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Kommentar zur AtomkraftEine erneute Kehrtwende würde viel mehr kosten

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Wasserdampf steigt aus dem Kühlturm des Kernkraftwerks Isar 2.

Wasserdampf steigt aus dem Kühlturm des Kernkraftwerks Isar 2.

Das Atom-Aus ist ein schwieriger Weg. Und keiner, der der Umwelt nicht weh täte. Doch es wäre unklug, nun umzukehren.

Atomkraft kann weder den deutschen, noch den europäischen, geschweige denn den globalen Energiehunger stillen. Aber der aus Kernspaltung ohne Klimagas erzeugte Strom ist noch eine ganze Weile unverzichtbar, um aus Kohle, Gas und Öl auszusteigen, damit es auf der Erde nicht zu heiß wird. Wer das anders sieht und mit Verweis auf den strahlenden Müll und die Sicherheitsrisiken „Atomkraft nein danke“ ruft, kann das ja tun. Der Klimawandel hat allerdings schon jetzt viel mehr Menschenleben gekostet und Lebensräume zerstört als Atom-Unfälle. Und er steht erst am Anfang.

Deutschland hat – unter einer CDU-geführten Regierung – das Atom-Aus beschlossen und den Weg der erneuerbaren Energien eingeschlagen. Das ist ein schwieriger Weg. Und keiner, der der Umwelt nicht weh täte. In Windparks, Solardächern und Trafos steckt viel giftige Chemie. Wegen der dezentralen Erzeugung muss für Stromleitungen das halbe Land umgegraben werden. Und bis genug preiswerter Grünstrom erzeugt werden kann, ist es noch eine gewaltige Strecke.

Trotzdem wäre es unklug, diesen Weg abzubrechen, denn eine neue Kehrtwende würde noch mehr Zeit und Geld kosten. Wer freilich den Atom-Ländern Vorhaltungen machen und ihnen den deutschen Weg aufzwingen will, hat den Ernst der Lage nicht kapiert. Eine CO2-freie Energieversorgung wird nur mit vereinten Kräften erreicht. Es wäre Unfug, keine mit Atomstrom erzeugten E-Fuels zu nutzen oder keinen Atom-Wasserstoff zu erzeugen. Dafür wäre es sinnvoll, überschüssigen Windstrom von unseren Küsten nach Frankreich oder Belgien zu liefern.

Zusammen statt gegeneinander, das ist der Sinn der Europäischen Union. Und darum braucht es keinen zweiten Atom-Gipfel, sondern einen ersten Energie-Gipfel, bei dem alle ihre Stärken einbringen – und ihre moralischen Zeigefinger zu Hause lassen.