Die Entscheidung ist gefallen: Frankfurt am Main wird der Standort der neuen Anti-Money Laundering Authority (Amla). Die Finanzmetropole setzte sich gegen acht europäische Hauptstädte durch.
Neuer Sitz der AmlaEU bekämpft Geldwäsche künftig von Frankfurt aus
Brüssel Ein wenig erinnerte die Wahl an den Eurovision Song Contest. Zwar fehlten Glitter und Glimmer, doch die Abstimmung über den Sitz der neuen Anti-Geldwäschebehörde lief ähnlich kompliziert ab, wie das bei dem Musikwettbewerb der Fall ist. Schließlich durfte am Donnerstagabend Deutschland jubeln: Die Amla („Anti-Money Laundering Authority“) wird in Frankfurt am Main angesiedelt.
Damit erhält die Finanzmetropole, die bereits die Europäische Zentralbank (EZB) beherbergt, weiteres Gewicht. Entsprechend erfreut rea-gierte Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP). Frankfurt sei für die Behörde ein „starker, glaubwürdiger und nachhaltiger Standort“. Ihre Tätigkeit soll die Amla Mitte 2025 aufnehmen.
Der Zuschlag zeige, so auch der CDU-Europaparlamentarier Micha-el Gahler, dass Frankfurt „der führende Finanzplatz der EU“ sei. Die deutsche Bewerbung setzte sich gegen acht europäische Hauptstädte durch, wenn auch mit der kleinstmöglichen Mehrheit, wie es im Anschluss hieß. Brüssel, Dublin, Madrid, Paris, Riga, Rom, Vilnius und Wien waren noch mit im Rennen. Gegen Ende galten neben Frankfurt die Städte in Frankreich und Spanien als Favoriten.
Bis zu 500 EU-Beamte werden für die Agentur arbeiten
Gerade die Nähe zur EZB sei „ein unschlagbarer Vorteil“, sagte der CSU-Europaabgeordnete Markus Ferber. „Frankfurt ist gut an andere europäische Metropolen angebunden und bietet einen großen Talentpool.“ Nicht nur werden bis zu 500 gut bezahlte EU-Beamte für die Agentur angeheuert, die die nationalen Aufsichtsbehörden koordinieren und unterstützen soll. Auch Unternehmen aus dem Ausland dürften künftig in der Mainmetropole in Personal investieren, um die Entscheidungsfindung der Amla zu beeinflussen.
Die Entscheidung kam zustande, nachdem die Stadt in einer Abstimmung zwischen Europaabgeordneten und EU-Botschaftern in Brüssel hinter verschlossenen Türen eine einfache Mehrheit erhalten hatte. Es war das erste Mal, dass das Parlament bei der Suche nach einem Sitz für eine EU-Agentur beteiligt war – zur Freude der Volksvertreter. „Die Gewinnerstadt wurde nicht mehr in einem Hinterzimmerdeal zwischen den Mitgliedstaaten bestimmt“, lobte der Grünen-Europaabgeordnete Rasmus Andresen.
Nachdem mehrere Schwarzgeldskandale die Gemeinschaft aufgeschreckt hatten, schlug die Europäische Kommission im Juli 2021 eine gemeinsame Behörde vor, die Geldwäsche EU-weit bekämpfen soll. Geplant ist, dass die Amla grenzüberschreitend tätige und als hochriskant geltende Kredit- und Finanzinstitute direkt beaufsichtigt, einschließlich Anbieter von Kryptowerte-Dienstleistungen. Die Behörde wird sich auch mit der Finanzierung von Terrorismus befassen, um den Kampf gegen illegale Finanzaktivitäten besser zu koordinieren.
„Amla wird eine Schlüsselrolle bei der Bekämpfung illegaler Finanzaktivitäten in der EU spielen“, hieß es aus Belgien, das derzeit den rotierenden EU-Ratsvorsitz innehat. Es sei „an der Zeit, dass wir diesen schädlichen Praktiken ein für alle Mal ein Ende setzen“, sagte CSU-Mann Ferber. Die Vergangenheit habe gezeigt, „dass es dazu eine europäische Behörde mit echten Durchgriffsrechten braucht“.
Tatsächlich fordern Experten vorneweg in Deutschland mehr Anstrengungen auf diesem Gebiet. Ein internationales Gremium betonte im Sommer 2022, dass Geldwäsche in der Bundesrepublik verbreiteter sei als in vielen anderen Mitgliedstaaten. Auch wenn Fortschritte gemacht worden wären, gebe es weiterhin Handlungsbedarf. Der Grünen-Politiker Andresen bewertete die Entscheidung für Frankfurt denn auch als „Vertrauensvorschuss“, damit Deutschland „beim Kampf gegen Geldwäsche gegenüber anderen Mitgliedsstaaten aufholt“.