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Missbrauch vorgeworfenMohamed Al-Fayed – „Monster ohne moralischen Kompass“

Lesezeit 4 Minuten
Starb im vergangenen Jahr im Alter von 94 Jahren: Mohamed Al-Fayed.

Starb im vergangenen Jahr im Alter von 94 Jahren: Mohamed Al-Fayed.

Der Ex-Harrods-Besitzer Mohamed Al-Fayed soll Mitarbeiterinnen jahrzehntelang sexuell belästigt und missbraucht haben.

Die Paparazzi-Fotos von Dodi Al-Fayed und Prinzessin Diana auf einer Jacht in Südfrankreich gingen im Sommer 1997 um die Welt. Kurz vor ihrem tragischen Unfall in einem Autotunnel in Paris verbrachte das Paar zusammen mit Prinz Harry und Prinz William einige Wochen auf einem Anwesen der Al-Fayeds in St. Tropez. Ein Urlaub, den Harry in seinen Memoiren gar als „himmlisch“ bezeichnete. Doch wie jetzt bekannt wurde, war die Villa in Südfrankreich womöglich auch ein Ort des Verbrechens. Dort, in London, Paris und Abu Dhabi soll Dodis Vater Mohamed Al-Fayed über Jahrzehnte Frauen missbraucht haben. Fast täglich kommen nun mehr Details ans Licht.

Mohamed Al-Fayed bei einem Termin vor Gericht in London (2007).

Mohamed Al-Fayed bei einem Termin vor Gericht in London (2007).

In der BBC-Dokumentation „Al-Fayed: Predator at Harrods„ („Al-Fayed: Raubtier bei Harrods“) hatten zunächst Dutzende Frauen von sexueller Belästigung und Vergewaltigungen durch den Milliardär berichtet. Der im vergangenen Jahr verstorbene Unternehmer, dem zwischen 1985 und 2010 das Londoner Kaufhaus Harrods gehörte, habe sich Frauen „ausgesucht“, um sie mit in seine Chefetage zu nehmen. Dort habe er sie begrapscht, beschimpft und teilweise vergewaltigt. „Mohamed Al-Fayed war ein Monster, ein sexueller Räuber ohne moralischen Kompass“, sagt eine Frau in dem Film.

Nach der Ausstrahlung der Dokumentation finden nun immer mehr ehemalige Mitarbeiterinnen des Londoner Luxuskaufhauses den Mut, sich öffentlich zu äußern. Am Mittwoch sprach die Britin Jen gegenüber der BBC das erste Mal öffentlich über ihren Leidensweg. Sie hätte sich geschämt und schuldig gefühlt. Doch jetzt sei endlich klar, dass sie nicht die Einzige war und es möglicherweise noch viel mehr Opfer gebe. „Es ist so traurig zu sehen, wie vielen Frauen das passiert ist“, sagte sie.

Weltweite Bekanntheit nach Tod seines Sohnes und Prinzessin Diana

Es ist ein Foto aus dem Jahr 1988, das Al-Fayeds Ambitionen in der Öffentlichkeit symbolisiert. Selbstbewusst lächelnd steht er im Maßanzug vor dem Kaufhaus Harrods. Als Unternehmer suchte er die Nähe zum Londoner Establishment und zum Königshaus. Weltweite Bekanntheit erlangte er nach dem Tod seines Sohnes und Prinzessin Dianas, für den er, sich in Verschwörungstheorien verstrickend, schließlich den Palast verantwortlich machte. Im August 2023 starb Al-Fayed im Alter von 94 Jahren. Nun scheint die dunkle Wahrheit über den Milliardär, der sich in der Öffentlichkeit oft als Clown inszenierte, ans Licht zu kommen.

In Großbritannien fragen sich viele, warum das Nobelkaufhaus, seine Angestellten nicht schützte und ob einige Mitarbeiter Al-Fayed möglicherweise sogar unterstützten. Eine Britin, die von Medien Jessica genannt wird, ihren echten Namen jedoch nicht preisgibt, sei zur Personalabteilung gegangen, um sich zu beschweren, nachdem sie 2008 von dem Milliardär missbraucht worden war. Anstatt ihr zu helfen, hätten die Verantwortlichen sie jedoch gezwungen, eine Geheimhaltungsvereinbarung zu unterzeichnen. Führungskräfte bei Harrods hätten für Al-Fayed Treffen mit Frauen arrangiert, hieß es. Bruce Drummond, ein Anwalt, der einige der Frauen vertritt, sagte: „Das Spinnennetz von Korruption und Missbrauch in diesem Unternehmen war unglaublich und sehr düster.“

Harrods: Schock über Vorwürfe um Mohamed Al-Fayed

Harrods zeigte sich in einer Erklärung „zutiefst schockiert“ über die Vorwürfe. Al-Fayed habe damals seine Macht missbraucht. Das Unternehmen räumte ein, dass es die betroffenen Mitarbeiterinnen im Stich gelassen habe, wofür man sich aufrichtig entschuldige. Die Anwälte der mutmaßlichen Opfer fordern eine Untersuchung, warum der Geschäftsmann zu Lebzeiten nicht strafrechtlich verfolgt wurde. Im Jahr 2008 wurde er beschuldigt, ein 15-jähriges Mädchen unsittlich berührt zu haben, was er jedoch bestritt. Die Staatsanwaltschaft verfolgte den Fall nicht weiter.

Viele Frauen bedauern heute, dass sie nicht früher über Al-Fayeds mutmaßliche Taten gesprochen haben, auch um andere Frauen zu schützen. „Ich wünschte, ich wäre damals stark genug gewesen, aber ich war es nicht“, sagt eine Britin namens Gemma in der BBC-Dokumentation, die nach den Anschuldigungen der 15-Jährigen schon in den 2000er-Jahren von der Polizei befragt wurde.

Der ehemalige Chef der königlichen Leibwache, Dai Davies, sagte diese Woche, er habe die königliche Familie bereits vor dem Urlaub Dianas vor Al-Fayed gewarnt. „Ich war entsetzt, denn ich wusste damals schon von einigen der Anschuldigungen, die im Umlauf waren.“ Der Buckingham-Palast wollte dies nicht kommentieren.