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Leidenschaft zum KochenDarf Ketchup in die Bouillabaisse, Herr Bleibtreu?

Lesezeit 5 Minuten
Schauspieler Moritz Bleibtreu kommt zur Jahres-Pressekonferenz von Prime Video ins WECC Berlin. (zu dpa: «Moritz Bleibtreu noch einmal Vater? «Kann mir das vorstellen»») +++ dpa-Bildfunk +++

Kocht jetzt auch öffentlich: Moritz Bleibtreu.

Moritz Bleibtreu kocht gerne, bisher allerdings nur zu Hause. Das ändert sich nun.

In der neuen Show „Dinner Club“ von Amazon Prime Video kocht Moritz Bleibtreu in einer Folge mit dem Schweizer Sternekoch Andreas Caminada für die weiteren prominenten Teilnehmer. Marlene Schwäbisch hat mit dem 53-Jährigen über seine Erfahrungen in der Show und seine große Leidenschaft zum Kochen gesprochen.

Herr Bleibtreu, für den „Dinner Club“ sind Sie mit Andreas Caminada nach Montenegro gereist. Dort mussten Sie unter anderem nach Muscheln tauchen und einen Esel melken. Was war die größere Herausforderung?

Das war beides nicht ganz einfach. Das mit dem Melken, das muss man echt gut können. Ich glaube aber, ich habe mich gar nicht so blöd angestellt. Das mit dem Tauchen war dann schon eher meine Welt. Ich habe wirklich großen Respekt vor dem Kollegen, der die Muschelfarm dort geleitet hat. Der geht jeden Tag bei Wind und Wetter sechsmal runter und holt jedes Mal zehn Kilo Muscheln hoch. Das zeigt, wie wichtig der Umgang mit Nahrungsmitteln ist. Die Muscheln springen nicht von alleine auf den Tisch und legen sich nicht von alleine in eine Weißwein-Knoblauchsoße.

Haben Sie sich auch schon mal vegetarisch oder sogar vegan ernährt?

Nee, das wäre gar nichts für mich. Ich bin ein leidenschaftlicher Koch und für mich ist das ein Gesamtkosmos. Ohne Fleisch würde mir etwas fehlen, weil es mir auch wahnsinnig gut schmeckt. Ich finde, dass man respektvoll damit umgehen muss. Ich weiß, dass man mittlerweile vegetarisch unheimlich viel machen kann. Ich koche auch gerne mal vegetarisch. Aber ohne Fleisch fällt dann auch schon sehr viel weg.

Würden Sie ein Tier auch selber schlachten?

Grundsätzlich traue ich mir das schon zu. Ich würde auf jeden Fall versuchen, es auf die bestmögliche Art und Weise zu tun.

Was ist Ihre bisher größte Kochsünde?

Da bin ich so gepolt wie Tim Mälzer. Ich sage immer, wenn es schmeckt, dann schmeckt es. Es gab eine Folge von „Kitchen Impossible“, da hat er einen Bouillabaisse gekocht, die sehr aufwändig war. Und am Ende hat er Ketchup dran getan. Und er ist damit durchgekommen. Die haben ihm alle 6,5 Punkte für seine Bouillabaisse gegeben. Und das finde ich beim Kochen sehr faszinierend. Es gibt ganz viele Wege nach Rom. Und wenn einer gerne Nudeln mit Ketchup isst, dann soll er gerne Nudeln mit Ketchup essen. Ich würde nie jemandem vorschreiben, wie er etwas zu essen hat. Wenn ein Gast reinkommt und sagt, er möchte sein Steak gut durchgebraten haben, dann brate ich ihm das Steak gut durch. Klar ist das schade um das Steak, aber ich muss es ja nicht essen. Ich habe mal Russen in einem Restaurant gesehen, die haben Zitrone in einen Dessertwein getan, der etwa 300 Euro die Flasche gekostet hat. Es gibt die wildesten Sachen.

