Seit Anfang 2022 testen 18 Polizeibehörden die Elektropistole. Die Wirksamkeit werde beim Landesamt für Zentrale Polizeiliche Dienste (LZPD) „ständig überprüft“, so das Innenministerium.

Grünen-Innenexpertin Julia Höller stellte gegenüber unserer Redaktion allerdings klar, dass eine weitergehende Untersuchung folgen muss: „Völlig unabhängig vom Mülheimer Fall wird es ganz grundsätzlich in diesem Jahr eine unabhängige wissenschaftliche Evaluation des Einsatzes von Distanzelektroimpulsgeräten bei der Polizei geben.“ Davon wolle man den Kauf weiterer Taser sowie Einsatz- und Trainingsvorgaben abhängig machen.

Experten halten den Elektroschocker zwar für eine wichtige Alternative zur Schusswaffe, weisen aber darauf hin, dass er sich nur für „statische Einsatzsituationen“ eigne, bei der eine bewaffnete Person nicht bereits zum Angriff übergeht.