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Kommentar zur GB-WahlDer Labour-Sieg ist ein Paukenschlag und ein überfälliger Wechsel

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Sir Keir Starmer, neu gewählter Premierminister von Großbritannien, trifft mit seiner Frau Victoria nach dem Sieg der Labour-Partei bei den Parlamentswahlen zum ersten Mal in der Downing Street Nr. 10 ein.

Sir Keir Starmer, neu gewählter Premierminister von Großbritannien, trifft mit seiner Frau Victoria nach dem Sieg der Labour-Partei bei den Parlamentswahlen zum ersten Mal in der Downing Street Nr. 10 ein.

Als bekannt wurde, dass die Labour-Partei tatsächlich klar gewonnen hat, lag Erleichterung in der Luft und ein Gefühl von Aufbruch. Ein Kommentar

Nach 14 Jahren werden nicht mehr die Konservativen, sondern die Sozialdemokraten im Vereinigten Königreich regieren. Es ist ein Paukenschlag, ein historisches Ereignis, ein längst überfälliger Wechsel.

Verantwortlich dafür sind jedoch vor allem die konservativen Tories. Nach über einem Jahrzehnt an der Macht hinterlassen sie einen Scherbenhaufen. Nicht nur, weil im Gefühl der Briten nichts mehr zu funktionieren scheint, sondern auch, weil die Menschen nach immer neuen falschen Versprechungen das Vertrauen in die Politik verloren haben.

Keir Starmer möchte dieses Vertrauen wieder herstellen, leicht wird dies aber nicht. Er steht vor einem ganzen Berg von Problemen. Ganz oben auf der Liste stehen die langen Wartelisten im staatlichen Gesundheitswesen NHS. Doch auch der Zustand englischer Schulen ist desaströs. Die Gebäude bröseln vor sich hin und es fehlt an Personal. Hinzu kommen die gestiegenen Lebenshaltungskosten und grassierende Armut, unter der vor allem Kinder leiden sowie die hohen Hypothekenzahlungen und Mieten. Und auch die Folgen des Brexit belasten das Land weiterhin. Starmer hat sich einen klaren Sieg gesichert, sich aber auch Probleme eingekauft, die nun mit ihm in die Downing Street Nummer 10 einziehen werden.

Erschwerend kommt hinzu, dass die Partei zwar viele Sitze gewonnen hat, ihre Wählerschaft aber sehr unterschiedliche sozioökonomische, kulturelle, ethische, geografische und politische Hintergründe hat. Die Herausforderung wird darin bestehen, all diese Wähler bei Laune zu halten.

Die große Mehrheit im Parlament könnte Starmer aber zunächst auch einen ruhigen Start ins Amt ermöglichen und im besten Fall auch etwas Zeit und Raum geben, um die vielen Probleme langfristig anzugehen. Damit könnte nach turbulenten Jahren in Großbritannien tatsächlich eine ruhigere Phase anbrechen, in der die Britinnen und Briten nicht mehr damit rechnen müssen, dass Premierminister nach nur wenigen Monaten ausgetauscht werden. Es ist höchste Zeit.