Nein, Geschmäcker sind so verschieden. Ich habe einen Freund, der salzt alles nach. Völlig egal, was er auf den Teller bekommt.
Moritz Bleibtreu

Also wenn jemand Ihr Gericht mit Maggi nachwürzt, dann sind Sie nicht beleidigt?

Nein, Geschmäcker sind so verschieden. Ich habe einen Freund, der salzt alles nach. Völlig egal, was er auf den Teller bekommt. Natürlich geht es in der Kochkunst im Allgemeinen darum, und das ist ja in allen Künsten so, dass man so etwas wie eine Universalität findet. Also dass man einen Ton findet, der möglichst zu fast allen durchdringt. Ob das bei Filmen der Fall ist oder in der Musik oder eben beim Kochen. Man versucht, diese Universalität zu finden, aber ganz wird das nie funktionieren. Es wird immer Einen geben, dem es nicht schmeckt.

Beim Dinner Club haben Sie zusammen mit dem Sterne-Koch Andreas Caminada gekocht. Haben Sie etwas Konkretes von ihm gelernt?

Rein technisch vielleicht nicht. Natürlich sieht man in jedem Handgriff, dass er Profi ist. Wenn er eine Pfanne anfasst, dann fasst er die nicht so an, wie andere Menschen die anfassen. Von einem Messer ganz zu schweigen. Das ist schon alles sehr beeindruckend. Aber das wirklich Beeindruckende ist dieser kreative Gesamtüberblick über alles. Er ist nicht nur ein Koch, sondern leitet ein kulinarisches Unternehmen, bei dem jedes Detail – von der Einrichtung bis zu den Servietten – durchdacht ist. Er hat die Fähigkeit, das zu orchestrieren und gleichzeitig ein ganz tolles Arbeitsklima zu schaffen. Und ich glaube, das ist auch unheimlich wichtig, gerade in der Sterneküche, in der der Ton leider immer noch oft sehr rau ist. Die aber wahrscheinlich auch nicht ohne Disziplin und ohne Strenge funktioniert. Dahingehend hat Andreas sehr viel richtig gemacht. Er schafft es auf eine präzise Art streng zu sein, aber sich dabei eine unheimliche Herzlichkeit zu bewahren. Und das ist eine ganz besondere Eigenschaft.

Was haben Sie aktuell in Ihrem Kühlschrank? Ließe sich daraus etwas kochen?

Eigentlich immer, ja. Auch wenn der Kühlschrank leer ist, könnte ich immer eine Aglio Olio kochen. Knoblauch hält sich ewig, wenn man den abdunkelt. Dann gibt es so Grundzutaten wie Parmesan, die man immer im Kühlschrank haben sollte. Mit Parmesan hast du eh schon mal gewonnen. Ein paar Oliven aus der Dose sind auch ein tolles Produkt, genauso wie getrocknete Tomaten und Pinienkerne. Tiefkühl-Sachen natürlich auch, gerade bei Gemüse. Die Tiefkühl-Mango von Aldi. Darf ich gar nicht laut sagen. Es gibt schon ein paar Sachen im Haus, aus denen man immer etwas zaubern kann.

Gehen Sie genauso gerne einkaufen wie Sie kochen?

Ja, das sollte man nicht hungrig machen, aber ich gehe gerne einkaufen. Ich weiß, es gibt viele Leute, die das hassen. Ich mag es gerne. Lebensmittel wohlgemerkt. Nicht Klamotten.

Was ist aus Ihrer Sicht ein Must-Have-Küchengerät? Worauf möchten Sie nicht mehr verzichten?

Ein Zauberstab. Da kann man so viel mit machen. Um überhaupt irgendwas püriert zu bekommen, ist der wichtig. Der ist die Basis aller Suppen und Pürees. Von den klassischen Küchengeräten sollte man den Zauberstab auf jeden Fall haben.